Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

     
    
    
     
     
   
   
    
   
   
   
  
  
   
  
   
   
   
    
   
      
    
    
      
     
    
      
    
     
  
  
      
  
    
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Silicium und die Halogene. 
Siliciumchlorür, SiCl, (?) ist rein noch nicht dargestellt, da es von 
beigemengten Oxychloriden nicht ganz zu trennen ist. Es entsteht neben Silicium- 
hexachlorid bei der Einwirkung von Silicium auf Siliciumtetrachlorid. 
Flüssigkeit, deren Dampf unter Rothgluth sich an der Luft entzündet.  Eis- 
wasser erzeugt ein Oxydhydrat, welches gegen Permanganat, Chromsáure, selenige 
Süure, Goldchlorid stark reducirende Wirkung besitzt. Starken Sáuren gegenüber 
scheint es als Basis zu wirken (47). 
Siliciumhexachlorid, Si,Cl,- 
Darstellung: 1. Durch Erhitzen von Siliciumhexajodid (s. d.) mit Quecksilber- 
chlorid: 
Si,J, + 3HgCl,= Si, Cl, + 3Hg]J,. 
Das zwischen 144 und 148° siedende Produkt reinigt man durch fractionirte 
Destillation tiber Quecksilberchlorid von Jod [FRIEDEL und LADENBURG (121)]. 
2. Ueber in einem Porcellanrohr im Schmelzen erhaltenes Silicium leitet 
man den Dampf des Siliciumtetrachlorids: 
Si 4- 3Si Cl, — 25i,Cle. 
Die Reactionsprodukte kühlt man rasch ab und reinigt sie durch ôftere 
fractionirte Destillation von unverändertem  Tetrachlorid, Siliciumchlorür und 
Oxychloriden [TROOST und HAUTEFEUILLE (49). 
Farblose, leichtbewegliche Flüssigkeit vom spec. Gew. 1:58 bei 0°. Stark ab- 
gekühlt erstarrt dieselbe bei — 14° zu grossblättrigen Krystallen, die bei 1° schmel- 
zen (FRIEDEL). Das Siliciumhexachlorid siedet zwischen 146 und 148°. Die Dampf- 
dichte ist bei 239:4? — 9-7 (berechnet 9:29). An der Luft erhitzt entzündet sich der 
Dampf von selbst. Im Einschlussrohr einer hohen Temperatur ausgesetzt, beginnt 
bei 350° eine sehr langsame Zersetzung. Abscheidung von Silicium wird erst 
wahrnehmbar, wenn man das Rohr 24 Stunden auf diese Temperatur erhitzt 
hat. Bei 800° ist die Zersetzung nahezu vollständig im Sinne der Gleichung: 
9814 Cl; 35iCl,+ Si. 
Erhitzt man aber rasch über 1000°, so sinkt die Tension der Dissociation. 
Das Siliciumhexachlorid ist also unter 350° und über 1000° beständig, innerhalb 
dieser "Temperaturen nicht. So auch erklàren TRoosr und HAUTEFEULLLE die 
scheinbare Verflüchtigung des Siliciums in Chlorsiliciumdampf. [Vergl. pag. (50)]. 
Das Siliciumhexachlorid raucht an der Luft. Durch Wasser von gewóhn- 
licher Temperatur wird es zersetzt, es bilden sich Produkte, die in der sauren 
Flüssigkeit gelóst bleiben und durch Ammoniak unter Wasserstoffentbindung ge- 
füllt werden. In Berührung mit Wasser von O0? entsteht Siliciumoxalsäurehydrat 
(FRIEDEL und LADENBURG) von der Zusammensetzung Si,H,O0, — Si,0,(0H),. 
Als Zwischenprodukt bei dieser Reaction tritt wahrscheinlich der Körper 
Si,(O H), auf, so dass der Hergang folgender ist: 
Si, Cl, + 6H,0 = Si,(OH), + 6HCI 
S1,(OH),= Si,O,(OH), + 2H,0. 
Kalihydrat wirkt auf Siliciumhexachlorid unter Bildung von Kieselsäure und 
Entbindung einer der Formel Si,Cl, entsprechenden Menge Wasserstoff ein 
[FRIEDEL und LADENBURG (51)]. 
Mit Ammoniak verbindet sich das Hexachlorid zu einer festen, weissen 
Substanz von der Formel Si,Cl, -5NH,, welche erst oberhalb 100? Gas abgiebt 
und sich mit Wasser langsam zersetzt (120). 
LADENBURG, Chemie. X. 47 
 
	        
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