Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
  
Handwörterbuch der Chemie, 
Er fand für (SeO,, Aq) — — 918 cal. 
» (Se, Q5) e + 57710 ,, 
» "Se0,A4q-. 36792 ., 
» Se O, Aq-- 75682. , 
5» SeO0,Aq,0 —, 13500 , 
n» 9205, Q0, Aq-— 17972 ,, 
Die Verwandtschaft der betr. Elemente zum Sauerstoff zeigt also in der 
'Triade des Schwefels die Beziehung S > Se — Te, entsprechend derjenigen in 
der Triade der Halogene, Cl > Br <C]. 
Selendioxyd, Selenigsáure-Anhydrid, SeO,. Selen verbrennt beim Er- 
hitzen in einem Strome von trocknem Sauerstoff mit bláulichgrüner Flamme zu 
Selendioxyd, das sich in den kälteren Theilen der Róhre in weissen, häufig sehr 
langen, vierseitigen, sehr glänzenden Nadeln oder bei sehr rascher Abkühlung 
als dichte, durchscheinende, weisse Masse absetzt. Sie zeigen ein spec. Gew. 
von 3:9583 bei 15:7? und verflüchtigen sich bei gewóhnlichem Luftdruck ohne 
Schmelzung etwas unter dem Siedepunkt der Schwefelsáure. Im zugeschmolzenen 
Rohre auf 340? erhitzt, schmilzt das Selendioxyd und erstarrt zu einer harten, 
weissen Masse von krystallinischer Structur (129). Der Dampf des Selendioxyds 
ist grüngelb, von der Farbe des Chlors, und von stechend saurem Geruch (BER- 
ZELIUS); sein Spectrum ist im Roth continuirlich, zeigt aber im Blau und Violett 
zahlreiche Absorptionslinien [GERNEZ (51)]. 
Auch durch Erhitzen von seleniger Sáure (s. unten) lässt sich Selendioxyd 
erhalten. Man verdampft die durch Auflösen von Selen in Salpetersäure er- 
haltene Lösung von seleniger Säure zur Trockne, am besten in einer Retorte 
(132) und erhitzt schliesslich zur Sublimation. Ein von Selensáure und von 
Schwefelsáure vóllig freies Produkt wird erhalten, wenn man die durch Auflósen 
von Selen in concentrirter Salpetersäure beim Eindampfen zunächst erhaltene 
Masse von seleniger Säure eben bis zur beginnenden Sublimation erhitzt, hierauf 
in Wasser löst, die Lösung mit Barytwasser ausfällt, das Filtrat eindampft und 
den Rückstand sublimirt [J. THOMSEN (133)]. Selensäure und Schwefelsäure gehen 
hierbei in den Barytniederschlag, die geringe Menge des entstandenen Baryum- 
selenits bleibt bei der Sublimation zurück. 
Das Selendioxyd zieht an der Luft langsam Feuchtigkeit an, in Wasser und 
Weingeist löst es sich leicht auf, wobei sich 
Selenige Säure, H,SeO,, bildet. Krystallisirt erhält man dieselbe durch 
Auflósen von Selendioxyd in etwa 1 seines Gewichts heissen Wassers; beim Er- 
kalten scheiden sich grosse, làngsgestreifte, salpeteráhnliche Krystalle aus (134), 
welche die Zusammensetzung H,SeO, haben, an trockner Luft verwittern, an 
feuchter Wasser anziehen, stark sauer schmecken und beim Erhitzen in Wasser 
und Selendioxyd zerfallen; das letztere ist somit das Anhydrid der selenigen 
Säure. Aus wasserhaltigem Eisessig krystallisirt die selenige Sáure ebenfalls als 
H,SeO,, aus absolutem Alkohol beim Verdunsten über Chlorcalcium aber in 
quadratischen Tafeln der Formel SeO,- CH; OH, die entweder das Alkoholat 
des Selendioxyds oder vielleicht auch äthylselenige Säure, B00, sind (135). 
Durch Erhitzen von wasserhaltigem Benzol mit Selendioxyd erhält man gleich- 
falls selenige Säure, die sich nach dem Erkalten als krystallinische, schmelzbare 
Masse abscheidet (1:29). 
Eine Lósung der selenigen Sáure erhült man durch Auflósen von Selen in 
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