Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

   
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und damit der Hydratation ist nicht nur eine Umstellung im physikalisch- 
chemischen Sinn verknüpft, vielmehr bedeutet sie zugleich auch eine Beein- 
flussung des Funktionszustandes. Es kónnen je nach dem Umfang der Wasser- 
aufnahme Besonderheiten in der Struktur entstehen. Es kónnen dabei wirksame 
Gruppen freigelegt oder gebunden werden. Der Ausdruck Quellungswasser gibt 
nur einen schwachen Widerschein von dem, was Wasser für das einzelne kolloide 
Teilchen bedeutet. Bei dieser Gelegenheit sei zum Ausdruck gebracht, daß 
Änderungen im Zustand der Hydratation dem Wassertransport dienen 
können, und zwar dadurch, daß kolloide Teilchen solches aufnehmen und wieder 
abgeben. Wir kennen Ionen, die die Quellung von Eiweißteilchen fördern, und 
andere, die diesen Vorgang hemmen. Natrium- und Magnesiumion wirken 
z. B. im ersteren und Kalium- und Kalziumion im letzteren Sinne!. Es kónnten 
unter derartigen Einflüssen kolloide Teilchen bald Wasser aufnehmen, bald auf 
andere, die unter entgegengesetzter Einwirkung stehen, überführen. Auf diesem 
Wege könnte Wasser in gewissem Sinne von Zelle zu Zelle und auch innerhalb 
derselben weitergereicht werden. 
Wasser beeinflußt nicht nur den Zustand von im kolloiden Zustand befindlichen 
Inhaltsstoffen der Zellen und Körperflüssigkeiten grundlegend, vielmehr stehen 
auch die „echt“ gelösten unter seinem Einfluß. Es äußert sich dies besonders 
stark bei den sog. Elektrolyten. Diese erfahren in wäßriger Lösung je nach ihrer 
Art und den vorhandenen Bedingungen eine mehr oder weniger starke elektro- 
lytische Dissoziation. Es wirkt sich hierbei die außerordentlich starke dis- 
soziierende Kraft des Wassers aus. Sind in ihm gelöste Moleküle zu einer 
Trennung in elektronegative und elektropositive Anteile befähigt, dann erfolgt 
Bindung derselben an die positiven bzw. negativen Pole der Wassermoleküle 
und damit verbunden Bildung von Ionen. Auch dieser Vorgang ist seinem Wesen 
nach eine Hydratation. Jedes Ion steht mit einer bestimmten Anzahl von H,O- 
Teilchen in Beziehung. Uns interessiert hier insbesondere, daB Ionen andere 
Wirkungen entfalten als die Moleküle, aus denen sie hervorgegan- 
gen sind. 
Betrachten wir Zellen und Gewebe, dann fällt uns auf, daD sie einen be- 
stimmten physikalischen Gesamtzustand aufweisen. Man hat von 
einem Turgor, einer bestimmten Spannung gesprochen. Als Ursache ergibt sich 
ein bestimmter Innendruck. Er ist unter der Bezeichnung osmotischer 
Druck allgemein bekannt. An seiner Ausbildung nehmen kolloide Teilchen wenig 
Teil — bei ihnen spielt die Volumenenergie eine geringe Rolle gegenüber der 
sie auszeichnenden Oberfláchenenergie. Er ist im wesentlichen durch die 
molekulargelósten Verbindungen und durch die Ionen beeinfluDt. Die Aufrecht- 
erhaltung eines bestimmten osmotischen Druckes ist von der aller- 
größten Bedeutung für den normalen Ablauf der Zellfunktionen. 
Wir stehen wiederum dem Phänomen einer gesteuerten Leistung des Organismus 
gegenüber. Trotz fortwährender Angriffe auf den Innendruck der Zelle wird er 
aufrechterhalten. Bald werden z. B. aus kolloiden Teilchen osmotisch wirksame 
Abbaustufen gebildet, bald durch Synthese von hochmolekularen Stoffen solche 
beseitigt. Bald strömen in die Zelle Stoffe (Nahrungsstoffe, Hormone usw.) ein, 
bald verlassen solche diese. Es ist ein fortwährendes Kommen und Gehen. Trotz 
alledem bleibt der osmotische Druck innerhalb enger Grenzen auf der gleichen 
Höhe. Es kommt darin zum Ausdruck, daß der Inhalt der einzelnen Zelle innerhalb 
1 In diesem. Zusammenhang sei noch an den Einfluß von K- und Ca-Ion auf den Zustand 
der Erregung erinnert. Vgl. Ph. S. 334. 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
   
  
  
 
	        
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