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geschieden) von nicht schwangeren Personen Plazentaeiweißstoffe nicht anzu-
greifen vermögen, ist das während der Gravidität der Fall!. Von sehr großer
Bedeutung ist, daD bei parenteraler Zufuhr von geringen Mengen eines eiweiD-
haltigen Substrates die Abwehrproteinasereaktion (A.R.) streng spezifisch aus-
fällt. So wird nach Einspritzung von KaninchenlebereiweiD nur dieses abgebaut
- und nicht auch z. B. Menschen-, Rinder- usw. -lebereiweiD. Wird jedoch eine
gróDere Menge von Substrat zugeführt, dann greift die A.R. auch auf Organ-
proteine der gleichen Art anderer Tierarten über.
Nun verbleibt uns noch der Hinweis auf jene Fermentgruppe, die wir S. 178
kennenlernten, der die Aufgabe zufállt, Nukleinsáuren aufzuspalten. Wir
erwähnten die Nukleasen?, auch Nukleinazidasen bzw. Polynukleoti-
4dasen genannt, die aus diesen Mononukleotide hervorgehen lassen. Nukleoti-
dasen greifen diese an, und Nukleosidasen hydrolysieren Nukleoside?.
Wir wollen uns nunmehr noch nach Hydrolasen umsehen, die wir
nicht in den Rahmen der bis jetzt besprochenen einreihen konnten.
Wir müssen für jede Verbindung zusammengesetzter Art, die in unserem Organis-
mus vorkommt, und die dem Stoffwechsel in irgendeiner Form unterliegt, eine
Fermentgruppe voraussetzen, die spalten und aufbauen kann. Wir haben erfahren,
daB die Gallensáuren zusammengesetzter Natur sind. Sie weisen, wie S. 48
erwáhnt, eine sáureamidartige Bindung auf. Es greift der stickstofffreie Paarling
der Gallensáure in die Aminogruppe des Glyzins bzw. Taurins ein. Es besteht
noch keine Klarheit darüber, welches Fermentsystem diese Bindung zu spalten
vermag. Eine weitere sáureamidartige Verkettung weisen die Sphingomyeline
(S. 40) und Zerebroside (S. 44) auf. Trypsin lóst diese, jedoch steht nicht fest,
ob eine besondere Fermentgruppe die Hydrolyse bewirkt. Weiterhin haben wir er-
fahren, daB im EiweiD die Säureamide Asparagin und Glutamin vorhanden
sind. Beide kónnen fermentativ in Ammoniak und die entsprechende Dikarbon-
sàure aufgespalten werden. Die in Betracht kommenden Fermente führen die Be-
zeichnungen Asparaginase und Glutaminase. Besonders stark interessiert uns
jenes Fermentsystem, das Arginin in Harnstoff und Ornithin spaltet. , Wir
haben der Arginase schon wiederholt gedacht und festgestellt, daB sie offenbar
nur in der Leber vorkommt. Es ist Mangan in der Wirkgruppe dieses Ferments
vorhanden. Man hat die zuletzt angeführten Fermente (Asparaginase, Glutaminase
und Arginase) unter der Bezeichnung Amidasen zusammengefabt.
Von weiteren Hydrolasen* sind noch zu nennen: die Histidase, unter deren
FinfluB der Imidazolring des Histidins unter Abspaltung von. Ammoniak geóffnet
i! Man kann mittels der Abwehrproteinasenreaktion (A.R.) Schwangerschaft feststellen,
aber auch bei Vorhandensein von fremdartigen Zellen im Organismus (Tumoren: Karzinom,
Sarkom usw., Mikroorganismen und dergleichen aller Art) kommt es zum Übergang von zell-
eigenem und zugleich blutfremdem Materialin die Blutbahn und damit zur Auslósung von
streng spezifisch eingestellten Abwehrproteinasen. Alle diese Feststellungen sind auch in
diagnostischer Hinsicht sehr bedeutungsvoll.
? Esistgeglückt, Ribosenuklease zu kristallisieren. Das Apoferment ist reich an Tyrosin
und Tryptophan.
3 Es ist neuerdings die Gruppe Nukleotid-N-ribosidasen aufgestellt worden. Diese
Fermente spalten Nukleotide in die Base und in Ribosephosphorsäure.
^ Ein sehr interessantes, gut erforschtes und in Kristallform erhaltenes Ferment ist die
Urease, die aus Harnstoff (Urea) Ammoniak und Kohlénsáure bildet. Sie soll in
der Magenschleimhaut vorkommen. Ihre Bedeutung für uns ist unklar. Harnstoff ist ein Stoft-
wechselendprodukt! Urease ist in der Natur weit verbreitet. So kommt sie u. a. in Mikro-
organismen aller Art, in Leguminosensamen vor. Es kommt ihr im Kreislauf des Stickstoffs
eine sehr große Bedeutung zu. Die Pflanze kann mit Harnstoff nichts anfangen, wohl aber
mit Ammoniak.