Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 13. Band)

  
  
758 Handwörterbuch der Chemie. 
Hier kommt besonders in Betracht, dass viele Pectinsoffe (diejenigen, 
welche aus dem ursprünglich neutralen Pectin hervorgehen und wohl hydrolyti- 
sche Produkte sind) die Eigenschaft schwacher Säuren besitzen, und man folg- 
lich geneigt ist, die Gegenwart von Carboxyl, COOH, anzunehmen.  Natur- 
gemäss bedingt Carboxyl, COOH, statt der COH-Gruppe der Kohlenhydrate 
einen Ueberschuss von Sauerstoff gegenüber dem Wasserstoff. Dieser 
ist jedoch sehr gering, wenn die Formel der Pectinstoffe eine grosse ist, so 
würde z. B. dem Kohlenhydrat (C,H,,0,),, eine Pectinsáure (C;H,9$0;)s: 
C,H,,0, — C,,H,,,05, mit C — 4401, H — 611, O = 49:88, d. h. ein Ver- 
háltniss H:O — 1:816, entsprechen, und die Analyse wird kaum im Stande sein, 
dies nachzuweisen. 
Wenn dies der Fall ist, gehóren die Pectinsäuren (und Gummisäuren s. u.) 
zu den Glucosido-Glyconsáuren (s. pag. 676). 
Bei der Hydrolyse der Pectinstoffe werden dann neben wirklichen 
Kohlenhydraten, seien es Pentosen oder Hexosen, auch Sáuren, welche 
den Glyconsüuren verwandt oder mit ihnen identisch sind, entstehen müssen, 
und somit ganz ähnliche Verhältnisse stattfinden, wie sie z. B. O’SULLIVAN bei 
dem Abbau von Gummi arabicum und Gedda-Gummi, welche ebenfalls sauer 
reagiren und vielleicht zu den Pectinstoffen gerechnet werden müssen, ge- 
funden hat. 
Der Abbau der Pectinstoffe durch Hydrolyse ist ganz ähnlich demjenigen 
der Stärke, nur entstehen bei der Stärke ausschliesslich Gruppen mit COH, bei 
dem Pectin dagegen mag neben vielen der letzteren auch eine (oder einige) 
solche mit COOH sich bilden. 
Hierbei wird der sehr hoch zusammengesetzte, durch vollkommene gegen- 
seitige Bindung der verschiedenen Hydroxyle neutrale Stoff (Pectin) durch 
geringe Hydrolyse, wobei eine Carboxylgruppe frei wird, sauer und somit löslich 
in verdünntem Ammoniak oder Natron (Parapectinsäure); durch fortschreitende 
Hydrolyse und vielleicht Abspaltung einzelner Gruppen wird die Substanz löslicher 
(Metapectinsäure), und schliesslich entstehen Glycosen und daneben eine 
geringe Quantitát einer Glyconsàáure. 
Ob dies zutrifft, ob also in der Metapectinsäure oder Arabinsäure 
eine Carboxylgruppe mit den oben daraus gezogenen Consequenzen hinsichtlich 
der Zusammensetzung sich findet, lässt sich jetzt nicht bestimmt entscheiden. 
Jedenfalls sind die alten complicirten Formeln der Pectinstoffe mit viel 
zu weitem Verhàültniss von Wasserstoft zu Sauerstoft, wie z. B. C,5H,405$ mit 
1:10:67, zu verlassen. 
Von den Einzel-Resultaten neuerer Forschungen über Pectinstoffe móge 
folgendes erwähnt werden. 
Aus Apfelsinensaft hat HERZFELD (888) durch Fällung mit Alkohol etc. 
Pectin erhalten. Dies quoll in ammoniakalischem Wasser auf und zeigte sich 
optisch inaktiv, wurde aber nach längerer Zeit rechtsdrehend. 
Aus Zuckerrohrsaft hat WINTER (889) Pectinstoffe abgeschieden. 
WonL und NissEN (890) kochten Rübenmark, welches durch Auswaschen 
von Rübenbrei mit Wasser unterhalb 50° C. hergestellt war, mit Wasser längere 
Zeit und erhielten durch Abdampfen eine amorphe Masse, aus welcher bei der 
Hydrolyse Arabinose [s. a. WEISBERG cit. nach (890) und beim Erhitzen mit 
Salpetersäure Schleimsäure gewonnen wurde. 
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