Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
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Beim Erkalten erstarrt die in der Wärme gelb bis rothbraun gefärbte Lösung 
zu einem aus feinen, weissen, meist radial-faserig gruppirten Nädelchen bestehen- 
den Krystallbrei, der von der anhängenden Chlorsulfonsäure durch Pressen 
zwischen Thonplatten befreit wird. 
Das Schwefelselenoxytetrachlorid ist an feuchter Luft zwar zerfliesslich, hilt 
sich aber unter Luftabschluss unverändert und kann ohne Zersetzung zu erleiden 
erwärmt werden. Es schmilzt bei 165° und siedet bei 183°. Die Dampfdichte 
wurde bei 209?— 3:362 gefunden statt der berechneten 10‘426, was auf eine 
durch Dissociation bewirkte Vermehrung des Volums auf das 3fache hinweist, 
Der Zerfall findet wahrscheinlich im Sinne nachstehender Gleichung statt: 
28eS0,Cl, = 9S0, -- Se,Cl, + 3C1,. 
2 Vol. 9 Vol. + 1 Vol. +- 3 Vol. 
Weitere Bildungsweisen von Schwetelselenoxytetrachlorid sind [CLAUSNIZER 
(185), pag. 2009 und 2011]: 
Pyroschwefelsäure und Selentetrachlorid, im molekularen Verhältnisse ge- 
mischt und erwärmt, lassen beim Erkalten dasselbe auskrystallisiren: 
H,S,0, -- SeCl, = SO,SeCl, -- H,80,. 
Auch Selentetrachlorid und Schwefelsáure wirken hauptsächlich im Sinne 
folgender Gleichung auf einander ein: 
3SeCl, + 2H,S0, = 250,SeCl, + SeO, + 4HCI. 
Pyrosulfuryichlorid und Selentetrachlorid, im Verhältnisse von 2:1 Mol. ge- 
mischt und erwürmt, liefern ebenfalls Schwefelselenoxytetrachlorid: 
S,0,C1, + SeCL, = SO,Se CI, + SO, + Cl,. 
Eine Reihe anderer Bildungsweisen lässt sich auf die schon mehrfach hervor- 
gehobene Thatsache zurückführen, das die Affinität des Chlors zum Selen grösser 
ist als zum Schwefel, während umgekehrt der Sauerstoff zum Schwefel die 
grössere, zum Selen die kleinere Verwandtschaft zeigt. Daher haben Oxychloride 
und Oxyde des Selens die Neigung, ihren Sauerstoff gegen Chlor der Schwefel- 
oxychloride umzutauschen. 
Sulfurylchlorid und Selenoxychlorid setzen sich beim Erhitzen auf 170—180° 
ipi Rohre un S0,Cl, + 5e0C], = 20,8:Cl,. 
Aehnlich Sulfurylhydroxylchlorid und Selenoxychlorid: 
(1) 280,{ Gy + SeOCly=SeCl, + Hy, 0; 
(2) H,S,0,-rSeCl, — SO,SeCl, -- H5SO,. 
Nach dem Auftreten des gebildeten Selentetrachlorids wird bis zur voll- 
ständigen Lösung erwärmt; beim Erkalten krystallisirt das Schwefelselenoxychlorid 
heraus. 
Auch Sulfurylhydroxylchlorid und Selendioxyd wirken in dieser Richtung auf 
einander, indem zunächst Selenylchlorid und Pyroschwefelsäure entstehen und 
ersteres dann weiter in Selentetrachlorid übergeht: 
(1) 2S0,CI(OH) + SeO, = SeOCl, 4- H58,0;; 
(2) 2SO,CI(OH) 4- SeOCl, — SeCl, 4- H85,0;; 
und nunmehr verläuft die Reaction, wie schon oben angeführt, nach der 
Gleichung: (3. H,8,0, -- Se(Cl, = S0,8¢Cl, + H,S0,. 
Mit Wasser zersetzt sich das Schwefelselenoxytetrachlorid augenblicklich in 
Salzsäure, selenige Säure und Schwefelsäure: 
     
   
   
  
  
   
  
   
   
   
  
   
    
  
   
  
  
   
   
  
  
  
   
   
   
   
   
  
    
    
   
   
   
   
  
   
   
    
   
    
     
  
	        
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