Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

     
  
   
   
   
  
   
   
    
   
    
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
  
   
  
    
   
   
   
  
   
  
   
  
   
  
   
   
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
    
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sowohl in trocknem Zustande, als auch innerhalb der Mutterlauge, indem sie 
allmählich zu einem amorphen Pulver zerfallen. Hierbei entwickelt sich Sauer- 
stoff. Mit zunehmender Temperatur wird die Zersetzung lebhafter und bei 100° 
explosionsartig. 
Obgleich dieser Körper auch beim Auswaschen seine Zusammensetzung än- 
dert, glaubt BERTHELOT, denselben als eine Verbindung 4Ag,0,-2AgNO,+ H,0 
ansehen zu dürfen. BERTHELOT zieht indessen vor, die Zusammensetzung durch 
die Formel (4Ag,0,)-N,O,-Ag,O -- H4O auszudrücken, welche das Silbersalz 
einer der Phosphormolybdänsäure ähnlich constituirten Argentosalpetersäure be- 
zeichnen soll. Die Säure selbst würde (4Ag,03):N,O,-H,O oder 2Ag,0;- 
HNO,, also (Ag-O-.O),= N-OH sein. 
Silbersesquioxyd. Ein Radical Ag,O, glaubt BERTHELOT bei der Ein- 
wirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf Silberoxyd isolirt zu haben. Hierbei wird 
nicht, wie man angenommen bat, das Silberoxyd zu Silber, das Wasserstoftsuper- 
oxyd zu Wasser reducirt, sondern das Volumen des entwickelten Sauerstoffs ist 
nur genau gleich demjenigen, welches das Wasserstoffsuperoxyd für sich liefern 
kann. Der Rückstand ist aber nicht unangegriffenes Silberoxyd, sondern besteht 
aus einem durch Schlimmen zu trennenden Gemisch von Ag,O,-- Ags. 
Das Silbersesquioxyd bildet schwarze Flocken, von dem gewöhnlichen 
braunen Oxyd sehr verschieden. Verdünnte Säuren bilden damit eine Emulsion, 
welche durch Filtrirpapier hindurchgeht. Bald, besonders in der Wärme, tritt 
aber wirkliche Lósung ein, wobei unter Sauerstoffentwicklung sich gewóhnliche 
Silbersalze bilden. Salzsáure verwandelt es unter Sauerstoffentwicklung allmáhlich 
in Chlorsilber. Auch beim Trocknen über Schwefelsáure verliert es Sauerstoff. 
Dies Oxyd ist nach BERTHELOT wahrscheinlich dasselbe, welches bei der Ein- 
wirkung von feuchtem Ozon auf Silber oder gewóhnliches Silberoxyd entsteht, 
vielleicht auch dasselbe, welches, wie oben erwähnt, WÖHLER bei der Elektrolyse 
des Wassers mit positiver Silberelektrode erhalten hat. 
Wenn man bei etwa 0° Alkalilösung tropfenweise in ein Gemisch von 
Wasserstoffsuperoxyd und Silbernitratlösung giesst, so entsteht zunächst ohne 
Gasentwicklung ein brauner Niederschlag. Alsbald aber wird Sauerstoff frei, und 
die Masse wird schwarz. BERTHELOT glaubt, dass sich zunächst eine Verbindung 
des Silbersesquioxyd mit Wasserstoffsuperoxyd bilde, Ag, O4: 3 H,O, oder 2Ag40;: 
3H,0, analog dem in Kalkwasser durch Wasserstoffsuperoxyd hervorgerufenen 
Niederschlag. Dieser Korper zerfillt dann in Wasser, Sauerstoff und Silbersesqui- 
oxyd: 
(1) 3Ag40 -- 3H,0,= Ag,0,: 3H50,-r Ag; 
(2) Ag,0,-3H,0,= Ag,0,+ 3H,0 + 30. 
Ueberschiissiges Wasserstoftsuperoxyd erzeugt mit dem Silbertrioxyd wieder 
die lose Verbindung, die dann wieder zerfällt u. s. w. 
Verbindungen mit Schwefel, Selen, Tellur. 
Silbersulfid, Schwefelsilber, Ag,S. Das Schwefelsilber ist ein werth- 
volles Silbermineral, welches in drei verschiedenen Formen vorkommt, als Ar- 
gentit oder Silberglanz reguläre Krystalle, besonders Würfel bildend, vom 
Vol.-Gew. 7-196 bis 7-365, als Acanthit in rhombischen Prismen mit dem 
Winkel 110° 54' vom Vol.- Gew. 7-16 bis 7-326, und als Doieminzit, welcher 
auch rhombische Prismen, aber mit dem Winkel 116° und vom Vol.-Gew. 7-044 
bis 7:049 bildet. 
 
	        
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