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kann. Bedeutungsvoller ist das Eingreifen der Haut. Sie kann in ihrem binde-
gewebigen Anteil grôBere Wassermengen einlagern. Es wird so zunächst dem Blut
ein Teil des im Überschuß vorhandenen Wassers abgenommen. Machtvoll greifen
vor allem die Nieren ein. Sie scheiden entsprechend groBe Wassermengen aus.
In der Folge wird in Geweben vorübergehend gespeichertes Wasser dem Blute
zugeführt und schließlich auch durch die Nieren zur Ausscheidung gebracht. Man
hat übrigens beobachtet, daß bei Verdünnung des Blutes durch vermehrten
Wassereinbruch in die Blutbahn zur Aufrechterhaltung des osmotischen Druckes
aus den Geweben Salze bzw. Ionen in diese einwandern.
Es interessiert uns, zu erfahren, auf welchem Wege der Wassergehalt der ein-
zelnen Gewebe einreguliert wird. Nun haben wir bereits eine Störung, Diabetes
insipidus genannt, kennengelernt (S. 222)!, bei der es zu einer ganz gewaltigen
Harnausscheidung kommt. Der grofe Wasserverlust fordert gebieterisch eine ent-
sprechende Wasseraufnahme. Man hat nun beobachtet, daD nach Verletzung einer
zwischen Kochlearis- und Vaguskern gelegenen Stelle der Medulla oblongata
Polycurie auftritt. Eingriffe in das Tuber cinereum haben die gleichen Folgen.
SchlieBlich konnte festgestellt werden, daB die Hypophyse einen Stoff hervor-
bringt, der die Harnabgabe hemmt. Er entfaltet seinen Einfluß auf diese auch
dann, wenn er der isolierten Niere zugeführt wird, wodurch bewiesen ist, daß
er unmittelbar auf Nierenzellen einwirkt. Wie wir schon S.222 erwähnt haben,
ist es noch nicht gelungen, hinter das Wesen der von den genannten Stellen aus
bewirkten Beeinflussung der Nierentätigkeit zu kommen. Wir haben in der Niere
nicht nur eine Wasserabgabe, vielmehr zugleich eine Rückresorption von solchem
in den Harnkanälchen. Immer wieder wird abgegebenes Wasser in bestimmtem
AusmaB zurückgeholt. Dieser ganze Vorgang muB gesteuert sein. Der N. sym-
pathicus und parasympathicus haben offensichtlich Einfluß auf die in Frage
kommenden Zellen. Wir werden weiterhin erfahren, daß das Nebennieren-
rindenhormon den Wassergehalt des Blutes beeinflußt.
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, wie sparsam der Organismus
mit dem Wasser umgeht. Wir verschlucken bei Mahlzeiten große Mengen Wasser
in Gestalt des Speichels. Wir benötigen zu seiner Bildung jedoch weit geringere
Wassermengen, als dem durch die Speicheldrüsen ausgeschiedenen Volumen ent-
spricht. Das kommt daher, daß immer wieder Wasser von der Schleimhaut des
Verdauungsapparates aufgenommen und den sezernierenden Zellen erneut zur
Verfügung gestellt wird. Genau das gleiche gilt für alle Sekretionen. Die Sekrete
selbst haben je nach der Zellart, die sie hervorbringt, eine spezifische Zusammen-
setzung. Wir lernten diese an Hand der von ihnen hervorgebrachten besonderen
Fermentsysteme kennen. Darüber hinaus finden sich beim einzelnen Sekret, das
seine Entstehung einer umfassenden Zelltätigkeit verdankt, Besonderheiten. Am
ausgeprägtesten sind sie bei jenem, das der Ernährung des Säuglings dient, näm-
lich der Milch. Es ist an sich überraschend, daß jede Tierart solche von bestimm-
ter ,,arteigener'* Zusammensetzung hervorbringt. Es liegt offenbar eine Anpassung
an die Bedürfnisse des neugeborenen Wesens vor. Es besteht u. a. ein Zusammen-
hang mit der Wachstumsgeschwindigkeit. Bei rasch wachsenden Tieren hat sich
z. B. ergeben, daß das neugeborene Tier und die für es bestimmte Milch in engen
Grenzen denselben Gehalt an Mineralstoffen aufweisen (eine Ausnahme bildet nur
das Eisen, wir kommen hierauf noch zurück). Wir erblicken darin höchste Öko-
nomie in ihrer Verwendung. Die Milchdrüsenzellen bilden neu Kaseinogen und
Milchzucker. Es dürften ferner auch die übrigen Eiweißstoffe der Milch von
Grund aus neu aufgebaut werden.
L Ph S
146, 357.