Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

  
  
  
  
  
  
746 Handwörterbuch der Chemie. 
Darstellung. Einen geräumigen Kolben füllt man zu einem Drittel mit einem Gemenge 
gleicher Theile gepulverten Flussspathes und zerstossenen Quarzes oder weissen Sandes, das man 
mit concentrirter Schwefelsäure zu eınem dünnen Brei angerührt hat. Bei gelindem Erwärmen 
erfolgt unter Aufschäumen die Entwicklung des Gases, das wegen seiner Zersetzbarkeit durch 
Wasser über Quecksilber aufgefangen wird. Es finden folgende Reactionen statt: 
CaFl, + H,SO,= CaSO, + 2HFI, 
4HFI 4- SiO, — SiFl, 4- 2H,O. 
Das zuletzt gebildete Wasser wird von der Schwefelsäure absorbirt. 
Andere Bildungsweisen: Durchleiten von Fluorbor durch ein rothglühendes Porcellanrohr 
(TROOST und HAUTEFEUILLE). 
Aus einem Gemenge von Flusssäure und Kieselsäure, bezw. Silicaten entwickelt sich Sili- 
ciumtetrafluorid. 
Das Siliciumtetrafluorid ist ein farbloses Gas. Sein specifisches Gewicht ist 
3:5735 (J. Davy), 3:6 (Dumas), 4:17 (DarroN) Es besitzt einen stechenden Ge- 
ruch und sauren Geschmack; róthet selbst getrocknetes Lackmuspapier. An 
feuchter Luft bildet es starke Nebel. Bei —105:5? (im Vacuum einer Mischung 
von fester Kohlensáure und Aether) unter 9 Atm. Druck verdichtet es sich zu 
einer farblosen, leicht beweglichen Flüssigkeit. Letztere, im zugeschmolzenen 
Rohr der Lufttemperatur ausgesetzt, wird wieder gasfórmig, kehrt aber in den 
flüssigen Zustand zurück, wenn das Rohr in eine Káltemischung von Schnee und 
Kochsalz gebracht wird (84). NATTERER condensirte es durch flüssiges Stick- 
oxydul, wobei es bei —140° fest wird. 
Der elektrische Funke in einer Fluorsiliciumatmosphäre zersetzt das Gas 
unter Abscheidung von Silicium (90). Im Spektroskop ist dabei eine blaue, dem 
Fluor angehörende Linie sichtbar (91). 
Wasser nimmt das Gas in reichlicher Menge auf, unter Bildung von Kiesel- 
sáurehydrat und Siliciumfluorwasserstoff: 
3SiF, + 2H,0 = SiO, + SIiF,H,. 
Selbst hohen Temperaturen gegenüber ist das Siliciumtetrafluorid unem- 
pfindlich. 
Erhitztes Kalium verbrennt in dem Gase mit rother Flamme zu Fluorkalium 
unter Abscheidung von Silicium. Eine gleiche Erscheinung zeigt glühendes 
Eisen. 
Krystallisirte Borsäure, sowie Ammoniakgas ergeben, mit Siliciumtetrafluorid 
zusammengebracht, ein weisses Pulver. Das durch Ammoniak entstandene ist 
sublimirbares Fluorsilicium-Ammoniak. 
Stickoxyd, salpetrige Säure und Salpetersäure gehen mit Siliciumtetrafluorid 
Verbindungen ein. Das Hydrat der Salpetersäure verschluckt reichliche Mengen 
davon, eine rauchende Flüssigkeit bildend, aus der weder Wasser noch Alkalien 
Kieselsäure fällen (92). 
Fluorsilicium wird von trockenen Erden oder Metalloxyden gierig und unter 
Wármeentwicklung, oft unter Feuererscheinung absorbirt. 
Schwefelwasserstoff ist selbst bei hohen Temperaturen ohne Einwirkung (93). 
Ebenso verhalten sich Kohle, Phosphor, Schwefel, Jod, Chlorcalcium, chlor- 
saures Kali, Zink (J. DAvv). "Trockner Phosphorwasserstoff und Fluorsilicium im 
Verháltniss 3:2 gemischt vereinigen sich bei 50? unter starkem Druck. Bei 
— 22° und 50 Atm. entstehen glánzende Krystalle. 
Alkohol nimmt Fluorsilicium in reichlichster Menge auf und bildet eine stark 
saure Flüssigkeit, die an der Luft Fluorsilicium entlässt (94). 
    
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
    
  
   
  
    
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
    
  
  
    
    
   
   
   
   
   
    
   
   
  
     
    
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