Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

24 Blumen und Insekten. 
weitesten fortgeschrittenen Formen, nicht 
ausgenommen, auch nicht die G 
Sie treten uns in einer Anz 
die Rüssellänge und, vielleicht Luglossa 
eschwindigkeit der Schwärmer erreicht haben. 
ahl scharf gesonderter Familien entgegen, deren Ab- 
stufungen sowol in ihren Lebensverrichtungen und 
als in ihrem Körperbau folgenden 
lassen [9]. 
in ihrer geistigen Befáhigung 
genetischen Zusammenhang | vermuthen 
Die ältesten, den gemeinsamen Stammeltern am náchsten stehenden W 
espen- 
familien scheinen die Pflanz 
en anbohrenden zu sein. Dasselbe Organ, welches bei 
ihren muthmasslichen Abkómmlingen, den Wespen und Bienen, als Angriffs- und 
Vertheidigungswaffe fungirt, der Stachel, ist bei ihnen noch als sägebohrer vor- 
handen, der ausschliesslich zum Anbohren lebender Pflanzen, zur Unterbringung 
des Fies an eine geeignete Brutstätte, verwendet wird. 
zur Ernährung der Brut geeigneten Pflanzentheils und d 
in das Bohrloch ist bei ihnen 
Das Anbohren eines 
as Hineinlegen eines Eies 
noch die einzige Arbeit, welche sie für die Ver- 
sorgung ihrer Nachkommenschaft auszuführen haben. Denn die aus den Eiern 
schlüpfenden Larven nähren sich von dem angebohrten Pflanzentheile, sei es 
im Innern des Holzkórpers (Holzwespen, S?ricidae) oder einer um das Ei 
sich entwickelnden Anschwellung und Wucherung des Pflanzengewebes, in einer 
sogenannten Galle (Gallwespen, Cynipidac), sei es aussen, nach Art der Raupen, 
von den Blättern zehrend (Blattwespen, Tenthredinidae). 
Von den Gallwespen müssen einzelne, 
wie sich aus den zweierlei Brut- 
versorgungsgewohnheiten der heutigen Arten schliessen lisst, dazu übergegangen 
sein, andere Insekten oder deren Larven anzubohren, in deren Körper ihre 
eigenen Larven dann schmarotzen. Offenbar war mit dieser Veränderung der 
Brutversorgungsgewohnheit der Entwicklung des Wespenlebens ein unabsehbar 
weites neues Gebiet eröffnet. Denn so unzählig mannigfaltige sich selbstständig 
nährende Insekten vorhanden waren, so unzählig mannigfaltige Plätze standen 
den Schmarotzerwespen zur Einschleichung und speciellen Anpassung offen. Und 
sie sind in der That in der umfassendsten Weise benutzt Worden, wie die erstaun- 
liche Artenzahl und Verschiedenheit der Grósse, Kórperform, Bohrerlänge u. s. w. 
der heutigen Schlupfwespen (ZAneumonidae und Verwandte), der muthmasslichen 
Nachkommen jener ersten Insektenanbohrer, beweist, und keine einzige Insekten- 
familie scheint von ihren Angriffen ganz verschont geblieben zu sein. Durch 
das mit ihrer Brutversorgung verbundene Aufsuchen und Ueberlisten der anzu- 
bohrenden Insekten haben die Schlupfwespen eine viel hóhere Umsicht, Be- 
weglichkeit und Gewandtheit erlangt als ihre pflanzenanbohrenden Stammeltern, 
und eben diese Steigerung auch ihrer geistigen Befähigung wird die einsichtigsten 
unter ihnen in den Stand gesetzt haben, eine in die Augen springende Unvoll- 
kommenheit ihrer Brutversorgung durch Uebergang zur Grabwespenlebensweise 
zu beseitigen. 
Die Brutversorgung der Schlupfwespen leidet n 
theile, dass die angebohrten Insekten und mit denselben die eigene Nachkommen- 
Schaft der Schlupfwespen der Vernichtung durch Vógel und andere Feinde frei 
ausgesetzt bleiben. Diesen Nachtheil haben aber, wie es scheint, gewisse Schlupf- 
wespen dadurch zu beseitigen gewusst, dass sie eine Hôhle gruben, in welcher 
sie ihr durch Anbohrung gelähmtes Opfer mit einem Ei behafteten, um. sodann 
die Hóhle zu schliessen und soweit als möglich jede Spur derselben zu ver- 
wischen. Durch diese Vervolll 
dmlich offenbar an dem Nach- 
«ommnung der Brutversorgung wurden die auszu- 
führenden 'Thátigkeiten von neuem weit complicirter; die geistige Befühigung 
      
    
  
   
   
   
  
     
   
    
    
   
     
   
    
   
   
  
   
  
   
   
  
  
  
    
    
    
   
    
    
   
   
   
   
   
    
   
   
    
  
  
   
   
   
     
   
   
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