492 Handwörterbuch der Chemie.
über Phosphorpentoxyd, um das gebildete Wasser abzugeben. Die Verbindungen, welche aus
Kautschukstopfen und Róhren bestehen, werden mit geschmolzenem Paraffin dicht gemacht und
die letzteren noch mit Kupferdraht umbunden.
Der Reductionsapparat, welcher im rechten Winkel mit der Réhre C, D verbunden ist,
besteht aus der Porcellanróhre E E', welche in einem HorFMaANN'schen Verbrennungsofen liegt
und in der Mitte, wo sie erhitzt wird, von einem Mantel von Eisenblech umgeben ist. Sie ist
mit dem Wasserstoffapparat durch die weite Glasróhre 7] ' verbunden, und um einen recht
dichten Verschluss herzustellen, ist die Kautschukverbindung zwischen der Glas- und Porcellan-
róhre mit einem Glascylinder umgeben und der Zwischenraum mit geschmolzenem Paraffin oder
Quecksilber gefüllt; eine ähnliche Vorrichtung ist an dem anderen Ende angebracht. Um das
wasserfreie Dichlorid, ohne es der Luft auszusetzen, in den Apparat zu bringen, wird es in der
Róhre, in der es dargestellt wurde, eingeschmolzen und dieselbe mit einem durchbohrten
Kautschukstopfen durch den Tubulus G in der Glasrôhre #7" befestigt.
Nachdem der ganze Apparat so hergerichtet ist, lässt man 12 Stunden lang reinen, trocknen
Wasserstoff durch ihn streichen, um alle Luft und Feuchtigkeit auszutreiben. Man nimmt
dann die Röhre Y heraus, schneidet die untere Spitze ab, bringt sie wieder schnell an ihren
Platz zurück und dreht sie dann so herum, dass das Dichlorid in das darunter stehende Platin-
schiffchen fällt, welches man durch das Ende des Platindrahtes in die Mitte der Porcellan-
röhre schiebt. Nachdem der Draht abgeschnitten, verbindet man das vordere Ende der Röhre
mit einer Glasróhre, welche in concentrirte Schwefelsäure taucht, überzieht den Kautschuk-
verschluss des Tubulus mit geschmolzenem Paraffn, lüsst wieder reinen Wasserstoff wührend
6 Stunden durch den Apparat gehen und erhitzt dann allmáhlich die Mitte der Porcellanróhre zur
hellen Rothgluth, so lange sich noch Chlorwasserstoff entwickelt, sodann noch einige Stunden
und lässt schliesslich im Wasserstoffstrom erkalten. Der ganze Vorgang dauert 40—80 Stunden,
je nachdem man 1—4 Grm. des Dichlorids in Arbeit nimmt.
Eigenschaften. Das auf diese Weise dargestellte Vanadinmetall bildet
ein glànzendes, hellgraues Pulver, welches unter dem Mikroskop krystallinisch
und silberglinzend erscheint. Bei gewóhnlicher Temperatur oxydirt es sich an
der Luft nicht oder nur langsam und zersetzt nicht das Wasser. Es oxydirt sich
schnell bei gelindem Erhitzen; es verbrennt, in eine Flamme gestreut, unter
glánzendem Funkensprühen. An der Luft erhitzt, oxydirt es sich zunächst zu
einer braunen Masse, (V4O oder VO), giebt dann schwarzes Trioxyd, dann
blaues Tetroxyd und schliesslich Pentoxyd, V4,O;. Beim Erhitzen im Wasser-
stoffstrom erwies es sich weder als flüchtig, noch als schmelzbar.
Das Vol.-Gew. des Vanadins ist 55 bei 15°. Es ist nicht magnetisch.
Das Vanadin wird von Salzsäure, auch von heisser, nicht angegriffen;
ebenso wenig von verdünnter Schwefelsäure; concentrirte Schwefelsäure löst es
beim Erwärmen zu einer gelbgrünen Flüssigkeit. Fluorwasserstoffsäure bildet
langsam unter Wasserstoffentwicklung eine grüne Lösung. Von Salpetersäure
wird es auch oxydirt unter Entwicklung salpetriger Dämpfe und Bildung einer
blauen Lösung. Wässrige Alkalien sind ohne Einwirkung; schmelzendes Alkali-
hydrat führt es unter Wasserstoffentwicklung in Alkalivanadat über. Im Chlorgas
erhitzt, verbrennt es zu Tetrachlorid. Bei Rothgluth verbindet es sich direkt mit
Stickstoff zu Nitrid.
Das Vanadin greitt Glas und Porcellan in der Hitze an, indem sich Silicium-
Vanadin bildet. Dieser Körper entsteht als schwarze Schicht, die weder von
Salzsäure noch von Salpetersäure angegriffen wird, wenn man Vanadinverbindungen
in Berührung mit kieselsáurehaltigem Material zu reduciren versucht. Auch Platin
nimmt Vanadin auf. Um dies wieder zu entfernen, muss man die damit ver-
unreinigten Platingefásse wiederholt an der Luft ausglühen und das entstandene
Vanadinpentoxyd mit Lósungsmitteln behandeln.
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