140
Ohne Zweifel spielt das Glutathion in seinen beiden, je nach den vorhandenen n
Bedingungen wechselseitig ineinander übergehenden Formen die gleiche Rolle d
wie das System Zystein —-> Zystin, d.h., es tritt bei Oxydoreduktions- li
vorgangen in Funktion. p
Es ist ferner im Muskelgewebe von Säugetieren CH . NH d
eine Verbindung aufgefunden, die mit einem Di- | 2CH d
peptid in Beziehung gebracht worden ist!. Die Cu N° n
Karnosin genannte Verbindung hat die fol- CH, o
gende Struktur: | V
CH, - CH, : CO— NH -CH . COOH
NH, Karnosin
Bei der Hydrolyse dieser Verbindung wurden Histidin und Aminopropion-
säure erhalten, jedoch nicht die dem EiweiBbaustein Alanin entsprechende, viel-
mehr eine am 8-C-Atom substituierte Propionsäure. Dieser Befund war zunächst
überraschend, sind wir doch bis jetzt keiner Aminosäure begegnet, die die NH,-
Gruppe in ß-Stellung aufweist. Nun werden wir in Bälde erfahren, daß ein Weg
des Abbaus von Eiweißbausteinen in der Abspaltung von Kohlensäure besteht.
Diese Feststellung hat einen Hinweis gegeben, wie der Baustein ß-Alanin des
Karnosins entstanden sein könnte. Ersetzen wir nämlich in der ß-Aminopropion- d
säure ein H-Atom des 8-C-Atoms durch die Karboxylgruppe, dann gelangen wir x
zur Asparaginsáure: E
ch, . CH, - COOH HOOC -CH-CH,-COOH —CO, —— CH, CH,. COOH
| | |
| NH, NH, NH,
| B-Alanin Asparaginsäure B-Alanin
| Es ist denkbar, jedoch unbewiesen, daB Asparaginyl-histidin die Vorstufe
| von ß-Alanyl-histidin= Karnosinist. Durch nachträgliche Dekarboxylierung
| wiirde dieses dann aus jenem entstehen.
Il Interessanterweise findet sich neben Karno- CH — N -CH, W
If sin eine weitere Verbindung, die bei der Hydro- | CH SC
Il lyse 8-Alanin und Methylhistidin liefert. C Nf 71
Il Es kommt ihr die folgende Struktur zu: CH ei
I 2
i | 8
| CH, - CH; - CO NH. CH. COOH el
| | A
NH,
t | | Poe vn / an — Ex
| B-Alaninrest Methylhistidin
IN B-Alanyl-methylhistidin ist in Anlehnung an den Ort seiner Entdeckung (Musku-
| latur der Gans) Anserin genannt worden. Wir haben die beiden Verbindungen
|| an dieser Stelle kurz erwähnt, weil hôchstwahrscheinlich ein Hinweis auf die Bil-
dung von Dipeptiden in Geweben vorliegt (mit sekundärer CO,-Abspaltung).
Leider können wir über ihre Bedeutung zur Zeit nichts aussagen. Es beschränkt
sich aus diesem Grunde unser Interesse an ihnen auf ihren Aufbau.
|| Es besteht kein Zweifel mehr darüber, daB in den EiweiDstoffen Polypeptid-
| struktur vorhanden ist. Sie beherrscht ihren Aufbau. Offen ist, ob sich daneben
| 1 Karnosin als solches, wie es geschehen ist, als Dipeptid zu bezeichnen, ist unzweckmäBig.
Der Begriff ,,Peptid‘‘ ist fiir x«-Aminosäuren geprägt.