Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 10. Band)

  
  
  
  
  
  
  
750 Handwörterbuch der Chemie. 
Nach GATTERMANN (12) gewinnt man das Siliciumameisensäureanhydrid leicht 
als Nebenprodukt bei der Darstellung des Siliciumchloroforms, wenn man die 
nicht condensirten, überschüssige Salzsäure enthaltenden Dämpfe des letzteren 
in Eiswasser leitet. 
Das Silicoameisensäureanhydrid von der Formel or SH on ein weisses 
y T SSIOH , 
der amorphen Kieselsáure im Aussehen sehr ähnliches Pulver dar. Es entsteht 
nach der Gleichung 
2SICLH + 3H,0 = 070. GHC 
Es bildet das Analogon des Anhydrids einer in der Natur vorkommenden 
Säure, der Ameisensáure, welche an Stelle des Siliciumatoms Kohlenstoff enthält: 
Joo O, das aber noch nicht dargestellt ist. 
Das Siliciumameisensáureanhydrid ist leicht, voluminós; es schwimmt auf 
Wasser, sinkt in Aether unter. Von Alkalien, sowohl von kaustischen als auch 
kohlensauren, auch von Ammoniak, wird es unter schäumender Wasserstoff- 
entwicklung zu kieselsaurem Alkali aufgelóst. Sáuren, selbst concentrirte Salpeter- 
sáure greifen es nicht an; Flusssáure lóst unter heftiger Wasserstoffentwicklung. 
Es kann bis 300? erhitzt werden, ohre eine Veränderung zu erleiden. Bei höherer 
Temperatur entzündet es sich, verglimmt lebhaft mit phosphorescirendem Licht 
unter Entwicklung von Wasserstoff, der sich mit Explosion entzündet. — Im 
Sauerstoff verbrennt es mit glünzender Flamme. — Im bedeckten Tiegel ver- 
brennt es ebenfalls unter theilweiser Bildung von amorphem Silicium. In einer 
Róhre erhitzt, entwickelt es ein an der Luft rauchendes Gas, Siliciumwasserstoff, 
das sich aber wegen zu reichlichen Gehalts an Wasserstoff nicht von selbst ent- 
zündet. Der Rückstand in der Róhre ist von amorphem Silicium braun gefärbt. 
In Wasser ist das Siliciumameisensáureanhydrid etwas löslich. Das bei seiner 
Bereitung davon abfiltrirte Wasser entwickelt fortwührend Wasserstoff. Letzteres 
tritt auch beim Vermischen der Lósung mit Ammoniak ein. 
Die wässrige Lösung hat eine kräftig reducirende Wirkung, die aber nicht 
lange anhält. 
Goldchlorid wird fast momentan zu Gold reducirt. 
Aus Palladiumlösung wird ein schwarzes Pulver gefällt, wahrscheinlich ein 
Gemenge von Metall und kieselsaurem Palladiumoxydul. 
MANN, Ann, Pharm, 94, pag. 337. 39) KUHLMANN, Ann. Pharm. 41, pag. 231. 40) LIEBIG, Ann. 
Pharm. 94, pag 374. 41) GUYTON-MORVEAU, Ann. Chem. Phys. 31, pag. 246. 42) BUCHOLZ, Taschenb. 
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