Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

   
  
  
QO 
cl 
| pH Glyzerinaldehyd + 2 H 
CH . OH CH - OH = 
| | sa CH, - OH 
CH . OH CH,- OH = 
rt 2 > CH . OH 
i > 74 
: MH: OH - : SH CH, - OH 
CH . OH CH . OH ( Glyzerinaldehyd + 2H  Glyzerin 
| | ) 
CH, - OH CH, . OH 
Traubenzucker 
Dürfen wir uns mit dieser so einfachen Vorstellung der Überführung von 
Glukose in Glyzerin zufrieden geben? Ganz gewiß nicht. Es kommt ausschließlich 
darauf an, ob eine Umwandlung der erwähnten Art innerhalb des Organismus 
beobachtet worden ist. Es ist dies nicht der Fall. Infolgedessen müssen wir. mit 
Nachdruck betonen, daß nur eine Möglichkeit der Umwandlung von Trauben- 
zucker in Glyzerin vorliegt — mehr nicht. Es ist von der allergrößten Bedeutung, 
daß derjenige, der nicht an Hand eigener Forschungen in ein Wissensgebiet ein- 
dringt, vielmehr sein Wissen in gewissem Sinne aus zweiter Hand entgegennimmt, 
ganz besonders eindeutig erfährt, was theoretische Überlegung darstellt, und was 
durch entsprechende Forschungsergebnisse untermauert ist. Die Grenze zwischen 
auf tatsächlichen Befunden beruhenden Vorstellungen und solchen, die vor- 
handene Lücken in Gestalt einer Theorie oder Hypothese überbrücken, kann nicht 
scharf genug gezogen werden. 
Leider sind unsere Kenntnisse über die Verwandlung von Glukose in die in 
Frage kommenden Fettsäuren noch sehr lückenhaft. Man kann zahlreiche Wege 
einer solchen zur Erórterung stellen, doch ist damit wenig gewonnen! Vergleichen 
wir die Strukturformel des Traubenzuckers mit derjenigen z. B. der Stearinsàure, 
dann erkennen wir ohne weiteres, daß der erstere weitgehend reduziert werden 
müßte, um in die letztere überführt zu werden!: 
ON, 
Ho : (CH3); - CH; 
Stearinsäure 
os H - OH), - CH, - OH 
€ - (CH - OH), - CH. - 
Traubenzucker 
Stehen uns angesichts eines solchen Problems keine unmittelbaren Erfahrungen 
an Hand von Zwischenprodukten zur Verfügung, dann fragen wir uns, wie etwa 
der Chemiker aus Glukose zu einer Fettsäure gelangen könnte. Am naheliegendsten 
ist, an einen Abbau der ersteren zu einer einfacheren Verbindung zu.denken, von 
der aus dann die Synthese der höher molekularen Fettsäure erfolgen könnte. In 
Frage kommen z. B. einfachere Aldehyde, wie Glyzerinaldehyd oder Azetaldehyd. 
Diese Bemerkungen mögen genügen. 
Es besteht nun noch eine Möglichkeit, zu erfahren, ob ein angenommener Weg 
des Umbaus von Verbindungen einige Wahrscheinlichkeit für sich’ hat. Sie ist 
im Studium des Abbaus von bestimmten Verbindungen im Organismus gegeben. 
Wäre uns im vorliegenden Fall bekannt, über welche Stufen Glyzerin und Fett- 
1 Einen Anhaltspunkt über die Umwandlung von Kohlenhydrat in Fett gibt die Verfolgung 
des Verbrauchs des eingeatmeten O4 und des Gehaltes der Ausatmungsluft an CO,. Man spricht 
von einem respiratorischen Quotienten. Versuche an Fettorganen haben nach Zusatz 
von Kohlenhydraten eine Erhóhung des Quotienten CO,/O, über 1 ergeben. Dieser Befund 
deckt sich mit der Tatsache, daB bei der Überführung von Zucker insbesondere in hóher mole- 
kulare Fettsáuren viel Sauerstoff verfügbar wird. 
  
    
    
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
   
  
   
    
  
   
   
  
  
    
  
  
    
   
    
   
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