Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

214 Molekularhypothese, 
ziehung, wenn sie einander genähert werden, die Abstossung. Hieraus folgt, 
dass die Abstossung mit wachsender Entfernung rascher abnimmt als die Anziehung. 
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(Ph. 74.) 
In Fig. 74 sind demgemäss die beiden Kräfte 
durch die Kurven 4B (Anziehung) und. CD 
Abstossung dargestellt, mit der Entfernung 
zweier Theilchen als Abscisse. OZ ist der 
natürliche Abstand der Theilchen, hier sind 
die beiden Kráfte einander gleich; links hier- 
von liegt die Kurve der Abstossung, rechts 
die der Anziehung höher; haben endlich die 
Theilchen den Abstand OB erreicht, so sind 
die Molekularkräfte ganz ausser Spiel. Die 
quantitativen Verhàáltuisse der Fig. 74 ent- 
sprechen denjenigen, wie sie in einem festen 
Körper stattfinden. Dagegen entspricht die Fig. 75 den Verhältnissen in Gasen. 
Die Anziehungskurve AB ist dieselbe geblieben, aber die Abstossungskurve CD 
ist nach rechts verschoben und zwar so weit, dass die beiden Kurven sich nicht 
Ct 
  
  
0 A220 
(Ph. 75). 
mehr schneiden. Es überwiegt also stets die 
Abstossung, ein natürlicher Gleichgewichtszu- 
stand existirt nicht, sondern es wird jeder dar- 
gebotene Raum vollständig erfüllt. In der Mitte 
zwischen festen Körpern und Gasen stehen die 
Flüssigkeiten, wobei freilich das eigenthümliche 
Verhalten derselben, nämlich die leichte Ver- 
schiebbarkeit aber schwere Näherbarkeit der 
Theilchen (leichte Gestalts-, aber schwere Vo- 
lumenveränderlichkeit) nicht zur Darstellung 
gelangt; hierzu bedürfte es verwickelterer Vor- 
stellungen über die Molekularkräfte. Dagegen 
ist der Uebergang aus einem Aggregatzustande in den andern leicht zu verstehen, 
wenn angenommen wird, dass durch Erwärmung die Anziehungscurve unbeein- 
flusst bleibt, die Abstossungscurve hingegen nach rechts gerückt wird. 
Die Molekularhypothese hat den Vorzug, die physikalischen Erscheinungen mit 
den chemischen auf gleiche Grundlage zu stellen. Für das Verständniss der 
meisten physikalischen Erscheinungen an sich ist dagegen die Stetigkeitshypothese 
ebenso geeignet, und zur mathematischen Beschreibung derselben ist sie ihrer 
grösseren Einfachheit und strengeren Durchführbarkeit halber vorzuziehen. 
F. AUERBACH. 
Elasticitàt im. Allgemeinen. 
Begriff der Elasticität. 
Grundbegriffe. 
Elasticitát, im allgemeinsten Sinne des Wortes, 
bezeichnet den Widerstand irgend eines Körpers gegen Veränderungen der Lage 
seiner Theile gegen einander. Es kann dieser Körper fest, flüssig oder gasförmig 
sein; es können andererseits diese Veränderungen vorübergehender oder dauern- 
der Natur sein; und endlich können dies theils Veränderungen seines Volumens, 
       
   
     
  
   
  
   
    
   
    
   
  
     
    
    
    
  
  
   
  
  
    
  
  
  
   
   
      
    
   
    
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