Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

     
  
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ist! Durch Überführung in Inosin wird es unwirksam. Wir werden bald erfahren, 
daB Nukleotide Anteil an Fermentsystemen haben. Wir kommen auf diese bei 
der Erórterung der Fermente zurück. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß 
in einem Vitamin (B,) ein Pyrimidinanteil festgestellt worden ist. Wir werden 
ihn noch kennenlernen. Einstweilen kónnen wir die Frage nach seinen Beziehungen 
zu den oben genannten Pyrimidinbasen nicht beantworten. Ganz gewiD ist mit 
den angeführten Beispielen die Verwendungsweise der Nukleinsáuren und ihrer 
Bausteine noch keineswegs erschópft. 
Speicher für Nukleinsáuren und für Anteile von diesen gibt es 
in unserem Organismus nicht. Was keine Verwendung findet, wird dem Ab- 
bau anheimgegeben. Dazu kommen fortiaufend entsprechende Verbindungen, die 
durch Abbau von Poly- und Mononukleotiden entstehen, die ihre Aufgabe im 
Zellstoffwechsel erfüllt haben. Es sei daran erinnert, daD schon Veránderungen 
an Purinbasen einsetzen, bevor sie aus dem Molekülverband herausgelóst sind. 
Von ganz besonderem Interesse ist der Befund, daB im Muskel eine Des- 
aminase vorhanden ist, die Muskeladenylsáure in Hypoxanthyl- 
sáure überführt. Eine mit dieser nicht identische verwandelt 
Adenosin in Hypoxanthosin?. Über das Schicksal der Phosphorsäure und 
der Ribose bzw. Desoxyribose haben wir nichts Besonderes zu berichten. Über 
dasjenige der Pyrimidinbasen sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Der Stick- 
stoff erscheint als Harnstoff im Harn. Über die Beziehungen der Purin- 
basen zur Harnsäure haben wir bereits berichtet. Wir erwähnten auch, daß 
diese für uns ein Stoffwechselendprodukt darstellt, d. bh. es fehlt 
uns jenes Fermentsystem, Urikase genannt, das sie abzubauen vermag. Von 
größter Bedeutung für die quantitative Beziehung von Adenin und Guanin zur 
Harnsäure ist, ob diese in unserem Kórper neugebildet werden kónnen. Ferner muf 
geprüft werden, ob der S. 173 geschilderte Abbauweg der genannten Purinbasen 
der einzige ist, oder aber, ob noch andere Móglichkeiten ihrer Verwandlung exi- 
stieren. Man hat von einem Purinstoffwechsel gesprochen und glaubte eine 
Zeitlang, daB sich an Hand der in der Nahrung zugeführten Purinbasen und der 
ausgeschiedenen Harnsáure mit Einschluf der im Harn erscheinenden Purinbasen 
eine Bilanz aufstellen lasse, aus der zu erkennen sei, wie groß der Umsatz an 
ihnen unter verschiedenen Bedingungen sei. Mehr und mehr erkannte man jedoch, 
daß die Verhältnisse nicht so einfach liegen. Zunächst wird ein in seiner Menge 
wechselnder, jedoch in der Regel geringer Teil der Nahrungspurine ein Raub der 
Darmflora. Dieser Ausfall ist unwesentlich?. Bedeutungsvoller ist, daD mit der 
Móglichkeit einer Neubildung von Purinbasen gerechnet werden mubD. Es steht 
fest, daß der wachsende Organismus diese Fähigkeit besitzt. Die Milch ist arm an 
Purinbasen. Wachstum bedeutet Bildung neuer Zellen. Sie alle benötigen Purin- 
basen zur Bildung ihrer Kernsubstanz. Auch beim erwachsenen Menschen ist 
Neubildüng von solchen bewiesen*. Verabreicht man eine Nahrung, die nur ganz 
! Über den EinfluB auf BlutgefáBe vgl. Ph. S. 135. 
? Beim Stehen von Muskelgewebe bei etwa 409 und schwach alkalischer Reaktion kommt 
es zur Bildung eines Additionsproduktes aus zwei Molekülen Hypoxanthin und einem solchen 
von Pentose. Es ist KK arnin genannt worden. Ob diesem Befund eine Bedeutung für die 
Aufklàrung des Verhaltens von Purinbasen im Organismus zukommt, steht dahin. 
?* Kleine Mengen von Harnsàure werden mit der Galle ausgeschieden. 
* Ein besonders eindrucksvolles Beispiel der Neubildung von Purin- und auch Pyrimidin- 
basen bietet der Lachs dar. Er bildet während seines Aufenthaltes im Süßwasser, während 
dessen er keine Nahrung aufnimmt, wie wir S. 135 erfahren haben, Protamine. Diese sind mit 
Nukleinsäuren verknüpft. Das bedeutet, daß solche von Grund aus neu gebildet werden müssen 
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