Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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5. Die als Kreuzungsvermittler thätigen Insekten. 
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höher gesteigert, ging aus der Familie der Schlupfwespen die in jeder Beziehung 
höher stehende der Grabwespen (Sphegidae oder Fossores) hervor, welche weiter- 
hin wahrscheinlich den Familien der eigentlichen Wespen (Vespidae), der 
Ameisen (Formicidae), und der Blumenwespen oder Bienen (Apidae) den 
Ursprung gegeben hat. 
Von allen den genannten Wespenfamilien sind nur die Holzwespen noch 
nicht als Blumengiste beobachtet worden. Alle übrigen gehen als fertige Insekten 
mit einem grossen Theile ihrer Arten dem Honige der Blumen nach und wirken 
an der Kreuzungsvermittlung derselben in mehr oder weniger erfolgreicher Weise 
mit. Aber nur die Bienen sind in ihrer ganzen Ernährung vom Eie an auf 
Blumennahrung beschrünkt.*) Sie sind dadurch die bei weitem eifrigsten, regel- 
mássigsten und ausdauerndsten Besucher und als solche zugleich die bei weitem 
wichtigsten Kreuzungsvermittler der Blumen geworden, die für sich allein in dieser 
Beziehung weit mehr leisten als alle übrigen Insektenfamilien zusammen genommen. 
Ihnen allein haben sich daher auch weit zahlreichere Blumen speciell angepasst 
als allen übrigen Insekten zusammen genommen. Was sie aber, selbst abgesehen 
von ihren interessanten Beziehungen zu den Blumen, für ein eingehenderes Stu- 
dium ganz besonders anziehend und lohnend macht, das sind die mannigfachen 
Abstufungen der Anpassung an Gewinnung der Blumennahrung, welche die ver- 
schiedenen Glieder ihrer reich verzweigten Familie darbieten, und von denen wir 
hier wenigstens eine richtige Gesammtvorstellung zu gewinnen versuchen wollen [16]. 
Fig. xo. Grabwespe und Biene auf gleicher Organisationshóhe. 
1 Crabro (Crossocerus) leucostoma L., von oben 
(3:1). 2 Mundtheile einer anderen Grabwespe, Dine- 
tus pictus F. g' von oben (6:1). 3 Dieselben von 
unten. 4 Prosopis signata Pz 9, eine Biene (3:1). In 
2 und 3 bedeutet: au Augen, f Fühler, ol Oberlippe, 
ok Oberkiefer, a Angel oder Wurzelstück des Unter- 
kiefers. st Stammstück desselben, la Lade desselben, 
kt Kiefertaster, k Kinn, z Zungen, nz Nebenzungen, 
It Lippentaster. 
Bei den muthmasslichen Stammeltern der 
Bienen, den Grabwespen, ist die von langen 
Tastspitzen (It 2, 3, fig. 10) umgebene, mehr 
oder weniger weit vorstreckbare Zunge (z 2, 
3, fig. 10) die einzige Anpassung an die Ge- 
winnung von Blumennahrung, welche uns die 
ausgereckten Mundtheile erkennen lassen, ja welche überhaupt das ganze Thier 
aufzuweisen hat. Aus dem Grabwespenstamme sind nun die Bienen als besondere 
Familie augenscheinlich dadurch hervorgegangen, dass gewisse Grabwespen, an- 
statt nach ererbter Gewohnheit durch ihren Stich gelühmte Insekten in ihre Brut- 
hóhle zu schleppen und mit einem Ei zu belegen, ihre eigene Nahrung, Blüthen- 
staub und Honig, auch als Larvenfutter verwendet haben. 
Diejenigen Grabwespen, bei welchen sich zuerst diese neue Art der Brut- 
  
*) Von gewissen Gallwespen (Cyzi5s), die sich in den Fruchtknoten der Feigen (cus), 
und von gewissen Motten, die sich in den Samenkapseln bestimmter Blumen entwickeln, kann 
dies nur in uneigentlichem Sinne gesagt werden. Das Nähere über dieselben findet sich in 
Kap. 20. 
      
    
    
   
    
   
     
    
   
   
   
     
   
   
     
   
    
  
    
    
  
     
   
    
    
   
   
  
   
    
    
   
   
    
    
     
     
  
	        
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