Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Kernes. Weiterhin wissen wir, daß die Chromosomen, in denen die Gene, 
die Träger der Übermittlung bestimmter Eigenschaften auf die Nachkommen, 
in bestimmter Anordnung eingefügt sind, in Beziehung zu Nukleoproteiden stehen. 
Unsere Kenntnisse über den Aufbau der Nukleoproteide sind insofern lücken- 
haft, als uns über die Einfügung des Proteinanteils ein genauer Einblick fehlt. 
Sehr wahrscheinlich ist die Phosphorsáure die Vermittlerin der Verbindung von 
EiweiDanteilen mit der prosthetischen Gruppe. Wir stehen vor der folgenden, 
immer noch unaufgeklàrten Beobachtung. LáBt man auf Kernsubstanz Pepsin- i 
Salzsäure einwirken, dann kommt es zur Abspaltung und Verdauung von Eiweiß, 
während ein ungelöster Anteil zurückbleibt. Dieser enthält die prosthetische 
Gruppe nebst Eiweiß. Er ist Nuklein genannt worden. Trypsin greift den 
verbliebenen Eiweißrest an unter Freilegung des Nichteiweißanteils. Allem An- 
schein nach sind somit mindestens zwei verschiedene Eiweißanteile im Nukleo- 
proteid vorhanden, oder es ist ihre Bindungsweise verschieden. 
Betrachten wir nunmehr die Struktur der prosthetischen Gruppe. Sie reagiert 
sauer, daher die Bezeichnung Nukleinsäuren. Sie ergeben bei der voll- 
ständigen Hydrolyse vier verschiedene Bausteine, nämlich Pyrimidin- und 
Purinbasen, ferner Kohlenhydrat und Phosphorsäure. Von diesen kennen 
wir die beiden letzteren bereits. Es handelt sich bei dem Zuckeranteil um die 
Pentosen Ribose und Desoxyribose (vgl. S. 72). Neu sind die erwáhnten 
Basen. Es handelt sich um die folgenden Pyrimidinbasen: Zytosin, Urazil und . 
Thymin!. Von Purinbasen sind Bausteine von Nukleinsäuren: Adenin und 
Guanin. Wir gehen bei beiden Klassen von Verbindungen am besten von den 
ihnen zugrunde liegenden Produkten aus. Es sind dies das Pyrimidin und das 
Purin. Ihre Struktur ist die folgende: 
Na) = CH : Na = (9CH 
| EM bas 
HC CH | HCoj C — (9NH 
| n RR 
N(5) — u)CH | |; pricy 
Ne) — WC — (0) N 
Pyrimidin Purin 
Um die Lage substituierender Gruppen im Molekül kenntlich machen zu 
kónnen, sind in beiden Ringen die N- und C-Atome fortlaufend numeriert. Beim 
Purinring stofeen wir auf eine bekannte Gruppe, nàmlich den Imidazolkern 
(— — eingerahmt). Im übrigen ist in ihm der Pyrimidinring vorhanden (-——- 
umrahmt). Imidazol- und Pyrimidinring haben zwei C-Atome gemeinsam. 
Zytosin ist nun ein 2-Oxy-6-aminopyrimidin, Urazil — 2,6-Dioxy- 
pyrimidin und Thymin — 5-Methylurazil bzw. 2,6-Dioxy-5-methyl- 
pyrimidin: 
N=C -NH, N=C NH, N=C.OH HN -C=0: 
| | | | | | | | 
HO. C CH bzw. O=C € HO. C CH bzw. O=C C 
I i | Il I Il | I 
N-— CH HN —C N — CH HN—C 
Laktimform? Laktamform3 ; Laktimform Laktamform 
— 
  
  
Zytosin | Urazil 
1 In ausTuberkelbazillen isolierter Nukleinsàureist 5- Methylzytosin nachgewiesen worden. 
2 — Enolform. 3 — Ketoform. 
     
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
  
  
   
     
    
   
   
  
  
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