306
ist! Alles in allem ergibt sich, daß die Erfahrung keine Anhaltspunkte dafür gibt,
daß zusätzliche geistige Arbeit mit einem erheblichen Energieumsatz
verknüpft ist. In der Tat haben sehr sorgfältige Untersuchungen teils keine,
teils nur unbedeutende Einflüsse geistiger Tätigkeit auf den Gesamtenergiewechsel
ergeben. Hierzu muß nun allerdings bemerkt werden, daß es unmöglich ist, von
einem ,,Grundstoffwechsel'* auszugehen, bei dem die geistige Tätigkeit ruht *. Wir
können sie auch nicht messen und sie quantitativ abgrenzen. In Betracht kommt
bei der Beurteilung des Einflusses der geistigen Arbeit auf den Stoff- und damit
den Energieumsatz noch sehr wesentlich, daß die Zellen des Gehirns nur etwa
0,01% des Körpergewichts ausmachen!
Wir haben bislang im wesentlichen vom erwachsenen Organismus gesprochen.
Beim wachsenden kommt zum Grundumsatz und zur zusätzlichen
Arbeitsleistung (Gehen, Turnen, Sport usw.) noch jener Teilder Nahrung,
der den Anwuchszu besorgen hat. Wir haben schon mehrfach betont, dab die
gesamte Stoffwechselbilanz beim wachsenden Individuum positiv
sein muß. Es sind fortwährend Zellen mit allen ihren Inhaltsstoffen auszurüsten.
Dabei wird auch energieführendes Material (Eiweiß, Lipoide, Kohlenhydrat) fest-
gelegt?. Aus dem gleichen Grunde wie das wachsende Individuum verlangt die
Ernährung der Schwangeren besondere Aufmerksamkeit. In der ersten
Zeit der Schwangerschaft machen sich noch keine Besonderheiten (z. B. beim
Grundstoffwechsel) bemerkbar. Mit der Zunahme der Größe des Fetus tritt jedoch
mehr und mehr ein Positivwerden der Stoffwechselbilanz auf allen Teilgebieten
in Erscheinung. Hier sei kurz gestreift, daß man den Einfluß der Entwicklung
auf den Stoffwechsel sehr eindrucksvoll auch an Einzelzellen verfolgen kann.
Man. hat z. B. den Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäureabgabe bei unbe-
fruchteten und befruchteten Eizellen verfolgt. Es ergab sich eine starke Zunahme
mit dem Augenblick der Einleitung jener Vorgänge, die zur Zellteilung führen.
Überblicken wir nunmehr das, was wir bei der quantitativen Betrachtung des
Gesamtstoffwechsels kennengelernt haben, dann ergibt sich ohne weiteres der
hohe Wert insbesondere seiner energetischen Betrachtungsweise. Sie ermóglicht
eine rasche Entscheidung der Frage, ob eine bestimmte Nahrung für die Er-
nährung eines Individuums bei bekannter Arbeitsmenge ausreichend ist oder
nicht. Man darf jedoch hierbei nicht übersehen, daB neben die quantitative
Betrachtungsweise der Ernüáhrung unbedingt auch die qualitative zu
treten hat. Es ist von mancher Seite der energetischen Erfassung des Stoft-
wechsels der Vorwurf gemacht worden, daB sie den Wert der Mineralstoffe und
der Vitamine unterschátze. Das ist ein Irrtum. Würde man den Energiebedarf
mit reinen Nahrungsstoffen decken, dann wáre er berechtigt. In Wirklichkeit wird
man stets bestrebt sein, den sogenannten Ruhestoffwechsel mit vollwertigen
Nahrungsmitteln zu decken. Ebenso wird man einen gewissen Anteil und oft
auch die Gesamtheit der für zusátzliche Arbeitsleistungen erforderlichen Energie
in Gestalt von solchen zuführen.
Eine vollwertige Ernáhrung ist von sehr vielen Momenten ab-
hängig. Man darf sie nicht schematisch gestalten. Sie muB abwechslungs-
reich sein. Nur dann làft sie sich auf die Dauer so gestalten, daB das Individuum
1 Ph. S.360, 376, 372.
2 Sehr interessant ist die Beobachtung, daß junge Ratten bei quantitativ unterwertiger
Zufuhr einer in qualitativer Hinsicht hochwertigen Nahrung unentwickelt blieben. Sie be-
hielten 5 Monate lang ein Körpergewicht von etwa 50 g bei. Die Geschlechtsreife blieb aus.
Nach Freigabe der Nahrungsmenge erfoigte Riesenwuchs!
3
all
dei
sel
get
Au
Ma
nic
Na
stc
un
Me
wa
Ve]
Ge
Be
du
A1
eir
un