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Die 2,5-Diketopiperazine sind in tautomeren Formen bekannt, und zwar pP
kennen wir eine Karbonyl- und eine Enolform. Sie gehen ineinander über. n
OH N
| S
CH, CO CH, €
—-
Nico NE J, N
CO. CH, C.H,C
OH
Karbonylform Enolform
Die Frage bleibt offen, welche von diesen beiden Formen im Eiweiß enthalten
ist. Ferner ist noch unbekannt, in welcher Art sie mit den Polypeptidketten ver-
einigt sind. Man hat gegen das Vorkommen von Verbindungen der genannten n
Art im Eiweiß eingewandt, daß sie von jenen Fermenten, die Eiweiß bzw. Poly- d
peptide zu spalten vermógen, nicht angegriffen werden. Verfüttert man sie, dann
erscheint ein wesentlicher Anteil davon unverándert im Harn. Gegen diesen Ein- s
wand läBt sich sagen, daB in EiweiD eingebaute Diketopiperazine sich bei ihrem h
Freiwerden gegenüber Fermenten anders verhalten kónnen als die freien Ver- 5
bindungen. So ist es z. B. denkbar, da die Enolform leichter aufgespalten wird E
| als die Karbonylform. Von größtem Interesse ist, daß durch Abbau von Seiden- s
It fibroin mittels Alkali gewonnene Diketopiperazine — insbesondere Glyzyl-alanin- 2
I anhydrid und Glyzyl-tyrosinanhydrid — optisch-inaktiv waren’. f
| In diesem Zusammenhang sei hervorgehoben, daB auch bei den Polypeptiden V
| entsprechende tautomere Verbindungen? denkbar sind: S
| CH,. CH - CO — NH: CH. CH, CH,. CH. CO — NH: CH. CH, ;
1 | | | bzw. | | |
i OH NH, COOH OH NH, COO F
Il ee cn
Karbonylform des Seryl-alanins ti
C
CH, - CH + C N:CH.CH, CH,- CH: C ==. N .CH-CH, [
| | | | bzw. | | | | i
OH NH, OH COOH OH NH, OH COO ii
| ig : n
Enolform des Seryl-alanins p
Die Betrachtung der angeführten Enolformen führt zu der Frage, ob nicht viel- x
i leicht OH-Gruppen als Bindungsstellen für Aminosáuren bzw. Polypeptidketten ;
I dienen können. Nun haben wir mehrere Oxyaminosáuren kennengelernt: Serin, d
| | Threonin, 8-Oxyglutaminsäure, Tyrosin und Oxyprolin. Es ist naheliegend, an eine 5
| esterartige Verknüpfung zu denken. Es liegen jedoch bislang keine Anhaltspunkte h
If für derartige Strukturen vor, im Gegenteil, es sprechen alle Erfahrungen dafür, ©
Il daß die erwähnten OH-Gruppen im Eiweiß frei sind. Eine Ausnahme bildet das q
| Serin, das im Kaseinogen und in dem aus ihm hervorgehenden Kasein mit Phos- k
| ——
I 1 Hierzu sei bemerkt, daB Razemisierung von optisch-aktiven Diketopiperazinen unter d
dem Einfluß von Alkali beobachtet worden ist. A
2 Es ist auch die folgende Enolform denkbar: "^ Ce C NH k
v
NH, OH