Full text: Lehrbuch der physiologischen Chemie

   
  
  
  
  
  
  
  
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Phosphatide usw., der Einwirkung von Fermentsystemen im Verdauungskanal. 
Ihre Wirkung ist dieselbe, wie sie der Lipase eigen ist, d. h. es kommt zur Hydro- 
lyse. Wir besitzen in unserem Speichel eine Fermentgruppe, genannt Diastase, 
die Polysaccharide, wie Glykogen und Stárke, über Dextrine in Maltose zu zer- 
legen vermag. Es ist ferner Maltase! vorhanden, die aus Maltose zwei Moleküle 
Glukose hervorgehen làBt. Der Umfang dieses Verdauungsvorganges hàngt von 
vielen Momenten, wie Verweildauer der Speise in der Mundhóhle, Ausgiebigkeit 
des Kauaktes verbunden mit entsprechender Einspeichelung des Bissens, Art der 
in der Nahrung vorhandenen Polysaccharide, ab. Eine erhebliche Bedeutung 
kommt bei uns der im Munde stattfindenden Kohlenhydratverdauung im all- 
gemeinen nicht zu. Sie kann übrigens im Magen noch eine Fortsetzung finden, und 
zwar begünstigt durch die Erscheinung der Schichtung des Mageninhaltes®. 
Während man früher annahm, daß der Inhalt des Magens rasch völlig durchein- 
ander gemischt wird, ergaben Versuche der folgenden Art, dab das nicht zutrifit. 
Man gab Tieren in bestimmten Zeitabstánden (z. B. nach 5 bis 15 Minuten) 
verschieden gefärbte Kartoffelstücke zu fressen. Nach der letzten Nahrungsauf- 
nahme wurden sie sofort getótet. Dann wurde der Magen durchgefroren und quer 
oder längs aufgesägt. Dabei ergab sich, daß die zuerst aufgenommene Nahrung 
der Magenschleimhaut benachbart war, während die zuletzt verabreichte sich 
mehr in der Mitte des Mageninhaltes befand. Nun liefern bestimmte Zellarten von 
Magendrüsen Salzsäure. Daher ist die Reaktion des Magensaftes sauer. Diastase 
und Maltase wirken nun nur bei schwach alkalischer Reaktion, nicht jedoch bei 
saurer. Das bedingt, dab die Fermente des Speichels im verschluckten Bissen 
gerade so lange ihre Wirkung entfalten können, als der Magensaft nicht bis zu 
ihnen vorgedrungen ist. Wir haben nun schon S. 17 erfahren, da bei fettreicher 
Nahrung Inhalt des Duodenums in den Magen gelangen und dort unter Umstànden 
mit seinen Fermenten Wirkungen entfalten kann?. Nun haben wir eben wieder 
einen Fall kennengelernt, der zeigt, daD ein Drüsensekret seine Aufgabe in 
Hinsicht auf fermentative Wirkungen fern von dem Ort seiner Abgabe auc- 
üben kann. 
Die Hauptverdauung der zusammengesetzten Kohlenhydrate 
vollzieht sich im Dünndarm. Hier wirken Diastase, Maltase, Laktase 
und Saccharase auf die in Frage kommenden Oligo- und Polysaccharide ein. 
Sie sind im Sekret der Pankreasdrüse und den Absonderungen der Darmdrüschen 
enthalten. Es spricht alles dafür, daB sámtliche zusammengesetzten Kohlenhydrate 
der Nahrung mit Ausnahme der Zellulose bis zu ihren Bausteinen zerlegt werden. 
Im wesentlichen entsteht Traubenzucker. Wie wir schon erwähnt haben, 
besitzen unsere Verdauungssäfte keine Fermente, die Zellulose aufzuschließen 
vermögen. Trotzdem ergibt die Untersuchung der Menge des aufgenommenen 
Polysaccharids und der in den Fäzes enthaltenen, daß ein wechselnder Anteil 
davon verschwunden ist. Es beruht dies, wie wir schon S. 75 erwähnt haben, 
darauf, daß Anteile der Darmflora imstande sind, Zellulose abzubauen*. Die in 
Frage kommenden Mikroorganismen verfügen über die Fermentgruppe Zellulase. 
Sie bauen das genannte Kohlenhydrat nicht für unseren Orgánismus ab, vielmehr 
1 In der Regel führt die einzelne Fermentart den Namen des Substrates, das von ihr verwandelt 
wird, unter Anfiigung der Endsilbe , ase’. 
2Ph. S. 37.2 Ph'S. 39. 
t AuBer Zellulose konnen auch andere Kohlenhydrate von Mikroorganismen angegriffen 
werden. Je nach ihrer Art zerlegen sie z. B. Glukose ganz verschieden. Wir kennen u. a. eine 
eine Buttersäure-, Essigsäure- und Milchsäuregärung. 
alkoholische Gärung, 
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
      
 
	        
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