Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
    
    
   
  
  
   
  
    
    
   
    
    
    
  
  
   
    
  
   
   
      
   
   
     
    
     
  
    
   
    
     
    
     
    
  
    
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Silber. 
Eigenschaften des Silbers. 
1l. Physikalische Eigenschaften. 
Das Silber krystallisirt im tesseralen System und zeigt gewóhnlich die 
Formen des Würfels, Oktaéders und Rhombendodekaéders. Meistens sind die 
Krystalle des natürlich vorkommenden Silbers sehr verzerrt. 
Künstlich erhált man Silberkrystalle auf elektrolytischem Wege, und zwar in 
Form sehr kleiner regulárer Oktaéder; durch langsames Erkalten des geschmolzenen 
Metalls bilden sich gróssere, aber undeutliche Krystalle. 
Beim Bruch von Silberbarren und sehr alten Silbergegenstinden hat man 
Krystallláchen wahrnehmen kónnen. 
Reines Silber zeigt eine weisse und sehr glänzende Oberfläche. In fein 
vertheiltem Zustande, wie man es z. B. durch Reduction des Chlorids mittelst 
Zinks erhált, ist es ein hellgraues Pulver, das aber unter dem Gilättstahl weiss 
und glänzend wird. 
Silber, welches in sehr dünner Schicht auf Glas abgelagert ist, lässt das 
Licht mit blauer Farbe durchscheinen. 
Das Volumgewicht des gegossenenSilbers ist von KARSTEN zu 10:4282, von Bnis- 
SON zu 10:474, von FAHRENHEIT zu 10:481, von G. RosE zu 10:524 bis 10:528 bei 
17:4? (bezogen auf Wasser von derselben Temperatur), von MATTHIESSEN zu 
10:468 bei 13:2? bestimmt worden; für geschmiedetes giebt BmissoN 10:510, 
MUSSCHENBROEK 10:50, für gepresstes G. Rose 10:554 bis 10:567 bei 14? an; das 
Vol.-Gew. des destillirten ist nach CHRISTOMANOS 10:575, das des mit Fisenvitriol 
aus der salpetersauren Lôsung gefällten nach G. Rose 10:56 bis 10:62, das des 
elektrolytisch gefállten 10:58. 
Die Hürte des Silbers liegt zwischen derjenigen des Goldes und des Kupfers, 
nach der Mous'schen Scala bei 9:5 bis 3. Um die Härte zu erhöhen, wird das 
Silber, welches zu Münzen u. s. w. verarbeitet werden soll, mit Kupfer legirt. Auch 
Zusütze von Eisen, Kobalt und Nickel erhóhen die Hárte des Silbers bedeutend. 
In Bezug auf Hämmerbarkeit und Dehnbarkeit steht das Silber nur 
dem Golde nach. Mit 0'8 Grm. (1 Gran) hat man einen gegen 180 Meter langen 
Draht herstellen kónnen. Silberfolie lásst sich bis zu einer Dicke von 0:008 Millim. 
aushümmern. 
Die absolute Festigkeit pro Qcm. betrágt für gegossenes Silber 2880 Kgrm., 
für hartgezogenen Draht 3155 bis 4135, für geglühten Draht 1800—1950 Kgrm. 
Bei Versuchen von BAUDRIMONT (44) zerriss ein Silberdraht von 0:89825 Millim. 
Durchmesser bei 16? unter folgenden Belastungen: 3528 Grm. bei 0?, 2898 Grm. 
bei 100°, 2314 Grm. bei 200°. WERTHEIM (45) giebt fiir hartgezogenen Draht 
von 1 Quadratmillim. Durchschnitt 29600 Grm., für geglühten Draht 16400 Grm. 
zwischen 15 und 20? an. Die Festigkeit ist grosser als die des Kupfers, geringer 
als die des Palladiums. 
Die specifische Wärme des Silbers ist nach DuronG und PETIT (46) 
0:0557 zwischen 0 und 100°; REGNAULT giebt für dasselbe Temperaturintervall 
0°05701 an, BUNSEN (47) 0°0559. ; 
Der lineare Ausdehnungscoëfficient beträgt etwa 000002 für 1° zwischen 
0 und 100°. LAVOISIER und LAPLACE fanden 0:0000190974; Ma'rTHIESSEN (48) 
giebt 0:00001943, FizEau (49) 0:00001921 fiir 40°, 000001936 fiir 50° an. Nach 
ROBERTS (50) ist der mittlere lineare Ausdehnungscoéfficient zwischen 0° und der 
Schmelztemperatur des Silbers (etwa 1000°) 0:00003721, der Coëfficient der cubi- 
schen Ausdehnung 0:00011164.
	        
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