Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

      
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
  
   
   
    
  
  
   
    
   
   
  
   
  
   
  
  
   
   
   
    
   
   
   
   
  
  
    
   
    
  
   
   
  
   
    
   
  
  
  
  
  
   
  
    
   
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der Schrift: De extremo illo et perfectissimo naturae epificio ad principe terronorum sidere, auro, et 
admiranda ejus natura — — cogilata, experimentis illustratd« bekannt gegeben wurde. Schon 
im Jahre vorher erwähnte indessen der hessische Bergbeamte ORSCHALL in seinem Tractat: 
»Sol sime vesta oder dreissig Experimenta dem Gold seinen Purpur auszuziehen«, dass er von 
Cassius gelernt habe, das Gold mit Zinn niederzuschlagen. 
Seit jener Zeit sind verschiedene Verfahren zur Darstellung des Cassiuspurpurs in Gebrauch 
gekommen. Man stellt z. B. eine Lósung von 50 Grm. Gold in 9 Grm. einer Kónigswassers her 
welches aus 16 Thln. concentrirter Salzsáure und 10 Thln. Salpetersiure von 36? B. gebildet 
ist, und verdünnt die Lösung mit 14 Litern Wasser. Andererseits werden 3 Grm. Zinn in 
18 Grm. desselben Kónigswassers aufgelóst. Man giesst die klare Lósung tropfenweise in die 
Goldlósung. Der purpurne Niederschlag wird mit heissem Wasser ausgewaschen und mit 
geeigneten Schmelzmitteln gemischt. 
Nach FIGUIER zersetzt man Goldtrichlorid (26:6 Grm. Gold im Liter) durch Zinngranalien. 
Die Flüssigkeit wird mit Kochsalzlósung aufgekocht, in Folge dessen der purpurne Niederschlag 
sich gut filtriren ldsst. 
Einen schönen Purpur erhält man nach FucHs (192), wenn man Eisenchloridlósung mit 
Zinnchlorür versetzt, bis die gelbe Farbe in Blassgrün übergegangen ist, und mit diesem Ge- 
misch die Goldchloridlösung fällt. 
Der Purpur kann verschiedene Nuancen haben. WÄCHTER (193) giebt in dieser Be- 
ziehung folgende Vorschritten: Heller Purpur: Auflösen von 5 Grm. Zinn in Königswasser, 
Eindampfen, Lösen des Rückstandes in Wasser, Zusatz von 2 Grm. Zinnchlorürlösung von 
1*5 Vol-Gew., Verdünnen mit 10 Litern Wasser, Zusatz einer Goldlósung aus 0:5 Grm. Gold, 
Zusatz von 50 Grm. Ammoniak zu der tiefroth gewordenen Flüssigkeit oder einiger Tropfen 
Schwefelsáure zur Ausscheidung desselben, Auswaschen, Filtriren, Mengen des noch feuchten 
Niederschlags mit einem Fluss, aus 2 'Thln. Mennige, 1 Thl. Quarzsand und 1 Thl. calcinirtem 
Borax bestehend, Trocknen, Zusatz von 3 Grm. Silbercarbonat. Man erhält 33 Grm. Purpur, 
der ohne Silberzusatz amarantroth ausfällt, — Dunkler Purpur. Vermischen der Lösung 
von 05 Grm. Gold in 10 Litern mit 7°5 Grm, Zinnchlorürlösung von 1:7 Vol.-Gew., Zusatz 
einiger Tropfen Schwefelsäure und Mengen des Niederschlags mit 10 Grm. Bleifluss und 
0:5 Grm. Silbercarbonat. — Rosa: Vermischen der Lósung von 1 Grm. Gold mit einer 
Lósung von 50 Grm. Alaun in 20 Litern Wasser, Zusatz von l'5 Grm. Zinnchlorürlósung von 
|: Vol-Gew., Füllen der Thonerde durch Ammoniak, Auswaschen des Niederschlages, der 
getrocknet 13:5 Grm. wiegt und mit '/0 Grm. Bleifluss und 2:5 Grm. Silbercarbonat ge- 
mengt wird. 
Der Cassiuspurpur ist dunkelbraun bis bläulich roth. Bei 100° enthält er noch Wasser, 
welches erst in hóherer Temperatur entweicht. Bei Behandlung mit Konigswasser geht Gold 
in Lósung, und weisses Zinnoxyd bleibt als Rückstand.  Getrocknet 16st er sich in Salzsäure 
zu Zinnchlorid, während sich Gold abscheidet. Er giebt mit Ammoniakwasser eine purpur- 
farbene Lósung, welche sich langsam entfärbt unter Abscheidung von Gold und gelatinôser 
Zinnsäure. Wird die ammoniakalische Lösung auf 60 bis 80? erhitzt, so scheidet sich rasch 
Purpur aus, welcher aber in Ammoniak unlöslich geworden ist. Salpetersäure, sowie verdünnte 
Schwefelsäure ertheilen dem Purpur eine lebhaftere Farbe unter Lösung von etwas Goldoxyd 
und Zinnsäure. 
Der Cassiuspurpur löst sich in geschmolzenem Glase und färbt dieses rosa bis rubinroth. 
In der Porcellan- und Glasmalerei dient er zur Herstellung prächtiger purpurner, violetter und 
rosa Färbungen. 
Ueber die Constitution des Cassiuspulvers sind zahlreiche Untersuchungen ausgeführt 
und verschiedene Ansichten aufgestellt worden. BERZELIUS, sowie DUMAS sehen ihn als ein 
Doppelstannat von Zinnoxydul und Goldoxydul an: Au,SnO,-SnSnO, J- 4H,O. FucHs gab 
ihm die Formel 2(Sn,0,)Au,0,-25n0, 4+ 3H,0. Kocht man Goldpurpur von verschiedener 
Bereitung mit Kalilauge, so löst diese daraus einen Theil Zinnoxyd, und es bleibt nach FIGUIER 
(194) eine Verbindung von der constanten Zusammensetzung Au,0 -3Sn O, + 4 H,0. 
Nach anderen Forschern ist der Cassiuspurpur kein Goldstannat, sondern ein Gemenge von 
Zinnsäure mit sehr fein zertheiltem, metallischem Gold. DEBRAY (195) stützt diese Ansicht auf 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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