Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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Theorieen der Gravitation. 
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Für d=— 564 wird £2 = 0:000000065 (Einheiten: cm, gr, sec).!) 
Theorieen der Gravitation. Wenn man sich auf den Standpunkt stellt, 
dass die Naturforschung die Erscheinungen der Natur in einer Weise darzustellen 
habe, welche Vollkommenheit mit móglichster Einfachheit verbindet, dass aber 
die letzten Ursachen dieser Erscheinungen ausserhalb ihres Bereiches liegen, so 
muss man sich durch das NEwTon'sche Gesetz für vôllig befriedigt erklären. 
Denn es ist keine Thatsache bekannt, welche ihm widerspricht, und eine weitere 
Vereinfachung desselben ist kaum denkbar. Naturforscher, welche nicht auf 
diesem Standpunkte stehen, haben jedoch an dem in dem NEwrow'schen Gesetze 
liegenden Fernwirkungscharakter der Gravitation Anstoss genommen und gemeint, 
einen Fortschritt zu machen, wenn sie diese Fernwirkung durch eine unmittelbar 
mechanische Wirkung dieser oder jener Art ersetzten. Dabei denken sich die 
Einen die Materie stetig und legen dem die Welt durchdringenden imponderablen 
Stoffe (Aether) eine ähnliche Eigenschaft bei. Die mechanische Wirkung, auf 
welche die Gravitation zurückgeführt wird, ist in diesem Falle von der Natur des 
hydrostatischen I"ruckes. Insbesondere kann man sich nach Sr W. THomson die 
Materie in Gestalt von Wirbelatomen vorstellen. Andere sehen zwar die Materie 
als relativ stetig an, geben aber ihren Theilchen eine mehr oder minder durch- 
brechene fzestalt, wáhrend der Aether in diskrete Theilchen aufgelöst wird. An 
die Stelle des Druckes des Aethers treten hier die Stôsse der Aethertheilchen. 
Bei noci anderen besteht auch die Materie aus Molekeln. Die umgekehrte Pro- 
portionalitàt mit dem Quadrat der Entfernung ergiebt sich bei allen diesen The- 
orien suf ziemlich einfache Weise, was nicht zu verwundern ist, da diese Be- 
z:ehung eine nahezu an sich einleuchtende und bei vielen anderen Naturerscheinungen 
wiederkebrende ist. Die Proportionalitit mit der Masse macht schon mehr 
Schwierigkeiten. Denkt man z. B. an Aetherstósse, so sieht man leicht ein, dass 
zwei in einiger Entfernung von einander befindliche Kórper auf den einander 
abgewandten Seiten mehr Stósse empfangen müssen, als an der Innenseite, wo 
jeder der beiden Kórper dem andern gewissermassen als Schirm dient; aber 
dieser Ueborschuss, also auch die scheinbare 'Anziehung der beiden Körper, 
müsste, wenn die Aethertheilchen an den Körperoberflächen abprallen, zu diesen 
Oberflächen, nicht zu den Massen, in Beziehung stehen; und man ist daher ge- 
nöthigt, anzunehmen, dass die überwiegende Mehrzahl der Aethertheilchen mehr 
oder minder tief in die Körper eindringt. Die Hauptsache aber ist, dass die 
meisten Theorieen den driickenden oder stossenden Theilen Eigenschaften, z. B. 
Elasticität beilegen; und es ist einleuchtend, dass damit complicirteres als die 
Gravitation selbst ins Spiel gezogen wird. Bei einigen Theorieen wird dieser 
Fehler vermieden, aber nur mit Hilfe verwickelter Vorstellungen oder schwer- 
fälliger mathematischer Rechnungen. Man kann daher sagen, dass diese Unter- 
suchungen vorläufig mehr der Naturphilosophie, als der Physik angehóren, und 
dass sie für letztere nur insofern werthvoll sind, als sie die Perspektive auf eine 
Anzahl môglicher Weise vorhandener, aber sämmtlich noch nicht beobachteter 
Erscheinungen eröffnen. Dahin gehört z. B. die Einwirkung des Weltäthers auf 
die Bewegungen der Himmelskörper (mehrfache Vermuthungen, z. B. hinsichtlich 
') Ausführlicheres über die Gestalt der Erde, ihre mittlere Dichte, die Variationen der 
Schwere u. s. w., sowie eine reiche Literatur über diese Gegenstände findet man bei GÜNTHER, 
Lehrb. d. Geophysik, Stuttg. 1884, Bd 1, pag. 129—210. 
WiNKELMANN, Physik, I. 14. 
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
 
	        
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