Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
656 Handwörterbuch der Chemie. 
beweglichen Herd (Test) besitzen. Der Test, welcher ausserhalb des Ofens geschlagen und auf Wagen 
in diesen geschoben wird, besteht aus einem ovalen Eisenring 4 mit Querschienen 2 am Boden, 
mit welchen derselbe auf einem Tische ruht. Der Raum innerhalb des Ringes wird mit Knochen- 
mehl ausgestampft, aus welchem dann die Vertiefung £ ausgeschnitten wird. Nachdem der 
Test auf seinen Platz (C in Fig. 299) in den Flammofen geschoben worden ist, lässt man das 
in einem Eisenkessel geschmolzene Werkblei durch eine Vertiefung X (Fig. 299) in C ein- 
fliessen und erhält dasselbe durch eine von dem Rost À über die Feuerbrücke Æ schlagende 
und durch die Füchse » in die Esse A abziehende Flamme fliissig. Nach Anlassen des Ge- 
bläses 7 bildet sich Glütte auf dem Metall, welche durch eine in dem Rand 7 des Testes ein- 
geschnittene Glättgasse bei 7 (Fig. 299), ablüuft in einen im Raume D (Fig. 299) stehenden Topf. 
Gewöhnlich treibt man nicht bis zum Blicken des Silbers ab, sondern erzeugt zunüchst durch 
Concentrationstreiben Blei mit etwa 104 Silber, worauf die concentrirten Bleie dann zusammen 
vollends abgetrieben werden. Der Betrieb lässt sich continuirlich gestalten. 
3. Feinbrennen des Blicksilbers. Diese Operation ist ein fortgesetzter Abtreibe- 
process, wird aber in etwas anderer Weise ausgeführt, als das gewöhnliche Abtreiben.  Bis- 
weilen wird das Feinbrennen in den Treiböfen selbst vorgenommen. Man lässt aber die sich 
bildende Glätte nicht mehr abfliessen, sondern man streut lockere Testmasse auf das Metallbad, 
welche sich dann mit Bleioxyd vollsaugt und abgezogen wird. Auch andere Metalle werden 
dabei abgeschieden. Um dies zu befördern, kann es sogar zweckmüssig sein, dem Silber wieder 
etwas Blei zuzusetzen. 
a. Das Feinbrennen unter der Muffel wird besonders auf den Unterharzer Hütten aus- 
geführt. Der Mergel-Test wird in eine eiserne Schale eingeschlagen. Die mit etwa 25 Kilogr. 
Blicksilber chargirte Schale wird in den Ofen gesetzt und von einem Muffelgewölbe bedeckt, 
so dass die Schale selbt den Boden der Muffel bildet. Die Muffel wird mit Holzkohlen um- 
geben. Man feint unter Luftzutritt und unter häufigem Umrühren des Silbers so lange, bis dieses 
vollkommen spiegelt, und kühlt es dann durch Aufgiessen von Wasser ab. Der Brennmaterial- 
aufwand ist bei diesem Verfahren sehr gross, weil die Erhitzung des Silbers wesentlich nur durch 
die strahlende Wärme der Muffel bewirkt wird. 
b. Das Feinbrennen in Tiegeln erfordert weniger Brennmaterial, und der Silberverlust 
infolge von Verflüchtigung ist geringer. Man verwendet dazu Graphittiegel oder schmiedeiserne 
Tiegel. Nach dem Einschmelzen des Silbers streut man Holz- und Knochenasche auf das 
Metall, doch so, dass der Luft zugängliche Stellen bleiben. Von Zeit zu Zeit wird mittelst 
eines Schaumlóffels die mit Bleioxyd imprügnirte Testasche abgehoben. Wenn das Silber stark 
zu spiegeln beginnt, streut man ein Gemenge von Borax und Salpeter auf die Oberfläche, rührt 
durch, zieht die Schlacke ab und schôpft das nun ganz blanke Silber aus. 
c. Flammófen werden zur Zeit am hiufigsten zum Silberraffiniren verwendet. Der Brenn- 
stoffverbrauch ist hierbei der geringste, allerdings die Verflüchtigung des Silbers bedeutend. Um 
diesen Silberverlust möglichst einzuschränken, muss das Blicksilber rasch unter einer Decke von 
Holzkohlenpulver oder Sägespähnen eingeschmolzen werden. Die Raffinirófen haben entweder 
einen beweglichen Herd, ühnlich wie die englischen Treibófen, oder sie haben feste Herde und 
bewegliche Hauben. In jenem Falle wird das blanke Silber abgestochen oder durch Umkippen 
des Herdes ausgeleert, Die grósseren Oefen mit fixem Herd haben hohe Essen, damit die 
Einschmelztemperatur môglichst rasch erreicht werden kann. Aus diesen Oefen wird das 
Silber in eiserne Formen ausgekellt Das beim Abkühlen des Silbers háufig eintretende Spratzen 
und dadurch bedingten Silberverlust sucht man durch recht langsame Abkühlung zu verhüten, 
indem man die Formen auf geheizte eiserne Platten stellt; oder man legt ein Stück Kohle auf 
das Metall, wodurch seine Oberflüche offen gehalten wird. 
B. Silbergewinnung durch Quecksilber, Amalgamation. 
Das Verfahren beruht darauf, dass Quecksilber mit metallischem Silber leicht ein Amalgam 
bildet, aus welchem durch Hitze das Quecksilber dampffórmig ausgetrieben wird, und ferner 
darauf, dass Chlorsilber, in welche Verbindung das Silber übergeführt wird, durch metallisches 
Eisen oder Quecksilber zu Silber reducirt wird, welches dann von überschüssigem Quecksilber 
aufgenommen wird. 
  
      
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
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