48 Handwórterbuch der Chémie.
Beim Gefrieren dehnt sich das Wasser nach Kopp (94) nahezu um + aus,
nach DUFOUR (97) um fast genau 1 nach PLUCKER u. GEISLER um 0:09195. In
Folge dieses Ausdehnungsvermógens vermag es, wenn es Hohlräume vollständig
ausfüllt, ohne heraus zu können, diese zu zersprengen (roo) —. Der lineare
Ausdehnungscoéfficient ist nach BRUNNER (Tor) 00000375 (102, 103).
Die Schmelzwärme ist 75 (104), 79:4 (105), 79:1 (106), 79:06 cal. (107).
Das in der Natur vorkommende, sowie das bei 0 bis — 1:5? künstlich dar-
gestellte Eis ist durchsichtig. Je tiefer von dieser Grenze die Bildungs-
temperatur abliegt, um so weisslicher wird es, während die Dichte abnimmt. Nach
PICTET (108) liegt der Grund der Undurchsichtigkeit in der Anwesenheit ein-
geschlossener Luftblüschen von 0.01— 0:05 Millim. Durchmesser und der unregel-
mássigen Anordnung der Eiskrystall. Man kann den Einschluss dieser Luft-
bláschen auch bei niedrigster Temperatur verhindern und so ebenfalls ein durch-
sichtiges Eis erhalten, wenn man einen kräftigen Luftstrom durchleitet, der die
Luftbläschen im Momente ihres Entstehens mit fortnimmt (109)
Praktische Verwendung und künstliche Darstellung des Eises (225).
Der so kolossale Verbruch an Eis zu Industriezwecken, ‘wie in Brauereien,
Spiritus-Brennereien, Paraffinfabriken, zu sanitären Zwecken etc. hat es, zumal da
die Natur nicht immer hinlängliche Mengen davon bietet, wünschenswerth ge-
macht, dasselbe wie Kälte überhaupt auf künstlichem Wege zu erzeugen.
Da im Wesentlichen zwei Vorgänge bekannt sind, die mit Wärmeabsorption
verbunden sind, und zwar Veränderung des Aggregatzustandes und Vergrösserung
des Volumens, so kann man auf folgende 3 Arten Kälte erzeugen:
1. Durch Verflüssigen eines festen Körpers mittelst einer Flüssigkeit (Lösen
von Salzen) oder eines anderen festen Körpers (Kochsalz mit Schnee): Kälte-
mischungen.
2. Durch Ueberführen eines flüssigen (Aether, Ammoniak) oder eines festen
Körpers (Carbonat + Säure) in den gasförmigen Aggregatzustand.
3. Durch Ausdehnung comprimirter Gase.
Kältemischungen.
Die Beobachtung, dass Wasser durch Auflösen von Salpeter sich abkühlt,
stammt aus dem Jahre 1550 und ist von dem Arzte BLASIUS VILLAFRANCA gemacht.
LATINUS TANCREDUS fand dann 1607, dass die Temperaturerniedrigung noch
grôsser sei, wenn man statt des Wassers Schnee anwendet. Ueber die Verwendung
einer Mischung von Eis mit Kochsalz, Salmiak oder Salpetersäure als Abkühlungs-
mittel berichtet LEONHARDI (1701). Die Mischung von Schnee mit verdünnter
Salpeter- oder Schwefelsäure diente im 18. Jahrhundert zum Gefrierenlassen von
Quecksilber, wozu sich BRUGNATELLI auch eines Gemenges von Schnee und
Alkohol oder Aether bediente.
Das Preisauschreiben der Société d'Encouragement in Paris für die Ent-
deckung eines Herstellungs- und Aufbewahrungsverfahrens für Eis (1824) zeitigte
eine Reihe vortrefflicher Arbeiten auf diesem Gebiete, so die Ausarbeitung eines
Verfahrens, aus 5 Kgrm. Glaubersalz und 4 Kgrm. verdünnter H,SO, 0:9 Kgrm.
Eis herzustellen (DECOURMANCHE, MALEPERT, BOUTIGNY), welches später von FILHOL
und FUMET (226) verbessert wurde. Diese Arbeiten konnten aber zu keinem
unbestrittenen Resultate kommen, da die theoretische Unterlage noch zu wenig
fundirt war. Diesem Uebel halfen die Versuche von RUDORFF, MEIDINGER,
THOMSON, BERTHELOT u. a. ab.
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