Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

  
  
  
72 Blumen und Insekten. 
züchtung aus einfachen Ekelblumen hervorgegangen sein können, habe ich an einer anderen 
Stelle eingehender erörtert [25]. 
Bei anderen wird jede einzelne Fliege in der Blüthe, die sie besucht, fest- 
geklemmt und erst nachdem sie sich mit Pollen behaftet hat, wieder entlassen; 
in spüter besuchten Blüthen bleibt dann ihr aus früher besuchten mitgebrachter 
Pollen an den Narben haften (Klemmfallenblumen). 
Bei mehreren ausländischen Cypripediumaxrten [25] z. B. werden Fliegen in derselben Weise, 
wie Andrenaarten bei unserem Cypripedium (Kap. 9) in der Unterlippe gefangen und vor dem 
Wiederaustritt festgeklemmt und zur Kreuzungsvermittlung gezwungen. Bei den Szapeaarten, 
welche, wie alle Ascdlepiadeen, besondere Klemmkörper besitzen, an denen je 2 Pollenplatten 
befestigt sind, klemmen sich die besuchenden Aas- und Fleischfliegen, indem sie mit ihren 
fleischigen Rüsseln in die Blüthen tupfen, die Klemmkörper so fest an die Rüsselhaare, dass sie 
nebst den ihnen ansitzenden Pollenplatten hervorgezogen und auf andere Blüthen mitgenommen 
werden, wo bei gleicher Bewegung des Fliegenkopfes die Pollenplatten in die Narbenkammern 
gerathen und in denselben sitzen bleiben. 
Bei Pinguicula atpina [25] klemmt sich die besuchende Fliege, in Folge steifer, schrág nach 
hinten gerichteter Haare der Unterlippe, derart in der Blüthe fest, dass sie nur wieder heraus- 
kann, indem sie sich beim Riickwirtsgehen moglichst nach oben drängt; dabei streift sie mit 
dem Rücken die Antheren und behaftet ihn mit Pollen, der sich in später besuchten jüngeren 
Blüthen an der Narbe absetzt. 
Während in allen bisher genannten Fällen es nur die Dummheit und die den 
übrigen Blumenbesuchern antipathische Geschmacksrichtung gewisser Dipteren 
ist, welche zur Ausbildung ihnen ausschliesslich angepasster Blumen Veranlassung 
gegeben hat, giebt es doch auch einige Blumen in der einheimischen Flora, 
welche sich dem ausgeprägten Farbensinne und der besonderen Bewegungsweise 
gewisser kleiner Schwebfliegen angepasst haben, freilich ohne gleichzeitig andere 
Besucher vom Genusse der dargebotenen Genussmittel und von gelegentlicher 
Kreuzungsvermittlung auszuschliessen. 
Fig. 24. Eine Schwebfliegenblume (Veronica Chamaedrys). 
I Blüthe, gerade von vorne gesehen. 2 Kleine 
Schwebfliege (Ascia podagrica) vor der Bliithe schwebend 
und sich an ihrer Farbenpracht weidend. 3 Bliithe 
in dem Moment, wo die auf dem unteren Blatte an- 
geflogene Schwebfliege die Wurzeln der Staubfiden 
erfasst und sich die Staubbeutel unter dem Leibe 
zusammenschlágt. 4 Bliithenmitte doppelt so stark 
vergrôssert. 5 Stempel und Nektarium. 6 Kelch 
mit Stempel und Nektarium. 7 Blumenróhrchen im 
Lüngsdurchschnitt, n Nectarium, ov Ovarium, gr Griffel, 
st Stigma, Narbe, a Staubbeutel, fi Staubfaden, sd Saft- 
decke, h Honigtrôpfchen, se Kelchblätter. 
Unser gemeiner Ehrenpreis (Veronica Chamae- 
drys) mit seinen himmelblauen Blumen ist das 
gewôhnlichste und am genausten beobachtete Bei- 
spiel dieser Art. Einige kleine Schwebfliegen, 
besonders Arten der Gattungen Ascia und Melanostoma, die in ihrer Grösse gerade diesen Blumen 
  
entsprechen, sind es, denen sich dieselben auch in ihrem Bestäubungsmechanismus in zierlichster 
Weise angepasst haben. Selbst schön gefärbt und mit ausgeprägtem Farbensinne versehen, 
schwebt eine solche Schwebfliege vor der farbenprächtigen Blume secundenlang an ein und der- 
selben Stelle, anscheinend am Anblicke derselben sich, weidend, schiesst dann plötzlich vorwärts 
und setzt sich auf das unterste Blumenblatt, wobei sie den über der Mittellinie desselben frei 
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
   
   
    
  
   
    
      
   
    
   
   
    
    
     
      
     
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