Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

    
  
Historische Entwicklung der Idee.  Literaturangabe. 115 
Untersuchungen in England von. WHATELEY angestellt, ohne dass derselbe von 
den RoTH’schen Experimenten Kenntniss erhalten hätte [DArRwın, Botanik Garden, 
IL p. 24; London 1780]. Es sollte nun das Vaterland der Dionaea durch Beob- 
achtungen an einer ganz anderen Pflanze auch noch eine neue und dritte Art 
des Fangens von Insekten lehren: die schon vordem vielfach ihrer sonderbar 
aufgeblasenen, rôhrigen Blattstiele wegen von Botanikern besprochene Sarracenia 
wurde von BARTRAM als Insektenfüngerin erkannt, und es wurde von ihm fest- 
gestellt, dass die in die wassererfüllten Blattstiele hineinfallenden Insekten dort 
zu Grunde gehen, und diese Blätter als wahre Insektenfallen anzusehen sind 
[Travels through North and South Carolina, Georgia and Florida; 1791]. Wir 
können die eben geschilderte Zeit als erste Pericde in der hier zu schildernden 
historischen Entwicklung ansehen, in der von vier Beobachtern festgestellt wurde, 
dass Insekten von den Blättern gewisser Pflanzen auf dreierlei Weise gefangen 
und getödtet werden können, nämlich durch deren Zusammenklappen (Dionaca), 
durch sich einkriimmende und klebrige Drüsen (Drosera), und durch wasser- 
erfiillte schlauchférmige Blattstiele (Sarracenia). Zu Anfang der nun folgenden 
zweiten Periode wurden diese Thatsachen vielfach diskutirt, aber nicht wesentlich 
gefördert; es herrschte dic linnéciscne Schule noch, welche nichts weniger 
gedeihen liess alc Experimeatal-Physiologie; ausser verschiedenen msslungenen 
Versuchen, die auffalienden Organe der genannten Pflanzen teleologisch zu deuten, 
haben wir erst mit den Versuchen von MACBRIDE an Sarracenia variolaris im 
Jahre 1815 einen Fortschritt zu bezeichnen, der in gut angestellten . Unter- 
suchungen an einer anderen Art der oben genannten Gattung besteht, die aber 
leider wenig Eindruck hervorriefen |Transactons of the Linnean Society, vol. XII 
pag. 48— 52]. Dieser Fortschritt wurde wesentlich vergróssert durch eine Ab- 
handlung von BURNETT über dieselbe Pflanze im Jahre 1829, nach welcher dem 
Fangen und Tódten von Insekten das Verdauen derselben zu Ernáhrungszwecken 
folgen sollte, und die Funktion der rohrigen Blattstiele direkt mit dem thierischen 
Magen verglichen wurde [Quarterly Journal of Science and Art, vol. II p. 290]. 
Wihrend Drosera in dieser Zeit ununtersucht blieb, stellte Curtis in Wilmington 
(Nord-Carolia) im Jahre 1834 ausgedehnte Untersuchungen über die Reizbarkeit 
der Dionaea-Blätter an und über die Art und Weise, wie die Insekten in ihrer 
Falle zu Tode kommen, wobei er die ältere Anschauung von der. Wirkung der 
sensitiven Haare wesentlich verbesserte [Boston Journal of Natural History, 
vol I p. 123—125]. — Wir kónnen hiermit die zweite Periode abschliessen, in 
welcher die Physiologie der bislang bekannt gewordenen Insektivoren einige, nicht 
ganz unbedeutende Verbesserungen erfuhr. Die dritte Periode können wir 
bezeichnen als die der morphologischen Untersuchung einiger jetzt als Insekti- 
voren bekannter Pflanzen, welche die heutige Kenntniss mit herbeigeführt hat; 
zu dieser Zeit, wo die Lehre der Pflanzenernährung ihre volle experimentelle 
Begründung erhielt, mussten die von den sich am leichtesten darbietenden Ge- 
setzen scheinbar so weit abweichenden Anschauungen der an Insektennahrung 
denkenden Botaniker alter Zeit ignorirt werden, und wir haben daher auch keine 
neue experimentalphysiologischen Untersuchungen darüber zu citiren. Da aber 
die Insektivoren vielfach einen eigenthümlichen Aufbau besitzen, so wurden sie 
aus diesem Grunde Gegenstand der Forschung, ohne dass die Forscher damals 
an ihre insektenfressenden Figenschaften dachten. So haben wir hier die Unter- 
suchungen von BENJAMIN über den Bau und die Funktion der Blasen von QU 
cularia zu nennen [Botanische Zeitung VI (1848) pag. 1, 17, 45, 57, 81] welcher 
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