Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

148 Die Gefässkryptogamen 
der palaeozoischen Periode, in der Steinkohlenformation, wo auch die Nadelhölzer 
auftreten, ihren Höhepunkt erreicht. Hier kommen die Bärlappgewächse zu be- 
sonderer Entfaltung in ihren Riesenformen, den Siegelbàumen (SzgZ/aria) und 
den Schuppenbáumen (Lepidodendron), welche nebst den Calamiten, baumartigen 
Schachtelhalmen, als vorherrschende Waldbildner anzusehen sind, wáhrend die 
Farne, obgleich zum Theil ebenfalls baumartig, besonders als Unterholz an 
der Waldvegetation "Theil nehmen. Trotzdem zeigten die krautartigen Farne 
dieser Formation einen erstaunlichen Formen-Reichthum, wie z. B. die bisherigen 
Untersuchungen der europüischen Kohlenbecken dargethan haben. Die Arten- 
anzahl der letzteren ist mehr als doppelt so gross, als die der recenten europäi- 
schen, welche nur etwa 130 zählen. 
In der nächstfolgenden, der permischen Formation freilich hóren die Gefáss- 
kryptogamen auf, in gleichem Maasse vorzuherrschen, wenn sie auch noch eine 
stattliche Entwicklung mehrerer ihrer Formen erlangen; in den folgenden For- 
mationen jedoch treten sie allmählich mehr und mehr zurück. Die riesigen 
Bärlappgewächse, die Sigillarien und Lepidodendren verschwinden bereits in der 
permischen Formation gänzlich, und ihnen folgen allmählich die Calamiten, während 
die Riesenformen der Farne noch bis auf den heutigen Tag, wenn auch nur in 
den Tropen die Bedingungen für ihr Gedeihen gefunden haben. So ist es denn 
gekommen, dass die recenten Schachtelhalme und Bärlappgewächse im Verhältniss 
zu dem Artenreichthum der Farne heute sehr zurücktreten, der Art, dass besonders 
betreffs der Gattung Lycopodium die Ansicht nicht selten laut geworden ist, es 
sei dies ein im Aussterben begriffenes Genus. 
Der Entwicklungsgang der Gefisskryptogamen ist jedoch nicht auf die im 
Allgemeinen mit einem Farnkraut, Schachtelhalm oder Bärlapp bezeichnete Pflanze 
beschränkt, sondern stellt zwei aufeinanderfolgende, individualisirte Entwicklungs- 
glieder dar. Das eine derselben ist das die Sexualorgane erzeugende Glied 
des Entwicklungsganges. Auf ihm wird die Eizelle und somit auch der Embryo 
gebildet, welcher sich direct zu der die Leitbündel (Gefässe) führenden, beblätterten 
Pflanze entwickelt. Die letztere bildet die Sporen aus, in keinem Falle aber 
Sexualorgane und stellt daher das ungeschlechtliche Entwicklungsglied dar. 
Mit Rücksicht hierauf nimmt man auch noch vielfach an, dass die Gefässkryptogamen 
einen Generationswechsel durchmachen, welcher sich in eine geschlechtliche 
Generation (das Prothallium) und eine ungeschlechtliche Generation (die 
mit Gefässen versehene, beblätterte Pflanze) gliedert. 
Das Prothallium ist in seiner ausgebildeten Form dem "Thallus niedriger 
Lebermoose äusserlich nicht unáhnlich; das der Farnkráuter erinnert sehr an 
Pellia das der Schachtelhalme an manche Riccia-Arten. 
Das Prothallium entsteht direct aus der keimenden Spore und bildet sich 
entweder zu einem mit Wurzelorganen (Haarwurzeln) versehenen, sich selbst 
ernihrenden Gewebekórper aus, von welchem die Sexualorgane ihre Entstehung 
nehmen (echte Farnkrüuter, Schachtelhalme und Lycopodien) oder es tritt in 
mehr oder weniger rudimentürer Gestalt auf, nur auf eine oder sehr wenige Zellen 
beschränkt (Rhizocarpeen, Selaginelleen und Isoéteen); im letzteren Falle ohne 
das Vermögen, sich selbst zu ernähren. 
Die Sexualorgane, durch deren Entwicklung und endliche Ausbildung die 
Gefässkryptogamen besonders deutlich ihre Verwandtschaft zu den Moosen dar- 
thun, nehmen bei den einzelnen Abtheilungen eine sehr verschiedene äussere 
Gestalt an; die weiblichen Organe, die Archegonien, deren flaschenförmige Gestalt 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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