Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

        
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
   
   
   
   
   
   
  
    
  
   
  
   
  
  
    
  
  
    
   
   
    
  
    
   
   
    
  
    
   
  
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1832. 
(1857.) 
   
Absolutes Maass. Grundeinheiten. 25 
heiten von diesem Gesichtspunkt aus zu treffen ist, wobei wir bemerken wollen, 
dass auch Gauss!) die Wahl der Einheiten als eine offene Frage angesehen hat. 
Da die Physik alle in ihr Gébiet gehórenden Erscheinungen durch Bewegungen 
zu erklären bestrebt ist, die reine Bewegungslehre aber als Grundbegriffe nur 
Raum und Zeit braucht, so werden wir jedenfalls die Lángeneinheit und die 
Zeiteinheit zu den Grundeinheiten rechnen.?) 
In der Mechanik kommen zu den Begriffen des Raumes und der Zeit die- 
jenigen der Masse und der Kraft. Dieselben lassen sich nicht unabhängig von 
einander definiren. Sie hängen nach dem Grundprincip der Mechanik dadurch 
zusammen, dass man die Kraft dem Produkt aus Masse und Beschleunigung pro- 
portional setzt. 
Hieraus kann man entweder die Definition der Krafteinheit entnehmen, als 
diejenige Kraft, welche der Masseneinheit die Einheit der Beschleunigung er- 
theilt, oder man definirt die Masseneinheit als diejenige Masse, welche durch die 
Krafteinheit die Einheit der Beschleunigung erlangt. 
Die erste Definition setzt voraus, dass man die Masseneinheit, die letzte, 
dass man die Krafteinheit zuvor in anderer Weise festgestellt hat. Zu dieser 
weiteren Bestimmung pflegt man die Gewichtseinheit zu verwerthen. Setzt man 
fest, dass ein bestimmtes Gewichtsstück, etwa die übliche Gewichtseinheit, gleich- 
zeitig als Masseneinheit dienen soll, so erhalten wir dadurch eine aus der ersten 
Definition abzuleitende Krafteinheit. Dies ist das von Gauss und WEBER be- 
nutzte System von Fundamentaleinheiten: Lànge, Zeit und Masse-Gewicht. Wird 
dagegen als Krafteinheit eine bestimmte Kraft, etwa die Anziehung der Erde auf 
die Gewichtseinheit an einem bestimmten Ort der Erde (etwa unter 45^ Breite) 
gewählt, so erhált man ein anderes Maasssystem, dasjenige, welches bisher in 
der Praxis und Technik angewandt wurde und auch noch im Gebrauch ist. 
Das Gauss'sche Maasssystem wird hàáufig ausschliesslich als absolut be- 
zeichnet, wáhrend für das letztere die Ausdrücke: conventionell, practisch, 
irdisch in Anwendung gekommen. 
Nach unserer Definition des absoluten Maasses kann man zweifellos auch 
das zweite System als ein absolutes bezeichnen. Um daher diese Systeme zu 
unterscheiden, habe ich die Ausdrücke: Masse — Gewicht — System (abge- 
kürzt: M. G. S) und Kraft — Gewicht — System (K. G. S.) in Vorschlag 
gebracht.?) : 
Dass die Wahl der Einheiten bei dem ersten System bei weitem zweck- 
mássiger ist, wird wohl von Niemand bestritten werden. Wir besitzen bei dem- 
selben eine wohl definirte Masseneinheit, welche überall (als Gewichtseinheit) mit 
grosser Genauigkeit reproducirt werden kann. Die Krafteinheit folgt, wie oben 
bemerkt, hieraus in unzweideutiger Weise. Bei dem anderen System ist die Kraft- 
einheit nur für einen bestimmten Ort direkt gegeben. Die Anziehung der Erde 
auf die Gewichtseinheit ist an allen übrigen Orten in Folge der verschiedenen 
Werthe von g etwas von 1 verschieden. Hiernach ist die abgeleitete Massen- 
einheit von Ort zu Ort veründerlich. Würde man aber diese Anziehung selbst 
an jedem Ort als Krafteinheit benutzen, so hátte man eine von Ort zu Ort sich 
1) Gauss Werke V., pag. 8s. 
?) C. BoHN hat gezeigt, dass man ein absolutes Maasssystem auf diese beiden Einheiten 
allein beziehen kann. WIEDEM. Annal. 18, pag. 346. 
3) A. OBERBECK. Ueber die Bezeichnung der absoluten Maasssysteme. WIED. Ann. 3I, 
pag. 335—330. — L. PFAUNDLER. Ueber die Bezeichnung der Maasssysteme. WIED. Ann. 32, 
pag. 188-— 191.
	        
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