Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
  
  
    
  
    
   
   
     
   
    
   
     
    
    
    
   
     
  
   
    
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
Handwörterbuch der Chemie. 
Der Schmelzpunkt des Silbers liegt etwa bei 1000°. Genau sind so hohe 
Temperaturgrade nicht zu bestimmen. PRrINseP giebt 999° an, DANIELL 1024°, 
POUILLET 1000°, WiLsoN 1032° BECQUEREL 960°, RIEMSDIJK 1040°, VIOLLE 954° 
(calorimetrisch), LEDEBUR (51) 960° (calorimetrisch). 
Ganz reines Silber kann längere Zeit hindurch erheblich über seine Schmelz- 
temperatur erhitzt werden, ohne an Gewicht abzunehmen. Wenn es aber mit 
leichter flüchtigen Metallen, wie Blei, Zinn, Quecksilber, gemischt ist, so werden 
mit den Dämpfen dieser auch Silberdämpfe fortgerissen. Dies erklärt die Subli- 
mation von Silber in Oefen, in welchen Silberbarren vor der Raffination ge- 
schmolzen werden. 
Vor dem Knallgasgebláse gerüth Silber wie Quecksilber ins Sieden und ver- 
schwindet unter Bildung von Oxyddämpfen, die auf kalten Gegenständen einen 
rothlich gelben Anflug bilden. Stas hat unter Anwendung der Leuchtgas-Sauer- 
stoff-Flamme in einem DeviLLE'schen Kalkofen 50 Grm. reines Silber im Ver- 
lauf von 15 Minuten destilliren konnen. CHRISTOMANOS (52) hat den Versuch in 
einem ähnlichen Apparat aus Kalk wiederholt und das Vol.-Gew. des destillirten 
Silbers zu 10 575 bestimmt. Wenn man eine Silber-Kupferlegirung der Destilla- 
tion unterwirft, so ist das überdestillirende Silber kupferhaltig, und das zurück- 
bleibende Kupfer enthält Silber. 
PERSON (53) hat die Schmelzwärme des Treibsilbers zu 21:07 Cal. für 
] Kgrm., also 2:275 Cal. für das Gramm-Atomgewicht (108 Grm.) gefunden; 
PIONCHON (54) giebt 21:72 bezw. 2:67 Cal. an. 
Das Silber ist ein guter Leiter für Wárme und Elektricitát. Die Wárme- 
leitungsfáhigkeit verhált sich zu der des Kupfers wie 100 : 73:6 [WIEDEMANN und 
Franz (55)]. Nach H. F. WEBER (56) geht durch eine 1 Millim. dicke Platte, deren 
beide Seiten um 1? verschiedene Temperatur haben, in der Sekunde pro Cbmillim. 
0:1096 Cal. Die elektrische Leitungsfáhigkeit, bezogen auf Quecksilber von 0? — 
1, ist von W. SIEMENS (57) für hartes Silber zu 57-226, für weiches zu 63:845, 
von BÉNOIT (58) zu 62:12, von H. F. WEBER (56) zu 62:91 (umgerechnet aus der 
absoluten Leitungsfáhigkeit) bestimmt worden. 
Silber reflectirt Licht und Wárme sehr stark, und sein Absorptionsvermógen 
ist sehr gering. Daher schmilzt Silber nur dann leicht, wenn auch seine Um- 
gebung stark erhitzt ist. Im Focus eines Brennspiegels schmilzt Platin früher als 
polirtes Silber, obgleich der Schmelzpunkt des Platins der bei weitem höhere ist. 
Deshalb auch halten silberne Gefásse die Wárme darin enthaltener Flüssigkeiten 
zurück. 
Das Silber zeigt einen charakteristischen hellen Klang. 
2. Chemische Eigenschaften. 
Das Silber gehórt neben Gold, Platin, Iridium zu den »edlen« Metallen, 
welche durch Erhitzen an trockner Luft sich nicht oxydiren, und deren Oxyde 
schon durch alleinige Einwirkung der Wärme reducirt werden. Indessen entsteht 
Silberoxyd, wenn man nach VAUQUELIN Silber auf eine glühende Kohle legt und 
einen Strom Sauerstoffgas darauf leitet, oder wenn man nach DEvILLE und DEBRAY 
Silber im Knallgasgebldse erhitzt. 
Roswac hat die Oxydationsfáhigkeit des Silbers vom metallurgischen Stand- 
punkte aus untersucht und gefunden, dass Silber, bis gegen 1000?, also etwas 
über seinem Schmelzpunkt erhitzt, sich selbst in reinem Sauerstoffgas nicht oxy- 
dirt, dass bei beträchtlich höherer Temperatur Silber sich verflüchtigt und dessen 
Dämpfe an der Luft sich oxydiren, dass Silber in Gegenwart leichter flüchtiger 
Metalle 
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