Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

  
  
  
  
  
  
  
724 Handwörterbuch der Chemie. 
schiedenen Thieren völlig identisch. und von den Eigenschaften des Milch- 
zuckers nicht verschieden gefunden hat. 
Neben dem Milchzucker sind nach DEnxicks andere drehende Substanzen im 
Serum aus verschiedenen Milcharten. 
Aus welchen Substanzen der Milchzucker der Milch entsteht, und ob die Galactose- 
gruppe des Milchzuckers aus der Nahrung stammt, ist ungewiss, doch hat MuNTz (643) 
darauf hingewiesen, dass in dem täglichen Futter der Kühe, z. B. im Luzerneheu, reichlich 
so viel Galactose lieferndes (Galactan etc.) Kohlenhydrat vorhanden ist, wie nóthig ist, 
um den in der tüglichen Milch enthaltenen Milchzucker zu liefern. 
Möglicherweise wandelt sich auch im Organismus die Glucosegruppe der in der 
Nahrung enthaltenen Stärke, oder die im Blute kreisende Glucose in Galactose um 
[C. Vorr (644), CREMER (645)]. 
Milchzucker lóst nach LoBry DE BRUYN und FRANCHIMONT (646) sich in 
ammoniakalischem Methylalkohol und bildet eine krystallisirte stickstoff- 
haltige Verbindung. 
Milchzucker wird bekanntlich schwer invertirt, und Citronensäure ist 
nach JoNE: (647) ohne Wirkung. Um Milchzucker zu analytischen Zwecken 
zu hydrolysiren, kocht Osr (641) 1 Thl. Milchzucker mit 80 bis 90 Thin. 0'6 proc. 
Salzsáure 5 bis 8 Stunden im Wasserbade (s. a. Galactose). 
Milchzucker wird durch Emulsin nach FiscHER (649) in Dextrose und 
Galactose zerlegt. 
Mit Chromsäure liefert Milchzucker nach Gross, BEvAN und BEADLE 
(650) Substanzen, welche beim Destilliren mit Salzsäure Furfurol geben. 
Mit Brom liefert Milchzucker dieLactobionsáure, C, ,H,,O,, [E. FisCHER 
und J. MEvER (651), mit Cyanwasserstoff und nachher Baryt die Lactose- 
Carbonsäure, C,,H,,0,3 [E. FISCHER und REINBRECHT (652).]. 
Mit Mercaptan verbindet (653) sich Milchzucker bei Gegenwart von Salz- 
säure zu einem Mercaptal. 
Mit Phenylhydrazin liefert Milchzucker bekanntlich das Phenyl- 
lactosazon, C,,H,,0,(N,HC;H;),; wird dies mit concentrirter Salzsäure 
verrieben, so entsteht nach FiscHER (639) neben salzsaurem Phenylhydrazin 
das Lactoson. Die dasselbe enthaltende Flüssigkeit giebt mit essigsaurem 
Phenylhydrazin in der Kälte oder bei gelindem Erwármen das Osazon wieder. 
Das Lactoson hydrolysirt sich beim Erhitzen mit verdünnter Salzsáure zu 
Galactose und Glucoson 
C, 4H5,0,, + H,0 — C,H,,0, 4- CeH, 006 
Lactoson Galactose Glycoson. 
Folglich giebt die hydrolysirte Flüssigkeit mit essigsaurem Phenylhydrazin 
in der Kälte Glycosazon und in der Wärme Galactosazon. 
Milchzucker-Octacetat, C,,H,,O,:(C,H,O,),. SCHMOGER (654) erhielt dies von 
HERZFELD hergestellte Produkt mit Leichtigkeit, als er das Gemenge von Milchzucker mit 
Acetanhydrid und Natriumacetat bis zur eintretenden Reaction und nicht weiter erhitzte, 
dann in Wasser goss und die zähe Masse mit Alkohol übergoss, worauf sie krystallinisch wurde 
und sich aus heissem Alkohol, oder noch besser aus einem Gemenge von Alkohol und Chloro- 
form umkrystallisiren liess. Schmp. etwa 85° (aus Alkohol), 95 bis 100° aus Alkohol und 
Chloroform. 
Dreht schwach links, (x)p — — 3:5?; Mehr- oder Wenigerdrehung nicht vorhanden. 
Mit Acetanhydrid allein (SCHÜTZENBERGER) erhielt ScHMÓGER amorphe Produkte 
annähernd gleicher Zusammensetzung, aus welchen nur sehr schwierig. wenig . krystallisirtes 
Octacetat zu gewinnen war. (Vielleicht ist in diesen ein isomeres Octacetat zu suchen, 
s. Glucose-Pentacetat. TOLLENS). 
  
      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
   
  
    
      
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