556 Handwörterbuch der Chemie.
Das Musivgold dient zum Bronziren von Holz u. dergl. Messing wird mit
glánzenden, verschiedenartig gefürbten Schichten von Schwefelzinn in folgender
Weise überzogen. Man erhitzt eine Lósung von Weinstein und Zinnchlorür und
giesst die Lósung von einem entstandenen geringen Niederschlag in eine Lósung
von Natriumthiosulfat, schüttelt, erhitzt zum Sieden und trennt die Flüssigkeit
von abgeschiedenem Schwefel. Die in die heisse Lósung getauchten Messing-
gegenstáinde nehmen je nach der Dauer der Berührung glánzende Farbentóne
an, welche in folgender Reihenfolge auftreten: hellgelb, dunkelgelb, kupferroth,
carmoisin, dunkelblau, hellblau, irisirend braun, hellbraun.
Das gefällte Zinnhydrosulfid, Sn S(SH), oder H,SnS$,, ist gelb, unlóslich
in Wasser und verdünnten Sàuren, lóslich in heisser Salzsáure. Ammoniumsalz-
lósungen verwandeln es beim Sieden in Zinnoxyd. Alkalien und Alkalisulfide
lósen es leicht zu Stannaten bezw. Sulfostannaten. Durch gelindes Erwármen
wird es zu wasserfreiem Sulfid.
Stannoselenid, Zinnseleniür, SnSe. Das amorphe Zinnseleniürhydrat
fàllt aus, wenn man Selenwasserstoff in eine Lósung von Zinnchlorür leitet. Es
bildet ein braunes, beim "Trocknen schwarz werdendes Pulver, leicht in Alkalien
und Schwetelalkalien löslich. Es wird beim Erhitzen im Wasserstoffgas nicht
zersetzt, noch geschmolzen.
Wasserfreies Zinkseleniür. Wenn man ein áquivalentes Gemisch von
Zinnfeille und gepulvertem Selen erhitzt, so tritt nach dem Schmelzen des Selens
unter Aufglühen "Vereinigung der Stoffe ein. In Folge der starken Wüárme-
entwicklung verflüchtigt sich etwas Selen. Die zurückbleibende metallisch graue
Masse erhitzt man in einem Porcellanschiffchen in reinem Wasserstoffgas. Hier-
bei entwickelt sich in dunkler Rotbgluth etwas Selen; in hóherer Temperatur
entsteht ein schwach grünlicher Dampf. Dann bilden sich in der Róhre Krystalle,
deren Menge bei Weissgluth rasch zunimmt. Der Vorgang erfolgt wie beim
Zinnsulfür, aber bei hóherer Temperatur. Die Temperatur der Krystallbildung
ist nicht viel verschieden von der Schmelztemperatur des Seleniürs, so dass man
dasselbe zugleich auch in geschmolzenem Zustande erhält.
Das destillirte Zinnseleniür bildet eine bláulich metallisch glänzende Masse
von glünzendem bláttrigen Bruch, welche leicht zerreiblich ist und abfärbt.
Auch auf dem Wege der Lósung kann man krystallisirtes Zinnseleniür er-
halten. Man schmilzt nach ScuwgIDER 3 Thle. Zinn mit 2 Thln. Selen zusammen
und lóst das erhaltene Produkt in. schmelzendem Zinnchlorür. Beim Erkalten
der Schmelze krystallisirt das Seleniür aus, welches man mit Hilfe verdünnter
Salzsäure isoliren kann. Man kann auch Selen in geschmolzenes Zinnchlorür
werfen, wobei sich Zinnchlorid verflüchtigt und die Schmelze Zinnseleniur gelóst
enthält.
Man erhält auf diese Weise glánzende, stahlgraue Blátter, deren Vol.-Gew. 6:179
ist. Wenn das wasserfreie reine Zinnseleniür im Wasserstoffstrome erhitzt wird,
so schmilzt es und verflüchtigt sich dann. Bei Weissgluth führt der Wasserstoff
eine sehr geringe Menge eines, Kupfersalzlósungeu schwarz fállenden Gases mit,
und es bleibt im Rohre etwas metallisches Zinn zurück.
Das Zinnseleniür ist unlóslich in Wasser, lóslich in schmelzenden Schwefel-
und Selenalkalien. Mit einer Lósung von Jod oder Brom in Schwefelkohlenstoff
entsteht ein Gemenge von Zinnselenid mit Zinnjodür bezw. -bromür.
Salpetersáure oxydirt das Zinnseleniür langsam zu Zinnoxyd; ebenso Kónigs-
wasser. Reines Chlorwasserstoffgas wirkt bei gewóhnlicher Temperatur auf
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