406 Specielle Erscheinungen,
abwärts, so wird der Ausfluss davon nicht berührt; wohl aber, wenn eine nach
oben oder unten gerichtete Beschleunigung y vorhanden ist; es wird dann
7 — y(e 4-34 resp. 7 — y 2(g — 7)/%; ldsst man das Gefiss frei herabfallen, so
wird hiernach v — 0, die Flüssigkeit fliesst überhaupt nicht aus. Aehnlich ver-
hält es sich bei seitlichem Ausfluss und horizontaler Bewegung. Dass eine solche,
und zwar entgegengesetzt der Ausflussrichtung, bei frei beweglichem Gefässe
durch Reaktionswirkung von selbst eintritt, ist schon oben angegeben worden
(s. Art. Hydrodynamik, pag. 400).
4) Befindet sich in einem Gefäss über der ausfliessenden Flüssigkeit noch
eine andere, so muss man deren Hôhe, um die Druckhôhe zu erhalten, auf das
specifische Gewicht der ausfliessenden reduziren und zur Hôhe dieser addiren.
Hieraus folgt, dass in dem Momente, wo die obere Flüssigkeit auszufliessen be-
ginnt, wo man also ihre Höhe ohne Reduktion als Druckhöhe einzuführen hat,
die Ausflussgeschwindigkeit plötzlich sich ändert, so dass es, entgegen dem that-
sächlichen Verhalten, den Anschein gewinnt, als wäre die Ausflussgeschwindig-
keit für verschiedene Flüssigkeiten verschieden.
5) Fliesst eine Flüssigkeit aus einem Gefässe durch mehrere, in verschiedenem
Niveau gelegene Oeffnungen gleichzeitig aus, so hat man es mit verwickelten
Bewegungsverhältnissen zu thun, und die Erscheinung wird sich in der Mitte
halten zwischen den beiden extremen Erscheinungen, welche sich ergeben würden,
wenn für jede Oeffnung einmal die ganze über ihr lastende Flüssigkeit, das an-
dere Mal nur die zwischen ihr und der nächst höheren Oeffnung befindliche
Flüssigkeitsschicht in Rechnung gezogen würde; bei im Vergleich zum Quer-
schnitt des Gefässes (des Rohrs) kleinen Oeffnungen wird die Erscheinung sich
mehr dem ersteren, im andern Falle mehr dem letztern Extrem nähern.
6) Die unter verschiedenen Umständen ausgeführten Messungen von v haben
ergeben, dass es nicht immer genau den aus Gleichung (1) folgenden Werth hat,
und man hat daher diese Gleichung durch die modificirte
ie ty2gA
ersetzt, wo 6 der Geschwindigkeitscoéfficient heisst und zwischen 0:95 und
1'1 schwankt. Indessen sind die Beobachtungen bei weitem nicht so genau und
die Vernachlássigungen, welche die Gleichung (1) den wirklichen Verháltnissen
gegenüber macht, zu mannigfaltig, als dass auf obige Schlussfolgerung erheb-
liches Gewicht zu legen wäre; umsomehr als die genaueste der Methoden, die
von VAUTIER benutzte, auch die geringsten Abweichungen von Gleichung (1)
ergiebt. :
Ausflussmenge und Contraktion des Strahls. Aus der Ausfluss-
geschwindigkeit v erhält man durch Multiplikation mit der Grösse g der Oeffnung
die »theoretische Ausflussmenge« V= qv — qy 2g A. Die Beobachtungen
haben indess gezeigt, dass die wirkliche Ausflussmenge geringer ist, und
dass man daher, wenn £ ein Bruch ist,
V— hqo — &qy 9g
setzen muss; 4 heisst der Ausflusscoéfficient. Im rohen Durchschnitt ist
ungefáhr 4 — 0:62; es varürt aber je nach der Druckhóhe, der Form und
Grósse der Oeffnung, der Form und Grosse des Gefásses, der Wandstärke und
andern Einflüssen zwischen sehr weiten Grenzen. So fand für runde Oeffnungen
WEISBACH I):
I) Ueber diese und die weitere Literatur s. u, A. WEISBACH, Experimentelle Hydraulik,
u. Ingenieur- u. Maschinen-Mechanik, Bd. 1.
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BA ua (Cy), fT