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Vorlesung 2.
Nahrung. Nahrungsmittel. Nahrunésstoffe. Die Herkunft der organischen |
Nahrungsstoffe. Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanze und Tier. Die
Notwendigkeit der Kenntnis der Struktur der organischen Nahrungs-
stoffe zum Verständnis ihrer Umwandlungen im Stoffwechsel. Die Fette.
Ihre Bausteine und ihre Struktur.
Bevor wir uns bestimmten 'Gebieten der physiologischen Chemie zuwenden,
wollen wir uns mit einigen Grundbegriffen vertraut machen. Eine elementare
Erscheinung, die wir in der Regel bei allen Lebewesen ohne weiteres feststellen
kónnen, ist ihr Bedürfnis, bestimmte Stoffe aufzunehmen. Wir sprechen von
Ernáhrung und von Nahrung. Die letztere kann je nach dem Lebewesen sehr
verschieden sein. Wozu die Nahrungsaufnahme dient, wird besonders eindringlich
klar, wenn wir die Periode des Wachstums verfolgen. Wir bemerken Zuwachs an
Kórpersubstanz. Nun entsteht im Lebewesen ebensowenig wie in der unbelebten
Natur neuer Stoff aus nichts! Folglich muß das Material, das zum Neubau von
Zellen dient, zugeführt werden. Mit dieser Feststellung haben wir bereits eine
Funktion der aufgenommenen. Nahrung festgelegt. Sie liefert das Baumaterial
zur Bildung neuer Zellen. Es sei gleich vorweggenommen, daß auch beim er-
wachsenen Organismus beständig Neubau von solchen stattfindet. Er benoit
aus diesem Grunde auch Zufuhr von Baumaterial.
Wir bemerken weiterhin, wenn wir tierische Organismen betrachten, daB sie
Bewegung zeigen. Das bedeutet Arbeitsleistung. Diese ist mit Energieverbrauch
verknüpit. Nun kann kein Lebewesen Energie aus nichts bilden. Es gilt für alle
das Gesetz der Erhaltung der Energie. Mit dieser Feststellung haben wir
eine zweite Funktion der Nahrung kennengelernt, nämlich Lieferung von Energie.
Nicht alle ihre Anteile vermôgen solche zur Verfügung zu stellen. Wi ir nennen die
die Nahrung zusammensetzenden Verbindungen Nahrungsstoffe und unter-
scheiden in Aulehnung an die Einteilung der Chemie anorganische und orga-
nische. Nur die letzteren kommen als Energielieferanten i in Betracht.
Woher stammt letzten Endes jene Energie, die wir in den organischen Nahrungs-
stoffen aufnehmen ? Sie ist auf Sonnenenergie zurückzuführen. Wir kónnen sie
ebensowenig einfangen wie Vertreter des Tierreiches. Es ist den Pflanzen (nicht
allen!) vorbehalten, Mittler in der Zurverfügungstellung von Energie für den
tierischen Organismus zu sein. Sie verfügen über bestimmte Zellen, in die Blatt-
farbstoff =Chlorophyll eingebaut ist. Diese vermógen mittels desselben
Kohlensäure und Wasser in organische Substanz zu verwandeln. Es kommt dabei
zur Abspaltung von Sauerstoff. Man kann diesen Vorgang als die Wiege des
Lebens aller Organismen bezeichnen. Weder die Pflanze noch das Tier
können existieren, wenn nicht fortlaufend Sonnenenergie in chemische verwandelt
wird. Auch die erstere hat Energiebedarf. Auch sie erschließt sich solche durch
Abbau von Verbindungen, die mit Hilfe jener entstanden sind. Als erstes
Assimilationsprodukt der Chlorophyll führenden Pflanzenzelle wird der
Formaldehyd betrachtet. Von ihm aus kommt es zur Bildung von Kohlen-
hydrat, insbesondere von Stárke. Alle Erfahrungen zeigen, daß bei der Pflanze
diese Klasse von Verbindungen eine zentrale Stellung einnimmt. Von den Kohlen-
hydraten geht ganz offensichtlich die Bildung aller anderen Verbindungen or-
ganischer Natur der Pflanzenwelt aus.
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