Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

238 Handwörterbuch der Chemie. 
Wolframtrioxyd. Das Wolframtrioxyd bildet sich immer, sowohl wenn 
das Metall oder niedere Oxyde an der Luft erhitzt werden, als auch durch 
Glühen zersetzbarer Wolframverbindungen. 
Zu seiner Gewinnung benutzt man als Ausgangsmaterialien den Wolframit 
und Scheelit. 
1l. Darstellung aus Wolframit. a) Der Wolframit lässt sich durch Kochen mit Säuren 
in der Weise zerlegen, dass Eisen und Mangan in Lósung gehen, das Trioxyd aber zurück- 
bleibt. Man hat in erster Linie zur Zersetzung Kónigswasser angewendet, mit diesem die 
Oxyde des Eisens und Mangans in Lósung gebracht und das zurückbleibende gelbe Trioxyd 
durch Auswaschen mit Wasser vollständig von ihnen befreit. Dasselbe ist nicht rein, sondern 
enthält neben unzersetztem Mineral noch Quarz und Niobsäure, von welchem es dadurch be- 
freit werden kann, dass man durch Behandlung des feuchten Rückstandes mit kaltem, ver- 
dünntem Ammoniak das Wolframtrioxyd herauslóst. Durch Eindampfen und Krystallisation 
erhált man Ammoniumwolframat, welches man durch Glühen an der Luft in Trioxyd überführt. 
Haupterforderniss bei der Benutzung dieser Methode ist das vollstindige Auswaschen des 
bei der Zersetzung des Minerals mit Kónigswasser gebildeten Trioxyds, denn die Untersuchungen 
verschiedener Forscher stimmen darin überein, dass, wenn dies nicht mit genügender Sorgfalt 
vor sich geht, die Darstellung von reinem Trioxyd mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. 
So beobachtete bereits v. BoRCH, dass beim Lósen des eisen- und manganhaltigen Trioxyds in 
Ammoniak ein gelblicher Rückstand hinterbleibt, der ausser Eisen und Mangan betrüchtliche 
Mengen Wolfram enthält und dass das auf diesem Wege erhaltene Ammoniumwolframat, auch 
nach oft wiederholter Umkrystallisation, nicht von Metallen zu befreien ist. Dieses Verhalten 
ist auf die Bildung eines löslichen Doppelsalzes von Eisen- und Ammoniumwolframat zurück- 
zuführen, welches als Harz oder in Krystallen von wechselnder Zusammensetzung durch 
v. BoRCH und in ähnlicher Beschaffenheit auch durch LoTz (25) erhalten wurde. Zur Ge- 
winnung reinen Trioxyds aus so erhaltenen eisen- und manganhaltigen Ammoniumwolframaten 
fällt SCHNEIDER (26) aus demselben mittelst Chlorwasserstoffsiure wieder Trioxyd aus, lóst 
dieses in Ammoniumsulfid, filtrirt den Rückstand ab und fällt aus der Lösung durch eine Säure 
Wolframsulfid aus. Dieses wird nun mit Königswasser oxydirt, mit Wasser ausgewaschen, 
wieder in Ammoniak gelöst, die erhaltene Lösung nochmals mit Chlorwasserstoffsäure gefällt 
und das ausgewaschene Trioxyd durch noch dreimal wiederholtes Lösen und Fällen vollständig 
gereinigt. PERSOZ (27) theilte die durch Losen des rohen Trioxyds in Ammoniak gewonnene 
Flüssigkeit in zwei Theile, zersetzte den einen mit Chlorwasserstoffsäure und behandelte den 
zweiten unter Kochen mit dem so erhaltenen, durch Auswaschen gereinigten Trioxyd. Dabei 
scheiden sich die Fremdkórper ab und das Ammoniumwolframat wird in Metawolframat über- 
geführt, worauf die klare Lósung desselben durch andauerndes Kochen mit Chlorwasserstoffsüure 
zersetzt, das ausgewaschene Trioxyd unter Benutzung von Platingefüssen in Ammoniak gelöst und 
durch Krystallisation in reines Ammoniumwolframat übergeführt wird. 
Je nach der äusseren Beschaffenheit des auf einem der geschilderten Wege 
erhaltenen Ammoniumwolframates ist das Aussehen des daraus erhaltenen Trioxyds 
verschieden. Nach ZETTNOW liefern lange Prismen ein schön gelbes, Tafeln da- 
gegen ein fast schwarz gefirbtes Trioxyd, diinne Nadeln dagegen immer ein 
solches, welches eine grünliche Färbung besitzt. 
b) Leichter als auf diesem Wege gelingt es durch Schmelzen des Wolframits mit 
Alkalien zu reinem Trioxyd zu gelangen. BERZELIUS, BUCHHOLZ und v. BORCH wendeten dazu 
die doppelte Menge Kaliumcarbonat an, BERNOUILLI benutzte überschüssige Soda, SCHEIBLER 
und ZETTNOW schmolzen mit i Gewichtstheil trockenen Natriumcarbonats (wobei kein Auf- 
schäumen stattfindet) in eisernen Tiegeln und RICHE verwendete ein Gemenge von 1 Thl. 
Natriumcarbonat und 0:8 Thle. Salpeter. 
Die Verarbeitung der auf diesem Wege erhaltenen Schmelze von Natriumwolframat auf 
reines Trioxyd ist eine verschiedene. Das durch direkte Zersetzung der wässrigen Lösung 
mittelst Säuren erhaltene Hydrat desselben enthält stets neben Kieselsäure und Niobsäure auch 
   
    
   
     
     
    
   
    
    
  
  
  
   
   
    
    
    
   
  
    
  
     
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
   
    
    
    
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