Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
     
  
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Elasticitätsgrenze. 
Schluss den Werth z' und für den natürlichen Zustand am Schluss den Werth n' 
ergeben, so muss z — z — z2' — s sein. Ist dies nicht der Fall, so ist auch die 
Elasticitit eine andere geworden. Die Erfahrung hat gelehrt, dass zwar meist 
beide Einflüsse zusammenwirken, dass aber doch der zweite, d. h. die Veränderung 
des natürlichen Zustandes, gewöhnlich weit eher, d.h. bei kleineren Kräften und 
bei kürzerer Dauer des Zwanges, von Bedeutung wird, als der erstere, dass also, 
auch wenn z' von z und z' vonz erheblich abweicht, doch die obige Gleichung 
noch besteht. Im übrigen sieht man, dass es sich hier um eine verwickelte 
Erscheinung handelt, weil zwei verschiedene unabhängige Variable: Grösse und 
Dauer des Zwanges, in Betracht kommen. Ein grosser Zwang wird schon nach 
kurzer Dauer den natürlichen Zustand verschieben; andererseits scheint es, dass 
auch der kleinste Zwang dies thut, wenn er nur eine ausreichende Zeit hindurch 
andauert;!) und ähnlich verhält es sich mit dem Einflusse auf die Elasticitát. 
Die Eigenschaft eines Kórpers, innerhalb eines gewissen Bereiches der Einwirkung 
seine Elasticitit und seinen natürlichen Zustand, unbeirrt durch vorübergehende 
Zwangszustände, beizubehalten, wird am passendsten seine »elastische Vollkommen- 
heit« genannt. 
Elasticitätsgrenze. Aus dem Gesagten geht hervor, dass es nicht möglich 
ist, für den Bereich, innerhalb dessen ein Körper elastisch vollkommen ist, 
eine bestimmte Grenze, etwa ein bestimmtes Grenzgewicht anzugeben; denn je 
nach der Wirkungsdauer wird dasselbe ein anderes sein. Auch ist zu beachten, 
dass es sich hier um die Feststellung der Thatsache handelt, dass der Körper 
genau in seinen ursprünglichen Zustand wieder zurückkehrt, bei einem um eine 
Spur grösseren Zwange dies aber nicht mehr thut; und diese Feststellung wird 
wesentlich von der Genauigkeit der Apparate abhängen: an einem feinen Apparate 
wird man eine dauernde Veränderung schon durch die Wirkung eines Gewichtes 
constatiren, für welches dies bei einem weniger genauen Apparate noch nicht 
möglich ist. Wenn man trotz dieser beiden Umstände Zahlenwerthe für jene 
Grenze erlangen will, — und das ist für praktische Zwecke von grosser Wichtig- 
keit — so bedarf man hierzu einer gewissen Uebereinkunft, indem man etwa fest- 
setzt: 1. die Dauer der Wirkung soll eine mässige sein (nicht gar zu kurz, aber 
auch z. B. nicht tagelang); 2. Aenderungen des natürlichen Zustandes, welche 
einen gewissen Betrag nicht überschreiten, sollen unberücksichtigt bleiben. Auf 
diese Weise gewonnene Zahlen nennt man Werthe der »Elasticitätsgrenze;« es 
ist aber einleuchtend, dass es sich hier stets nur um ungefähre Angaben handeln 
kann. ”) 
Im Vorstehenden wurde die Grenze des Bereiches der elastischen Voll- 
kommenheit durch den Grenzzwang charakterisirt. Man kann sie auch noch 
anders, nämlich durch die temporäre Grenzveránderung charakterisiren, d. h. 
durch diejenige unter dem Zwange stattfindende Veränderung, welche nach Auf- 
hebung des Zwanges eben noch zum ursprünglichen natürlichen Zustande zurück- 
führt. Es lässt sich leicht einsehen, dass das, was im allgemeinen Sprach- 
gebrauche Elasticität genannt wird, weder mit dem wissenschaftlichen 
Elasticitätsbegriff, noch mit dem Begriff der Elasticitätsgrenze (Grenzzwang), wohl 
1) In dieser Hinsicht stellt seit einigen Jahren BOTTOMLEY in Glasgow »säculare« Beobachtungen 
an Platin-, Gold-, Silber- und andern Drähten an; die vorläufigen Ergebnisse derselben sehe man 
in den Reports of the Brit. Assoc. 1881—1887. 
2) Für Dehnungen gilt eine solche von 0°5 »» auf 1 ursprüngliche Länge als äusserste 
noch zu beürcksichtigende. Für Biegungen, Drillungen, Scherungen u, s, w. (siehe unten) 
sind die Angaben verschieden, 
  
  
  
  
 
	        
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