Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

12 Theodolith. 
je 60 Minuten zu je 60 Secunden getheilt wird,!) als Einheit. Auch hier handelt 
es sich, wie bei derjenigen von Längen, in erster Linie darum, ob dieselben für 
den messenden Apparat zugänglich sind. Ist dies der Fall, so bedient man sich, 
je nach den näheren Umständen, des bekannten Transporteurs, oder des eben- 
falls verhältnissmässig einfachen Contakt- oder Anlege-Goniometers. In der 
Physik findet diese direkte Winkelmessung weit seltener Anwendung als diejenige 
aus der Ferne, bei welcher optische Methoden und Apparate benutzt werden. 
Hierher gehóren namentlich das Reflexionsgoniometer und der Theodolith. 
Die wesentlichen Bestandtheile des letzteren sind eine horizontale Kreistheilung 
; zur Messung von Winkeln in horizontalen Ebenen 
und eine vertikale Kreistheilung für Winkel in ver- 
tikalen Ebenen. Jeder Kreis ist mit einem dreh- 
baren Fernrohr versehen (oder beide mit einem 
gemeinschaftlichen), dieses wird erst auf die eine, 
dann auf die andere Richtung eingestellt und der 
Winkel aus den beiden bezüglichen, mittels Nonien 
anderKreistheilung gemachten Ablesungen berechnet. 
Es ist noch zu bemerken, dass zur Herstellung dieser, 
wie aller feinen Kreistheilungen, eine besondere Art 
Theilmaschine, die Kreistheilmaschine?) dient. 
Zur Messung kleiner Winkel kann man 
Apparate benutzen, welche entweder auf der opti 
schen Interferenz oder auf der Erscheinung der 
vielfachen Bilder in einem Winkelspiegel beruhen. 
Wie der Winkel als ein Bruchtheil eines Kreis- 
umfanges betrachtet werden kann, so kann man 
| ein bestimmtes Flüchenstück auf einer Kugelober- 
| fläche in seinem Verhältniss zur ganzen Kugelober- 
| i IUS —füche als Raumwinkel bezeichnen. Der Begriff 
  
des Raumwinkels tritt in der Physik nicht selten 
auf, z. B. in der Photometrie; zu seiner Messung, 
wobei die Einheit ein Quadratgrad ist, ist von 
L. WEBER ein Apparat, der Raumwinkelmesser angegeben worden.?) 
Bei dieser Gelegenheit möge eine häufig brauchbare Tabelle Platz finden. 
An Quadratgraden enthält die Kugeloberfläche eine Anzahl von 41253, aber nicht 
genau, weil sich die Oberfläche überhaupt nicht mit Quadratgraden ausfüllen 
lässt, ohne dass Lücken entstehen, die dann zusammengenommen nicht wieder 
grade eine Anzabl von Quadratgraden ergeben. Für die Vorstellung einfacher und 
daher allgemein üblich ist die Eintheilung der Kugeloberfláche durch 180 Parallel- 
kreise oder Breitenkreise und 360 Meridiane oder Längenhalbkreise. Alle 
zwischen denselben beiden Parallelkreisen gelegenen Vierecke sind dann gleich 
gross; dagegen nehmen sie vom Aequator zu den Polen an Grósse ab. Es be- 
trägt nämlich die Grösse eines Vierecks auf der Erdoberfläche zwischen zwei 
Breiten- und zwei Längengraden, in verschiedenen Breiten (in Qu. Meilen). 
d | 
(Ph. 5.) Theodolith. 
1) Die Decimaltheilung des Kreisumfanges ist mehrfach vorgeschlagen, aber noch nicht 
acceptirt worden. 
?) Die erste Kreistheilmaschine rührt vom Uhrmacher HiNDLAY in York her (1740), die erste 
wirklich in Gebrauch gekommene von RAMSDEN (1774). — Ueber die jetzigen Kreisth.-M. s. u. 
a. LOEWENHERZ, Z. f. Instr. K. 2, pag. 365 (1882); WEGENER, ebenda 3, pag. 117 (1883). 
3) L. WEBER, Z. f. Instr. K. 4, pag. 343 (1884). 
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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