Handwörterbuch der Chemie.
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entwicklung wird das Kieselcalcium allmählich in Silicon verwandelt. Man lässt die Masse
mehrere Stunden lang an einem dunklen Ort stehen, indem man öfters umrührt, um den Schaum
vollständiger mit der Säure in Berührung zu bringen. Nachdem die Gasentwicklung ganz auf-
gehört hat, verdünnt man mit dem 6—8 fachen Volum Wasser, filtrirt das Silicon, möglichst
vor Licht geschützt, ab, wäscht es vollständig aus, presst es ab und trocknet im Dunklen im
Vacuum über Schwefelsäure.
Das Silicon ist lebhaft orangegelb und besteht aus durchscheinenden gelben Blättchen, die
wohl nur Pseudomorphosen nach dem krystallinischen Kieselcalcium sind. — In Wasser, Alko-
hol, Siliciumchlorid, Phosphorchlorür, Schwefelkohlenstoff ist es unlöslich. Erwärmt nimmt es
eine noch tiefere orangegelbe Farbe an. Stärker erhitzt entzündet es sich und verbrennt mit
schwacher Verpuffung und Funkensprühen unter Zurücklassung von Kieselsäure, die durch
amorphes Silicium braun gefärbt ist.
Ohne Luftzutritt erhitzt, entwickelt es Wasserstoffgas und hinterlässt ein Gemenge von
Kieselsáure und amorphem Silicium.
Im Dunklen hält sich das Silicon, selbst wenn es feucht ist, ohne sich zu verändern; im
zerstreuten Licht wird es zunehmend blasser, im direkten Sonnenlicht nach kurzer Zeit voll-
kommen weiss unter Entwicklung von Wasserstoff,
Chlor, rauchende Salpetersäure, concentrirte Schwefelsäure greifen das Silicon selbst beim
Erhitzen nicht an. In Flusssäure gebracht, wird es allmählich heller und verschwindet zuletzt,
wobei sich die Säure erhitzt.
Charakteristisch ist sein Verhalten zu den kaustischen Alkalien. Durch diese wird das
Silicon unter Erhitzung und äusserst heftiger Wasserstoffgasentwicklung in Kieselsäure verwandelt
Ammoniak, selbst in verdünntestem Zustande, wirkt ebenso; schwächer dagegen wirken die
kohlensauren Alkalien,
Auf die Salze mehrerer Schwermetalle übt das Silicon, namentlich bei Gegenwart von
Alkali, eine kräftig reducirende Wirkung aus. In der Lösung eines Kupfer- oder Silbersalzes
wird es bald schwarz, in Goldchlorid braun. Aus den Lösungen von Palladiumchlorür und
von Osmiumsäure fällt es bei Zusatz von Alkali sogleich schwarze Pulver. Die durch Silicon
in ‚einer Goldchloridlösung, die mit Natronlauge alkalisch gemacht ist, hervorgebrachte Fällung
ist ein violettschwarzes Pulver. — Alle diese Abscheidungen scheinen Oxydulsilicate zu sein.
Die bei Anwesenheit von Alkali stattfindende reducirende Wirkung ist wohl dem Wasserstoff zu-
zuschreiben, der hierbei im status nascens auftritt,
Die Analysen lassen es unentschieden, ob das Silicon die Formel Si,O,O, oder
$1,0,0, hat.
Mit dem Namen Leukon belegt WóHLER (6) die weisse Substanz, in welche das Silicon
unter dem Einfluss des Wassers und des Lichts verwandelt wird. Alle Eigenschaften desselben
sprechen für seine Identitit mit dem Siliciumameisensáureanhydrid.
Durch Einwirkung von verdünnter Salzsáure, schwefliger Sáure, seleniger Säure, telluriger
Säure auf Kieselcaleium hat WOÓHLER (7) noch eine Reihe meist leicht zersetzlicher Körper er-
halten, die aber nicht näher individualisirt sind.
Siliciumdioxyd, Kieselsäureanhydrid, Kieselsäure, Kieselerde,
S10,.
Geschichtliches und Vorkommen vergl. pag. 727 und 728.
Kieselsáure kommt in der Natur entweder krystallisirt oder amorph vor oder
als Gemenge beider vor.
Journ. f. pr. Chem. 41, pag. 360—367. 93) H. N. WARREN, Chem. News 60, pag. 5.
94) N. LJUBAWIN, Journ. d. russ. phys.-chem. Ges. 1889 (1), pag. 397. 95) K. DE KRONST-
CHOFF, Compt. rend, 104, pag. 602. 96) HAUTEFEUILLE und MARGOTTET, Compt. rend. 99»
pag. 789. 97) HAUTEFEUILLE und MARGOTTET, Compt. rend. 104, pag. 56. 98) H. N. STOKES,
Ber. d. D. chem. Ges, 24, pag. 933. 99) P. HAUTEFEUILLE u. A. PERREY, Compt. rend. 107,
pag. 786. 100) HAUTEFEUILLE u. PERREY, Compt. rend, 106, pag. 1800. 101) JANNASCH
Ber. d. D. Chem. Ges. 24, pag. 273. 102) Ports, Ber. d. D. chem. Ges. I9, pag. 1025.
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