Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
  
   
    
   
  
   
  
   
  
   
  
   
   
   
    
    
  
  
  
  
   
740 Handwörterbuch der Chemie. 
Die specifische Wärme des Dampfes ist nach REGNAULT für gleiches Gewicht 
= 0.1322, für gleiches Volumen = 0.7778. Die Bildungswärme des Chlorsiliciums 
ist = 157640 Wärmeeinheiten pro Molekül (65). 
Das Siliciumchlorid zersetzt sich mit Wasser zu Kieselsäure und Salzsäure: 
SiCl, + 3H,0 = H,Si0,+4HCL 
Dabei werden pro Mol. SiCl, 91.640 Wármeeinheiten entwickelt (Th. Si Cl, 
~~ 140 Thle. H,O). 
Ein Gemenge von Chlorsiliciumdampf und trockner Luft durch ein zur 
Weissgluth erhitztes Rohr geleitet, bildet Chlor und Siliciumoxychlorid, 
281Cl,4- O— Si,O Cl,-- 2Cl. (FRigbEL und LADENBURG). 
Nach BerTHELOT (67) entsteht bei dieser Operation auch Kieselsáure, Das 
Oxychlorid Si,O Cl; erhült man auch, wenn man Chlorsiliciumdampf durch ein 
weissglühendes leeres oder mit Feldspathstücken gefülltes Porcellanrohr führt. 
Letzteres wird dabei wie sein Inhalt stark angegriffen: 
25i CI, 4- K,SiO,— 92K CI -- SiO, 4- SigOCl,. (FRIEDEL u. LADENBURG). 
Unter dem Einflusse eines Inductionsfunkenstromes bildet ein Gemenge von 
Chlorsilicium und Sauerstoff Siliciumoxychloride, die sich nach Entfernung des 
frei auftretenden Chlors durch Quecksilber sammeln und fractioniren lassen (68). 
Durch Wasserstoff wird bei Glühhitze eine geringe Menge Siliciumchloro- 
form gebildet (69). 
Mit Wasser zersetzt sich Chlorsilicium zu Salzsäure und Kieselsäure. In 
gleicher Weise wirkt feuchte Luft, so dass dasselbe an dieser raucht. 
Schwefelwasserstoff wirkt erst ein, wenn man ihn mit Chlorsilicium- 
dampf gemengt durch ein glühendes Rohr leitet. Das Produkt ist Silicium- 
hydrosulfid (s. u.) (PIERRE). (FRIEDEL und LADENBURG). 
Durch Schwefelsäure wird das Chlorsilicium in Kieselsäure und Salzsäure 
zersetzt. 
Ammoniak geht mit Chlorsilicium eine Verbindung von der Formel 
SICI,-6NH, ein. Dieselbe bildet eine farblose, amorphe Masse, die sich mit 
Wasser zersetzt (PERsOz, BEssoN) Nach GATTERMANN entsteht aus diesen beiden 
Componenten ein Kórper von der Formel 
RCNH oder Si NH, 
der eine schneeweisse, unschmelzbare Masse bildet. 
Phosphorwasserstoff wirkt auf Chlorsilicium bei gewöhnlicher Temperatur 
nicht ein, bei starker Abkühlung dagegen, bei — 50°, werden mehr als 40 Volum 
des Gases absorbirt. Es entsteht eine Lösung, welche noch nicht bei — 60° 
erstarrt (112). Presst man dagegen beide Componenten im CarrETET'schen Rohre 
zusammen und vermindert dann den Druck, dann erscheinen bei + 10? unter 
20 Atm. an den Wandungen farblose Krystalle, welche bei + 10° unter 15 Atm. 
verschwinden. Die krystallinische Verbindung entsteht ferner nur durch Ab- 
kühlen auf — 35° aus dem Dampf des Chlorids und nie in Berührung mit den 
flüssigen Antheilen desselben (BEssox). 
Werden Natrium, Zink, Silber im Chlorsiliciumdampfe zur Rothgluth er- 
. hitzt, so giebt letzterer alles Chlor an die Metalle ab, ohne dass Siliciumhexachlorid 
gebildet wird (FRIEDEL und LADENBURG). — Kalium verbrennt unter gleichen 
Bedingungen theils zu Chlorkalium, theils vereinigt es sich mit dem nebenher 
entstehenden Silicium zu Siliciumkalium. Kalk, Magnesia, Thonerde, Beryll- 
erde biiden, ebenso behandelt, Quarzkrystalle und Silicate (70), Zirkonerde 
   
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