Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 12. Band)

     
   
   
   
  
   
  
  
  
  
    
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
    
  
  
  
    
   
  
   
  
  
   
   
  
    
    
   
    
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Valeriansáuren. 483 
II. Methyläthylessigsäure (Active Valeriansäure), CH. SCH-COOM 
Nach RupoLrF MÜLLER (190) kommt diese Säure natürlich vor in den Früchten 
der Angelica Archangelica. 
Synthetisch erhält man die Säure auf verschiedene Weise: 
1. Wird Natriumäthylacetessigäther mit der äquivalenten Menge Methyljodiir 
vermischt, so bildet sich der Methyläthylacetessigäther; durch Destillation dieses 
Körpers mit Natriumäthylat bekommt man den Methyläthylessigsäureäthyläther, 
durch Erhitzen mit alkoholischem Kali und durch Zersetzen des zerfliesslichen 
Kalisalzes mittelst verdünnter Schwefelsäure resultirt aus diesem die Methyläthyl- 
essigsäure [RICHARD SAUER (191)]. 
2. Die Methylàthylessigsáure entsteht nach IsRAEL (192), wenn Natrium- 
alkoholat und Jodäthyl auf Propio-propionsäureäther (a-Propionylpropionsäureäther), 
ER GO: CHE ‚ einwirken. 
3. Nach Brscuorr und ConrAD (193) zerfällt Methyläthylmalonsäure beim 
Erhitzen in Kohlensäure und Methyläthylessigsäure. 
4. Werden Methylcrotonsáure und Tiglinsáure aus dem Crotonói [nach SCHMIDT 
uud BERENDES (194) bei 160° mit Jodwasserstoffsiure und amorphem Phospor im 
zugeschmolzenen Rohre erhitzt, so entsteht Methyläthylessigsäure. 
5. ASCHER (195) erhitzt, um zu ihr zu gelangen, Angelicasäure 8 Stunden 
lang mit rothem Phospor und Jodwasserstoffsäure auf 180— 200^. 
6. Sie entsteht nach PAGENSTECHER (196) durch Reduction der Brommethyl- 
äthylessigsäure mittelst Natriumamalgam in saurer Lôsung und nach SCHMIDT 
(197) durch Reduction der Jodmethyläthylessigsäure mittelst Zink und verdünnter 
Schwefelsäure. 
7. Schliesslich erweist sie sich identisch mit der Hydrotiglinsäure, welche 
PAGENSTECHER (196) aus der Angelicasäure erhielt. 
Die Methyläthylessigsäure ist ein stark saures, dünnflüssiges Liquidum, welches 
nach SAUER bei 173° nach CowRAD und BiscHorr bei 175?, nach LIEBEN und 
ZEISEL (198) bei 1759 unter 744 Millim. siedet. Sie wird von Wasser wenig 
gelöst und ist bei — 19° noch flüssig. Sie riecht schwach nach Isovaleriansäure. 
Ihr Verbindungscoëfficient beträgt hinsichtlich der Geschwindigkeit 30:3, bezüglich 
der Grenze der Aetherificirung 1148 [MENSCHUTKIN (199). — Die synthetisch 
dargestellte Methyläthylessigsäure ist inactiv. Wie bereits erwähnt, nahmen ERLEN- 
MAYER und HELL (55) und mit ihnen CONRAD und BrscHorr (62) an, dass die 
optisch aktive Modifikation der Valeriansäure eine molekulare Verbindung von 
Methyläthylessigsäure und Isopropylessigsäure darstelle; der Unterschied zwischen 
beiden Säuren besteht in der Verschiedenheit ihrer Baryt- und Calciumsalze und 
in dem von einander abweichendem Verhalten in Bezug auf die Löslichkeit ihrer 
Silbersalze. 
100 Thle. Wasser von 20? lósen 1:15 Methyláthylessigsaures Silber, 
100 This ,, » 20? ,, 0-190 Isopropylessigsaures Silber. 
Dieser Lóslichkeitsunterschied bietet ein Mittel, die beiden Kórper von 
einander zu trennen. 
Salze: Das Barytsalz, (C,H4,0,),Ba, erscheint als amorpher, durchsichtiger Gummi, 
in welchem keine Spur von Krystallbildung wahrgenommen werden kann. 
Das Kalksalz, (C,H,0,),Ca + 5H,0, bildet lange, farblose Nadeln, welche in kaltem 
Wasser weniger leicht löslich sind, als in warmem. 
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