Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

   
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kommende Resorption von Abbauprodukten aus Eiweiß von seiten der Magenwand 
statt. Es bedeutet ohne Zweifel die Magenverdauung im wesentlichen eine Vorbe- 
reitung für jene im Dünndarm. Neben Eiweißteilchen werden den Fermentsystemen 
des Pankreas- und Darmsaftes Peptone zur Verfügung gestellt. Dadurch wird die 
Zahl der abzubauenden Ausgangsverbindungen ganz außerordentlich erhöht. 
Bevor wir zur Verdauung der Eiweifstoffe und der Peptone im Darmkanal 
übergehen, müssen wir noch eines viel umstrittenen Fermentsystems gedenken, 
nämlich des Labfermentes, auch Chymosin genannt. Ihm wird die Milch- 
gerinnung im Magen zugeschrieben. Es besteht jetzt kein Zweifel mehr 
darüber, daB neben dem Pepsin noch eine weitere Proteinase im Magensaft zu- 
gegen ist. Sie soll ganz allgemein zahlreiche Proteine schon bei einer Wasserstoff- 
ionenkonzentration angreifen, bei der Pepsin noch keine oder doch nur eine 
schwache Wirkung hat. Ihre Hauptfunktion ist jedoch die Beteiligung an der 
Umwandlung von Kaseinogen der Milch in Kasein. Was eigentlich vor sich geht, 
ist nicht vollkommen aufgeklärt. Wir wissen nur, daß nicht Eiweiß als solches, 
vielmehr ein Kalksalz ausfällt. Ist kein Kalzium vorhanden, dann kommt es 
auch nicht zur Milchgerinnung. Nun haben wir S. 121 erfahren, daß Kaseinogen 
ein Phosphoproteid ist. Die Phosphorsäure ist esterartig mit der x-Amino-8-oxy- 
propionsäure (Serin) verknüpft. Es ist naheliegend, sich vorzustellen, daBB das 
Kalzium sich mit der Phosphorsàáure bindet, und das so entstandene Produkt die 
Eigenschaft hat, unter den im Magen vorhandenen Bedingungen unlóslich zu 
sein. Nebenbei sei daran erinnert, daB mit dem Kasein zugleich das Milchfett 
ausfállt (vgl. S. 16). Wir haben damals auf die biologische Bedeutung der Milch- 
gerinnung hingewiesen. 
Sämtliche Fermentsysteme, die im Dünndarm wirksam sind, benötigen zu 
ihrer Wirkung der schwach alkalischen Reaktion. Wir haben bereits S. 77 ge- 
schildert, in welcher Weise verhindert wird, daß der aus dem Magen kommende 
saure Chymus die Verdauungsvorgänge im Duodenum stört. Bevor wir uns der 
Frage nach dem Ausmaß der Wirkung jener Fermentsysteme, die im Darmkanal 
auf Eiweiß und Peptone einwirken, zuwenden, sei der folgenden Beobachtung 
gedacht. Vollzieht man die Verdauung unter möglichster Sicherung optimaler 
Bedingungen für die beteiligten Fermentsysteme außerhalb des Verdauungskanals, 
dann ist man überrascht von dem langsamen Fortschreiten des Abbaus von Ei- 
weiß. Man beobachtet zwar bei Anwendung von Pankreas- und Darmsaft das 
baldige Freiwerden von Aminosäuren, jedoch verlangsamt sich der Abbau des Ei- 
weißes bzw. der entstandenen Abbaustufen mehr und mehr. Ein Modellversuch 
brachte eine eindeutige Aufklärung dieses Befundes. Läßt man z. B. ein Dipeptid 
durch Fermente im ,,Reagenzglas’ zerlegen, dann kann man den Gang der Hydro- 
lyse quantitativ verfolgen (z.B. durch Bestimmung der jeweils in der Verdauungs- 
flüssigkeit vorhandenen NH;- oder COOH-Gruppen). Wiederholt man den gleichen 
Versuch unter genau den gleichen Bedingungen jedoch unter Zusatz der ent- 
stehenden Spaltprodukte, dann verzógert sich der Abbau gleich von Anfang an. 
Es sind die entstehenden Abbauprodukte, die hemmend wirken. Im Darmkanal 
werden diese, sobald sie zur Resorption geeignet sind, fortlaufend aus dem Chymus 
entfernt. Es kommt unter normalen Verhältnissen nie zu einer Anhäufung von 
resorbierbaren Abbauprodukten. Hinzu kommt nun noch, daß die Fermente des 
Darmkanals mit den jeweils vorhandenen geringen Mengen an Chymusbestandteilen 
rasch fertig werden. Es findet fortlaufende Abgabe von fermenthaltigen Sekreten 
und innige Vermischung mit dem Chymus statt. Wir erkennen aus diesen Fest- 
stellungen, daß es unmöglich ist, den Verdauungsvorgang außerhalb des Organismus 
nachzuahmen. Es fehlt die Möglichkeit der Entfernung der resorptionsfähigen 
  
   
  
  
   
   
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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