Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

   
  
  
  
  
  
642 Handwörterbuch der Chemie, 
welcher behauptete, im Besitz des Steins der Weisen zu sein und Quecksilber in 
Silber verwandelt zu haben. Sicher ist, dass er einen grossen Reichthum erwarb 
und Kirchen und Hospitäler gründete. 
Im 15. Jahrhundert gab der Erfurter Mönch BaAsıLıus VALENTINUS, von dem 
manche richtige chemische Beobachtungen (besonders in seinem Werke Currus 
triumphalis Antimonz) herrühren, folgende Vorschrift, um Gold und Silber zu 
machen: Man calcinire ein Gemisch von Zinnspánen und Aetzkalk einen Tag 
lang. Nach Entfernung des Kalks hat man ein Pulver, welches, mit Blei zu- 
sammengeschmolzen, Silber und Gold liefert, in hinreichender Menge, um be- 
quem davon leben zu kónnen. Nachdem Blei und Zinn mit Salz calcinirt worden 
ist, setze man dem Rückstand etwas Vitriolól zu, so dass ein Brei entsteht, den 
man in einem wohl verkitteten Gefásse aufbewahren und acht Tage und acht 
Nächte lang auf einem Sandbad erhitzen muss. Auf diese Weise kann ein Centner 
Blei sieben und eine halbe Mark feines Silber geben. 
In den Zeiten der Jatrochemie, im 16. und 17. Jahrhundert, gab es zwar 
noch viele Alchemisten, aber es wurden auch von gewichtigen Stimmen Zweifel 
an der Móglichkeit der Metallverwandlung erhoben. Infolge dessen richtete sich 
die Forschung mehr auf die Eigenschaften und die Verbindungen des Silbers. 
So beschreibt Oswarp Cmorr, ein Schüler des PaRACELsUs, die Darstellung 
des Chlorsilbers (Zuna cornea oder Hornsilber) Acricora (1494— 1555) ver- 
bessert die Cupellation und beschreibt die Anwendung der Salpetersáure, des 
Scheidewassers, zur Trennung von Gold und Silber. Zu demselben Zweck be- 
nutzt er auch zuerst das Vitriolól. vaw HELMONT (1577— 1644) bekümpft die 
Ideen der Alchemisten; er weist nach, dass das Silber beim Lósen in Salpeter- 
säure nicht zerstört werde, sondern sich vollständig in der Lösung vorfinde. 
Besonders ROBERT BOVLE (1627—1691), der Vater der chemischen Analyse, 
machte viele neue Angaben über die Chemie des Silbers. Er fand, dass der 
durch Kochsalzzusatz in einer Lósung von Silber in Scheidewasser hervorgerufene 
Niederschlag ein grósseres Gewicht habe, als das in Lósung gebrachte Silber. 
Er hob die Empfindlichkeit der Reaction hervor und empfahl, die Silberlósung 
zur Bestimmung des Salzgehaltes im Meerwasser zu benutzen. Auch machte er 
auf die Fárbuprg aufmerksam, welche das Chlorsilber am Licht erfáhrt, schrieb 
diese Erscheinung aber der Einwirkung der Luft zu. Er bestimmte das Volum- 
gewicht des Silbers zu 11:091, auf Wasser bezogen. Er gab eine noch heute 
benutzte Vorschrift zur Bereitung einer quecksilberfreien Masse zum Versilbern 
von gereinigten und gebeizten Metallgegenstünden. Dies Gemisch besteht aus 
gleichen 'Theilen Kochsalz, Silbernitrat und Kalk oder calcinirtem Weinstein. 
Doch konnte BovrE sich nicht ganz von den alchemistischen Ideen frei machen. 
GLAUBER (1604— 1668) benutzte die ammoniakalische Hôllensteinlôsung zum 
Schwarzfärben von Federn, Haaren und andern organischen Stoffen. 
Durch spätere Chemiker, wie KUNCKEL, MARGGRAF, SCHEELE u. À. findet das 
Silber mehr und mehr eine wissenschaftliche Bearbeitung. 
Was nun den Bergbau auf Silber und die hüttenmännische Gewinnung 
des Metalls seit dem Untergange des Rómerreiches betrifft, so finden wir, dass 
nach Jahrhunderten der Dunkelheit hier und da wieder Grubenunternehmungen ins 
Leben treten. 
In den Annalen des Bisthums Toul wird berichtet, dass der Bischof GERHARD 
um 975 der Kirche von Saint-Dié einige Lündereien übergab, wobei er sich das 
Recht des Zehntens auf den Ertrag der Silbererzgruben vorbehielt. Im zehnten 
   
   
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
   
     
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
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