Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

  
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696 Handwörterbuch der Chemie. 
Das flockige und pulverige Bromsilber ist nur bei Temperaturen über 33° 
in Wasser wenig löslich, das körnige bei Temperaturen über 50° (Stas). 
Nach Pour (110) ist Bromsilber 30mal weniger 16slich in Ammoniak, als 
es Chlorsilber ist. 
Mercurinitratlosung löst es in der Wärme. Beim Erkalten der Lösung 
scheidet sich das Bromsilber in krystallisirter Form ans [DEBRAY (117). 
Alkalibromidlösungen lösen es leicht auf, indem Doppelverbindungen ent- 
stehen. Beim Erhitzen des Bromsilbers im Chlorstrom wird es zu Chlorsilber 
verwandelt. "Trockenes Bromsilber absorbirt nach RAMMELSBERG (112) kein 
Ammoniakgas. 
Silberjodid, AgJ, kommt in Mexiko, Spanien, der Bretagne als seltenes, 
hexagonal krystallisirendes Mineral vor. Es bildet Rhomboéder, deren Winkel 
nahezu 90° beträgt. Unter Einwirkung der Wärme verkürzt sich die Hauptachse, 
während die horizontale Achse sich ausdehnt (FizkAU), so dass der Winkel 
90° erreicht wird und der Krystall dann kubisch ist. Diese Umwandlung ver- 
braucht Wáürme (— 1:6 Cal) und vollzieht sich bei 146° [MALLARD und LE 
CHATELIER (114)]. 
Gewóhnlich erhált man das Jodsilber als gelben Niederschlag, wenn man 
Silbernitratlósung mit Jodwasserstoffsiure oder Alkalijodid versetzt. Ist die Silber- 
lósung im Ueberschuss vorhanden, so ist der Niederschlag mehr orangegelb und 
kórnig; beim Eingiessen von Silbernitrat in überschüssige Jodkaliumlósung ist 
der Niederschlag blassgelb und pulverig. Jener ist lichtempfindlich, dieser, wenn 
er im Dunkeln vollkommen ausgewaschen worden ist, fárbt sich nicht im Licht. 
Das Jodsilber schmilzt bei dunkler Rothgluth zu einer je nach der Tem- 
peratur gelben, rothen oder dunkelrothbraunen Flüssigkeit, welche beim Erkalten 
zu einer gelben, hornartgen Masse erstarrt. Nach CARNELLEY liegt der Schmelz- 
punkt bei 530°. 
Das Volumgewicht des geschmolzenen Jodsilbers ist nach KARSTEN 50262, 
nach BoULLAY 5°614, nach DEvıLLE bei 0° 5:687, das des krystallisirten 5:669 
bei 14? (DawovR). Die Dichtigkeit nimmt mit der Temperatur etwas zu bei 
146^, von da ab wird dieselbe geringer. Die Damptdichte ist von DEwAR und 
SCOTT (113) zu 428 bestimmt worden. Die Formel Ag,J, verlangt 470. Nach 
RopwELL (116) existirt es in drei Modificationen. Bei Temperaturen zwischen 
dem Schmelzpunkt und 116° bildet es eine zähe, plastische Masse von róthlicher 
Farbe. Bei 116°, im Zustande der grössten Dichtigkeit, geht es in den krystal- 
linischen Zustand über und ist dann grünlich-grau und brüchig. Wird es aber 
geschmolzen und durch Einbringen in kaltes Wasser rasch abgekühlt, so bildet 
es eine amorphe, gelbe, brüchige Masse. 
Die specifische Warme ist 0:062 pro Gramm. 
Das Jodsilber unterscheidet sich dadurch wesentlich von Brom- und Chlor- 
silber, dass es in wássrigem Ammoniak nahezu unlóslich ist. Nach MARTINI (1 17) 
16st sich 1 Thl. Jodsilber in 2560 Thln. Ammoniakflüssigkeit von 0960 Vol.-Gew. 
Nach Ponr bedarf 1 Thl. 1975 Thle. Ammoniak von 0:986 Vol.-Gew. 
Es lóst sich, wie die übrigen Silbersalze, in Natriumthiosulfat und in Cyan- 
kaliumlósung, auch in Chlornatrium. Von Mercurinitratlósung wird es in der 
Wärme leicht aufgenommen und krystallisirt daraus beim Erkalten. 
Concentrirte heisse Jodwasserstoffsäure löst Jodsilber leicht auf. Aus der 
Lösung scheiden sich beim Erkalten zunächst grosse, farblose und unbeständige 
Blätter, wahrscheinlich die Verbindung AgJ-HJ, aus, dann die hexagonalen 
   
      
    
    
   
   
   
     
    
     
  
  
  
  
  
   
     
  
   
   
   
     
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
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