Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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normalen Umständen zur Bildung von ,Antihormonen' kommen kann. Es ist 
dies offenbar nicht der Fall. Das heift mit anderen Worten, wir dürfen die er- 
wühnte Beobachtung nicht als physiologisches Geschehnis betrachten!. 
Betrachten wir nunmehr noch die Funktionen des Hypophysenhinter- 
lappens. Es sind bisher zwei Stoffe aus ihm gewonnen worden. Sie haben die Be- 
zeichnung Vasopressin? und Oxytocin erhalten?. Beide wirken auf die glatte 
Muskulatur und insbesondere auf diejenige des Darmes, der Gallen- und Harnblase, 
des Uterus* und der BlutgefiBe ein. Vasopressin bedingt eine lange Zeit hindurch 
anhaltende Blutdrucksteigerung. Oxytocin zeigt sich in dieser Richtung weniger 
wirksam. Der „Test“ für dieses ist der nicht schwangere Uterus. Es tritt Tonus- 
steigerung ein. Ferner kommt es zu rhythmischen Kontraktionen. Eigenartig ist, 
daß zwar beide Stoffe auf die Darmmuskulatur einwirken, jedoch beeinflußt Vaso- 
pressin diejenige des Dünndarms (insbesondere des Ileums) und Oxytocin diejenige 
der Dickdarmmuskulatur. Beim ersteren ist ferner eine hemmende Wirkung 
aufdie Wasserabgabe durch die Nierenfestgestellt worden. Es wird mit 
Erfolg beim Diabetes insipidus? verwendet. Bei diesem liegt eine schwere 
Stórung in der Harnausscheidung vor. Es erfolgt Abgabe eines sehr verdünnten 
Harnes in sehr groBen Mengen. Die Folge davon ist der Drang, den Wasserverlust 
durch eine entsprechende Wasseraufnahme zu ersetzen. Es ist trotz aller Be- 
mühungen nicht geglückt, das Wesen der gestórten Nierenfunktion aufzuklären. 
Man dachte an ein vermindertes Bindungsvermögen der Plasmaeiweißkörper für 
Wasser, ferner an eine gestórte Rückresorption von solchemin den Harnkandlchen. 
Jedoch konnte für keine dieser Anschauungen ein eindeutiger Beweis geliefert 
werden. 
Wir sprachen von dem EinfluD bestimmter Hormone des Hypophysenvorder- 
lappens auf das Wachstum. Wir erfuhren ferner, dab auch andere Hormon- 
organe Einfluß auf dieses haben. Es sei z.B. an die Schilddrüse (S.158ff.) und die 
Thymusdrüse (S. 161) erinnert. Vielleicht kommt bei diesen Organen die S.160 ff. 
erwähnte Beeinflussung durch das thyreo- bzw. thymotrope Hormon der Hypo- 
physe zur Geltung. Wir erfuhren ferner, daß Vitamine in der gleichen Richtung 
wirksam sind. An sich ist es selbstverständlich, daB Stoffe, die von grundlegender 
Bedeutung für das Zellgeschehen sind, auch für das Wachstum unersetzbare 
Funktionen erfüllen. 
Eine bedeutsame Rolle beim Wachstum spielen die Epithelkórperchen, 
Glandulae parathyreoideae. Sie haben insbesondere für den Kalziumstoff- 
wechsel eine große Bedeutung. Wir kommen auf sie bei dessen Besprechung zurück. 
Es sind noch weitere Organe als Hormonorgane angesprochen worden. So ist 
beobachtet, daß die Niere einen Stoff — Renin genannt® — bildet, der Einfluß 
auf den Blutdruck hat. Auch die Prostata, die Leber, die Darmschleimhaut usw. 
sollen Sendboten bilden. Es fehlt jedoch die eindeutige Beweisführung. 
Es gibt.nun noch sehr viele Stoffe, die als Hormone angesprochen worden sind. 
Hält man sich an die ursprüngliche Definition dieser Gruppe von Wirkstoffen, 
dann können nur solche Produkte zu ihnen gezählt werden, die von bestimmten 
1’ Es ist durchaus möglich, daß sich unter pathologischen Verhältnissen — z B. bei Hyper- 
inkretionen von Hormonorganen — Mechanismen der angedeuteten Art in Gestalt einer 
Abwehr geltend machen. 
2 Ph. S. 146. vel. auch .S. 135,357. 3 Ph. $1357. : 
^ Noch ehe die Hypophyse als das zu so mannigfaltigen Leistungen befahigte Hormon- 
organ erkannt war, wurden Auszüge aus ihr und insbesondere aus dem Hinterlappen er- 
folgreich zur Anregung der Wehen bei der Geburt angewandt. 
5 PhS. 146, S Ph. S. 1471. 
  
      
   
   
   
   
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
    
   
   
  
  
  
  
  
    
   
  
    
      
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