22 Handwörterbuch der Chemie.
des Stromes freiwillig abgegeben. — Die Volumvergrósserung folgt nach THOMA
dem einfachen Gesetz, dass sie proportional der Menge des aufgenommenen
Wasserstoffs ist, sobald letzterer noch dauernd festgehalten wird. Uebersättigung
bewirkt eine im Verhältniss grössere Volumzunahme, woraus zu schliessen ist,
dass der nach dem Moment der Sättigung gebundene H eine geringere Dichte
als der dauernd gebundene besitzt.
Nach BEETz (192) geht die Verbreitung des Wasserstoffs im Palladium nach
einem der Hydrolyse ähnlichen Vorgang vor sich.
Nach BERLINER (193) absorbirt Palladium, ‚wenn seine Oberfläche ganz rein
ist, 800—860 Vol. Wasserstoff. NEUMANN und STREINTZ (194) haben das Occlusions-
vermögen des Palladiums für Wasserstoff bei etwas über 450° zu 502:35 Vol.
gefunden. Ueberzieht man Palladiumblech mit elektrolytisch dargestelltem
Palladiumschwarz, so nimmt ersteres über 800 Vol. H auf. Einen Theil des-
selben giebt es ab, wenn es in Alkohol oder Aether getaucht wird; den Rest
hält es aber selbst bei längerem Aufbewahren unter diesen Agentien fest.
''rocknet man rasch ab, so oxydirt es sich momentan unter Erglühen zu metal-
lischem Pd (195).
Auch die Legirungen des Palladiums absorbiren Wasserstoff, wenn die zweite
Componente nicht über die Hälfte beträgt und die ersteren als negative Elek-
troden Verwendung finden. Sie dehnen sich dabei im Verháltniss zur auf-
genommenen Gasmenge mehr als doppelt so stark der Länge nach aus, wie das
reine Metall, ziehen sich aber beim Erhitzen nicht unter ihre ursprüngliche
Länge zusammen. So verhalten sich z. B. die Legirungen von Palladium mit
Platin, Gold, Silber, Nickel (GRAHAM, POGGENDORFF) (196, 197).
Nach GmaHaM hält Palladium Wasserstoff nicht in Form einer chemischen
Verbindung, sondern ín der einer Legirung gebunden, da derartig occludirter
Wasserstoff vollständig metallischen Charakter zeigt. 'TRoosT und HAUTEFEUILLE
(198) dagegen sehen in dem bei 100° gewonnenen Wasserstoff-Palladium die
chemische Verbindung Pd,H, analog Na,H und K,H (s. u.), welche bei höheren
Temperaturen Wasserstoffgas mechanisch zu absorbiren vermag. Erhitzt man
nämlich diese Verbindung, so ist die Spannkraft des entwickelten Gases für jede
Temperatur eine unveränderliche, was das Charakteristische einer chemischen
Verbindung eines starren Körpers mit einem Gase ist. Sie berechneten ferner
das spec. Gew. des Wasserstoffs aus dieser Verbindung, sowie aus Na,H und
K,H zu 0:62, welche Zahl mit dem Werthe von DEWAR übereinstimmt. Da-
gegen ändert sich die Spannkraft des aus vollstándig gesáttigtem Palladium ent-
wickelten Gases mit dem Sättigungsgrade.
Bei der Occlusion des Wasserstoffs durch Palladium wird Wärme entwickelt
und zwar für je 1 Grm. H + 4154 cal. (190). FAVRE (200) liess die Absorption
antheilsweise vor sich gehen, wobei er fand, dass jedem Antheil gleiche Wärme-
tónung entspricht. Die Wärmetônung für 1 Grm. bei Aufnahme des ersten An-
theils H betrug 8938 cal., des 17. Antheils 9167 cal.
Das Absorptionsvermögen des Palladiums, sowie auch der anderen Metalle
(194) nimmt durch wiederholte Benutzung derselben ab.
Die Aufnahmefähigkeit des Platins für Wasserstoff richtet sich nach dem
physikalischen Zustande des ersteren. GRAHAM fand, dass aus geschmolzenem
Metall dargestellter Platindraht bei Rothgluth 0:17 Vol., Platinschwamm 1:48, ge-
schweisstes Platin 3-83 bis 5:53, Platinfolie bei 230° 1:45, zwischen 97 und 100°
0:76 Vol. aufnimmt. Nach BERLINER absorbirt Platin das 204 bis 271fache Vol. an
H (1
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