Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
   
   
  
  
   
  
    
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
    
  
   
   
  
   
   
    
  
   
   
   
   
   
   
  
  
   
   
   
       
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Gleicharmige Hebelwaage. 123 
wägenden Körper mit dem Apparat in Verbindung bringt, sein Gewicht un- 
mittelbar abzulesen gestattet; solche Waagen sind bequem, aber nicht genau; 
sie werden am Schlusse des Artikels besprochen werden. 
Die gleicharmige Hebelwaage. 
Diejenigen Waagen, bei welchen man den zu wägenden Körper thatsächlich 
mit Gewichtsstücken vergleicht, beruhen fast sämmtlich auf dem Prinzip des Hebels. 
Die gewöhnliche, in den verschiedensten Formen und für die verschiedensten 
Zwecke übliche Waage ist diejenige, bei welcher der Hebel zwei gleich lange 
Arme besitzt. An den Enden derselben sind die beiden Waagschalen aufgehängt, 
auf deren eine der zu wägende Körper, auf deren andere die Gewichtsstücke ge- 
bracht werden; letztere werden so lange verändert, bis die beiden Hebelarme, 
d. h. der Waagebalken, welcher, als beide Schalen leer waren, die horizontale 
Lage hatte, diese wiederum einnimmt. Zur Constatirung dieser Lage ist bei 
den für geringere Genauigkeit bestimmten Waagen im Drehpunkt des Waage- 
balkens senkrecht nach oben ein Zeiger, die Zunge, angebracht, welcher an den 
Schwingungen des Balkens theilnimmt und bei horizontaler Lage desselben, also 
bei vertikaler eigener Stellung gerade in einen Rahmen, die sog. Scheere ein- 
spielt, welche mit der Hängevorrichtung oder dem Stativ der Waage fest ver- 
bunden ist. Bei feinen Waagen ist in der Mitte des Balkens ein langer und 
spitzer, vertikal nach unten gehender Zeiger angebracht, dessen Spitze vor einer 
an dem Stativ befestigten kleinen Skala spielt und, wenn die Waage horizontal 
steht, den Nullpunkt der Theilung bedeckt. Die Skala ist gewóhnlich spiegelnd 
eingerichtet, damit man bei der Ablesung genau senkrecht auf sie blicken und 
auf diese; Weise Parallaxenfehler vermeiden kónne.) Der Waagebalken selbst 
ist, um Festigkeit mit Leichtigkeit zu vereinigen, aus einem Metallrahmen ge- 
fertigt, dessen Stücke durch Querstücke verbunden sind. Die Drehungsaxe des 
Waagebalkens wird durch ein, in der Mitte desselben angebrachtes Stahlprisma 
gebildet, oder vielmehr durch dessen nach unten gekehrte Schneide, mit welcher 
der Balken auf einer Achat- oder Stahlplatte aufsitzt. Die Waagschalen hängen 
meistens mittelst Haken an den Enden des Waagebalkens; bei feineren Waagen 
trágt dagegen der Waagebalken auch an den Enden Prismen, und zwar diesmal 
mit den Kanten nach oben gerichtete; auf diesen Kanten ruhen wiederum ebene 
Achat- oder Stahlplittchen, und an diesen hingen die Waagschalen. Die drei 
Schneiden müssen möglichst in einer Ebene liegen. Nur in seltenen Fällen be- 
dient man sich statt der Schneiden stählerner Federn zur Aufhängung des 
Balkens sowohl als der Schalen. Zur Vervollständigung der Beschreibung ist 
noch zu erwähnen: eine durch einen drehbaren Knopf gehandhabte mechanische 
Vorrichtung, um die drei Schneiden von den betreffenden Plättchen zu ent- 
fernen und den Waagebalken anderweitig festzulegen — bei feinen Wägungen 
muss dies stets geschehen, ausgenommen während der eigentlichen Ablesung —; 
eine Stellschraube über der Mitte des Waagebalkens, um den Schwerpunkt des- 
selben auf- und abwärts verrücken zu können; Vorrichtungen zur Veränderung 
der Lage der drei Schneiden; endlich ein Glaskasten, in welchen die Waage ge- 
setzt wird (bei den sog. Vacuumwaagen luftdicht abgeschlossen im luftleeren 
Raume), und in dessen Inneres mechanische Vorrichtungen hineinreichen mit 
der Bestimmung, móglichst viele der erforderlichen Manipulationen von aussen, 
ohne Oeffnung des Kastens, bewerkstelligen zu kónnen. 
1) Zuweilen ist der Zeiger, und dem entsprechend auch die Skala, seitlich angebracht, 
letztere fest, ersterer am Ende des Arms. 
 
	        
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