Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

  
  
540 Handwórterbuch der Chemie. 
von Oxyd befreit, indem sie zuerst in die Kleienbeize, die aus Kleie und Wasser durch Gärung 
erhaltene saure Flüssigkeit, kommen, dann mit verdünnter Schwefelsäure gebeizt und mit Werg 
abgescheuert werden. Die völlig gereinigten Bleche werden in reinem, stehendem Wasser aut- 
bewahrt. Jetzt kann die Verzinnung erfolgen. Für Glanzblech verwendet man reines Zinn, 
für Mattblech eine Legirung von 1 Thl. Zinn mit 3 Thln. Blei. Zinn-Zinklegirungen werden 
in Frankreich zu Dachdeckungen verwendet. 
Der zum Verzinnen dienende Apparat besteht aus sechs neben einander stehenden, vier- 
eckigen, gusseisernen Kesseln, von denen jeder eine besondere Feuerung hat. Der erste Kessel 
(Vortopf) ist mit geschmolzenem Talg oder besser mit afrikanischem Palmfett gefüllt, da 
dieses weniger gesundheitsschüdliche Dümpfe entwickelt. In diesen werden mehrere hundert 
Bleche auf einmal gebracht und verweilen hier so lange, bis jede Spur Feuchtigkeit entfernt 
ist. Die Bleche gelangen sodann in den zweiten Kessel, den Zinntopf, wo sie in geschmolzenes 
Zinn getaucht werden, welches zum Schutz vor Oxydation mit einer Fettschicht bedeckt ist, 
In diesem Kessel findet eine oberflüchliche Legirung des Eisens mit dem Zinn statt. Es ist 
dabei wichtig, die richtige Temperatur inne zu halten; ist diese zu niedrig, so haftet das Zinn 
überhaupt nicht; ist sie zu hoch, so fallt die Zinnschicht zu dünn aus. Nach etwa 2 Stunden 
kommen die Bleche in den dritten Kessel, den Waschtopf, der in zwei Abtheilungen getheilt 
ist. In der ersten grósseren Abtheilung wird der Ueberzug durch weitere Zinn-Aufnahme 
gleichmässig. Die Bleche werden dann einzeln herausgenommen, durch Abwischen mit einem 
fettigen Bündel Hanf von überschüssigem Zinn befreit und dann nochmals kurze Zeit in die 
zweite, ganz reines Zinn enthaltende Abtheilung getaucht, um entstandene Unebenheiten aus- 
zugleichen. Die Temperatur in diesem Kessel soll möglichst niedrig sein, damit bei Aufnahme 
der zweiten Zinnschicht keine Saigerung der ersten eintrete. Die Bleche kommen dann sofort 
in den vierten Kessel, den Fetttopf, welcher stark erhitztes Palmfett enthält. Hier kommt 
das Zinn noch einmal zum Schmelzen, und überschüssiges, besonders bleihaltiges Zinn fliesst 
ab (bis zu 604). Auch wird hierdurch vermieden, dass die Zinn-Eisenlegirung rascher erkaltet, 
als das darunter liegende Eisenblech. Nach einigen Minuten — die Dauer des Verweilens muss 
sorgfältig bemessen sein — kommt das Blech in den fünften Kessel, den Kalttopf, wo es in 
geschmolzenem Talg von niedriger Temperatur einer allmählichen Abkühlung unterworfen wird. 
Die Bleche stehen hier senkrecht; etwas noch flüssiges Zinn bildet in Folge dessen am unteren 
Rande einen Wulst, die sogen. Tropfkante Um diese zu entfernen, taucht man die Bleche 
mit der unteren Kante in den sechsten, sehr flachen, mit flüssigem Zinn gefüllten Kessel, den 
Saumtopf. Der Wulst schmilzt hier ab, wobei sein Abfallen durch Klopfen befördert wird, 
und es hinterbleibt nur ein schmaler, durch geringeren Glanz gekennzeichneter Streifen, der 
Saum. Schliesslich werden die Bleche durch Abreiben mit Kleie völlig gereinigt, sortirt und 
verpackt. | 
Man hat viele Maschinen erfunden, um die Handarbeit bei diesem langwierigen Process 
abzukürzen. Für den dritten Verzinnungskessel ist vielfach ein von GIRARD angegebenes Walzen- 
system in Gebrauch (55). 
Das Weissblech vereinigt die Dehnbarkeit des Eisens mit der Unveränderlichkeit des 
Zinns und erführt deshalb eine vielseitige Anwendung. 
Moiréblech (moiré métallique) ist ein Weissblech, welches nicht den gewöhnlichen 
spiegelnden Glanz zeigt, sondern deutlich Krystallbildungen erkennen lässt. Man giebt dem 
für Moiré bestimmten Weissblech eine etwas dickere Zinnschicht als gewöhnlich, erhitzt das- 
selbe bis zum Schmelzen des Zinns und lässt langsam erkalten. Je langsamer die Erkaltung, 
desto grösser werden die Krystalle. Man bringt die Zeichnung deutlich hervor, wenn man das 
erkaltete Blech mit verdünnter Salzsäure behandelt. Auch ohne vorherige Erhitzung erhalten 
die Bleche durch Beizen mit Süure eine moiréartige Zeichnung, aber weniger schon. Nach 
BOTTGER wird das erhitzte Blech in eine Mischung von 4 Thln. Wasser, ] Thl. Salpetersáure, 
2 Thln. Salzsäure, 2 Thln. Zinnsalz getaucht. Das Moiréblech verliert an der Luft bald sein 
schönes Aussehen; es wird daher immer, nachdem jede Spur anhaftender Säure durch Waschen 
mit schwachem Alkali entfernt und das Blech mit Wasser nachgewaschen und getrocknet worden 
ist, mit einer durchsichtigen, farblosen oder gefärbten Lackschicht überzogen. 
   
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
   
    
    
    
   
   
  
    
   
   
  
   
  
  
   
  
  
   
    
  
  
  
  
    
das 4 
benu 
Batte 
tiver 
Chlo1 
geeig 
abfall 
unter 
wird 
entst 
ausge 
wird 
von 
Zinns 
Man 
zinnu 
solch 
auch 
geleg 
man 
Geg« 
pirt) 
in ei 
ange: 
kaliu 
gleic! 
von 
30 T 
Zinn] 
unter 
Nach 
in ei 
Dann 
stänc 
niede
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.