Geschwindigkeit.
Körper, die ursprünglich in Bewegung sind. Wird ein solcher Körper sich selbst mit
überlassen, so verlangt jenes Princip, dass er sich gradlinig und gleichförmig Ta
ohne Ende fortbewege. Erscheinungen dieser Art finden wir so gut wie gar weil
nicht, und im Bereiche irdischer Vorgänge überhaupt nicht; vielmehr gelangt
jeder sich selbst überlassene Körper allmählich zur Ruhe. Man muss also an- den
nehmen, dass ein solcher Körper nur scheinbar sich selbst überlassen, in Wahr-
heit aber der Wirkung einer Kraft unterworfen sei. Man sagt, es finde Reibung Sch
statt, und betrachtet eben diese Reibung als jene Kraft. Da nun Reibung gerade- Meı
zu überall auf der Erde stattfindet, so giebt es hier keine gleichförmige Bewegung. Sch
Im Weltraum, der von Reibung frei ist, kommt dagegen, wenigstens näherungs- Ha
weise, gleichfórmige Bewegung vor. Gradlinige Bewegung ist aber auch hier Sch
nicht zu finden und es ist daher auch die Bewegung der Himmelskorper als die Luf
Wirkung einer Kraft anzusehen. Bei irdischen Erscheinungen macht sich die Sch
Beharrung in der Bewegung am deutlichsten in solchen Fällen geltend, in denen Flie
ein Körper plötzlich infolge eines Hindernisses, aufhört an der Bewegung eines Sch
andern theilzunehmen, während dieser letztere sich ungestört weiterbewegt (Aus- Bic
steigen aus einem in rascher Fahrt befindlichen Wagen, Stoss beim Anhalten Fris
eines Zuges u. s. w.). Zur experimentellen Erläuterung hiervon geeignet ist ein To
von LISSER und BENNEKE in Berlin gefertigter Apparat von SCHULZE, bestehend Eis
aus einem Wagen, auf dem ein anderer beweglich steht; hält man ersteren an, Reı
so läuft letzterer noch weiter. Beı
Geschwindigkeit. Eine gradlinige und gleichförmige Bewegung ist Sch
zweifach charakterisirt: durch ihre Richtung und durch die Beziehung, welche Oz
Bri
zwischen der zurückgelegten Strecke und der hierzu erforderlichen Zeit besteht.
Das Verhültniss dieser beiden Gróssen nennt man die Geschwindigkeit der Orl
Bewegung oder auch des Kórpers. Man kann also das Beharrungsprincip auch Scl
so aussprechen: Ein sich selbst überlassener Kórper bewegt sich in constanter Sta
Kr:
Richtung und mit constanter Geschwindigkeit.
Messung der Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit wird gewóhnlich Scl
in Metern pro Sekunde ausgedrückt. Ihre Messung wird in den meisten Fällen Lu
nicht durch besondere Apparate, sondern dadurch ausgeführt, dass man die Ae
zurückgelegte Strecke und die erforderte Zeit einzeln misst und die Ergebnisse Ka
durch einander dividirt. In vielen Fillen ist aber die zurückgelegte Strecke nicht Fh
ohne weiteres messbar, oder das Zeitintervall, auf welches man sich bei der
Messung beschrünken muss, ist so klein, dass Pendel und Uhr den Dienst ver- be
sagen. Für solche und zahlreiche andere Fille sind besondere Geschwindigkeits- im
messer construirt worden, die jedoch hier nur kurz erwühnt werden kónnen, soi
da ihre Theorie und Beschreibung theils in specielle Kapitel der Physik, theils aus
in die Technik gehôrt. Hierher sind zu rechnen: Das Log zur Messung der Or
Schiffsgeschwindigkeit, sowie Einrichtungen zur Messung der Fahrgeschwindigkeit im
von Eisenbahnzügen; das Anemometer, welches die Windgeschwindigkeit | Be
misst (durch den Anemometrographen wird sie sogar graphisch registrirt); elek- eb
trische Einrichtungen zur Ermittelung der Geschwindigkeit von Geschossen; Fall- Sc
maschinen (s. «Freier Fall«); optische Methoden für áusserst kleine Zeitintervalle we
(sz. B. >Lichtgeschwindigkeit«); Strommesser oder Rheometer für Wasserläufe ze
u. s. w. Eine besondere Klasse dieser Apparate ist zur Messung von Um-
drehungsgeschwindigkeiten bestimmt; es sind das entweder einfache Touren- ve
zühler, welche an die rotirende Achse gelegt, z. B. jede zehnte Umdrehung
durch den Druck eines Stiftes auf den Finger des Beobachters markiren, also Me
Apparate, welche nebenbei eine Zeitmessung erfordern und überdies nur die ste