574 Handwörterbuch der Chemie.
kann. Sind die Lösungen concentrirter, so legen sie sich in getrennten Schichten
übereinander. Setzt man einer Lösung von Seife in Wasser Kochsalz zu, so ent-
zieht dasselbe der Seifenlösung eine gewisse Menge Wasser, um sich darin auf.
zulösen; es entstehen getrennte Lösungen von Salz und Seife.
Aehnliche, aber geringere Wirkungen als die Kochsalzlösungen haben die
Lösungen von essigsaurem Kali, Chlorammonium, Chlorkalium, kohlensaurem
und schwefelsaurem Natron. In schwacher Aetzlauge sind alle Seifen löslich, in
concentrirter dagegen die meisten nicht.
Die Kaliseifen werden von Natronsalzen, z. B. Kochsalz, Glaubersalz. u. s. w.
zersetzt, So dass das entsprechende Kalisalz (Chlorkalium, schwetelsaures Kali)
und Natronseife entstehen. Lange Zeit war dies in Deutschland der einzige Weg
zur Darstellung fester Seifen: man verseifte das Fett mit Kalilauge (Aschenlauge)
und setzte dann Kochsalz zu, um die Basen auszutauschen. Der Austausch der
Basen ist jedoch kein vollständiger; eine so hergestellte Seife ist stets kalihaltig
und in Folge dessen etwas weicher und löslicher als eine aus reiner Natronlauge
gesottene Seife,
Ueber die Vorgünge, welche bei Ueberführung der weichen Kaliseifen in harte
Natronseifen durch Zufügen von Kochsalzlósung zu der Lósung von Kaliseife statt-
finden, sind schon früher von A. C. OupEMaNs jr. Versuche angestellt. Derselbe
war zu dem Resultat gekommen, dass nur ungefáhr die Hàálfte des Kalis durch
Natron ersetzt wird. Neuerdings haben C. R. AIDER WRIGHT und C. THOMPSON
(5) nochmals den Gegenstand eingehend untersucht und sind dabei auch zu dem
Resultate gekommen, dass die wechselseitige Zersetzung zwischen Chlornatrium
und fettsaurem Kali nur eine theilweise ist, dass sie aber in der Weise erfolgt,
dass eine Theilung der beiden Säuren (Fettsäure und Salzsäure) gemäss ihrer
Aviditätszahlen eintritt.
Ein anderes Verhältniss tritt ein, wenn man ein Alkalicarbonat auf die fett-
saure Verbindung eines andern Alkalis einwirken lässt. Hierbei ist die Menge
des als Kaliseife in dem Endprodukt enthaltenen Kalis zum Natron (als Natron-
seife) eine weit grössere, als die des Kalis als Kaliumcarbonat zum Natron in
der Form von Carbonat, gleichgiltig, ob Kaliseife mit Natriumcarbonat oder
Natronseife mit Kaliumcarbonat behandelt wurde.
Hieraus erklärt sich die Wirkung, welche die Behandlung von Natronseifen
mit Potaschlösung in Bezug auf Textur und Korn ausübt: Die harte Sodaseife
wird zum Theil in weiche Kaliseife übergeführt. Während nun bei Vorhandensein
von Fettsäure und Kohlensäure einerseits und Kali und Natron andererseits die
Reaction zwischen den Componenten derart verläuft, dass sich vorwiegend Kali-
seife und Natriumcarbonat bildet, ist das Verhältniss bei Anwendung von Alkali-
chloriden an Stelle des Carbonats genau das Umgekehrte.
Die reinigende Wirkung der Seife beim Waschen suchte man früher, unter
Zugrundlegung der oben angeführten Versuche von CnHEvREUL, dadurch zu er-
klären, dass die fettsauren Alkalien durch kaltes Wasser in saures, fettsaures
Alkali, welches im Wasser unlöslich ist, und in freies Alkali, welches sich im
Wasser löst, zerlegt wird. Das treigewordene Alkali soll dann lösend auf Fett
und Schmutz wirken, ohne in dieser Verdünnung die Haut oder das Zeug anzu-
greifen, zugleich sollen dann die durch das Wasser abgeschiedenen, aber in dem-
selben suspendirten sauren fettsauren Salze das von den Zeugen Gelöste einhüllen
und verhindern, dass es sich von Neuem auf die Faser niederschlägt. Dass diese
Theorie nicht richtig ist, dafür sprechen verschiedene Gründe: erstens, dass jene
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